EU-Schluss: Börsen legen wieder den Rückwärtsgang ein

EU-Schluss: Börsen legen wieder den Rückwärtsgang ein

London – Europas Börsen ist nach der jüngsten Erholung der Schwung ausgegangen. Die wichtigsten Aktienindizes schlossen am Dienstag teils recht klar im Minus. Nach einer turbulenten Vorwoche hatten die Aktienmärkte zwar in den vergangenen Tagen die Konjunktursorgen hinter sich gelassen und dank neuer Hoffnungen im Zollstreit und Spekulationen auf weitere Stimulierungsmassnahmen der geldpolitischen Akteure wieder zugelegt. Bislang aber sind diese Hoffnungen kaum durch konkrete Nachrichten unterfüttert worden, so dass die Anleger derzeit auf neue Impulse warten.

Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 ging 0,56 Prozent tiefer bei 3350,23 Punkten aus dem Handel. Der französische Cac 40 gab um 0,50 Prozent auf 5344,64 Punkte nach.

In London litt der britische FTSE 100 zusätzlich unter dem wieder stärkeren Pfund und büsste 0,90 Prozent auf 7125,00 Punkte ein. Eine anziehende Landeswährung kann Exporte in Länder ausserhalb Grossbritanniens verteuern. Das Pfund profitierte davon, dass der britische Premierminister Boris Johnson mit einer neuen diplomatischen Offensive zur Änderung des Brexit-Vertrags in Brüssel auf Ablehnung gestossen war.

Noch etwas deutlicher unter Druck standen die Börsen in Madrid und Mailand. So fiel der italienische Leitindex FTSE MIB um mehr als 1 Prozent, nachdem Ministerpräsident Giuseppe Conte seinen Rücktritt und das Ende der Regierung aus rechter Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung erklärt hatte. Wie die weitere politische Zukunft der drittgrössten Volkswirtschaft der Eurozone aussehen könnte, gilt unter Experten als völlig offen.

Aus Sektorsicht konnte sich europaweit keine Branche dem Abwärtssog entziehen. Am besten schlugen sich noch die als recht konjunkturrobust geltenden Pharmawerte, die um lediglich 0,16 Prozent nachgaben.

Dagegen belasteten Aussagen des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, das die 2015 eingeführte Mietpreisbremse nicht beanstandete, insbesondere die deutschen Immobilienwerte. Dies zog den gesamten europäischen Sektor nach unten. Mit einem Verlust von 1,34 Prozent zählte er zu den Schlusslichtern im Branchenvergleich.

Die rote Laterne im EuroStoxx hielten die Anteilscheine von Telefonica mit einem Minus von fast 2,6 Prozent. Der Experte Jerry Dellis vom Analysehaus Jefferies hatte seine Schätzungen für den spanischen Telekommunikationskonzern gekürzt und dies vorrangig mit negativen Währungseffekten in Lateinamerika und beim britischen Pfund begründet. In Grossbritannien, aber auch in Brasilien laste zudem der Wettbewerbsdruck auf dem Unternehmen. Ferner nehme die Konkurrenz im Heimatmarkt zu.

An der schweizerischen Börse stemmten sich die Papiere von Zurich nach einer Kaufempfehlung durch Jefferies gegen den negativen Trend und legten etwas zu. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld seien die Aktien des Versicherers eine relativ sichere Anlage, schrieb der Analyst Philip Kett.

Dass die Supermarktkette Casino in einer zweiten Runde neue Verkäufe von Geschäftsanteilen plant, schob den Kurs in Paris um gut 9 Prozent nach oben. In Mailand waren die Aktien des Fussballclubs Juventus Turin wegen starker Kursschwankungen zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt worden und schlossen gut 3,7 Prozent höher. Anleger setzten Börsianern zufolge auf eine Verpflichtung des brasilianischen Superstars Neymar. (awp/mc/ps)

Euronext
Aktueller Stand Eurostoxx50 bei Google

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert