Europa-Verlauf: Positive Signale im Handelsstreit treiben Markt an

Paris / London / Zürich – Die europäischen Börsen haben am Donnerstag zugelegt. Günstige Signale im Handelsstreit stützten die Märkte. Auch die Aussagen der US-Notenbank am Vorabend sorgten für keinen Gegenwind.
Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 gewann am späten Vormittag 1,19 Prozent auf 5.292,63 Punkte. Ausserhalb des Euroraums tendierte der Schweizer SMI kaum verändert, während der britische FTSE 100 um 0,17 Prozent auf 8.573,99 Punkte anzog.
Die Aussagen der US-Währungshüter fielen auf fruchtbaren Boden. «Die US-Notenbank hat gestern wie erwartet den Leitzins nicht angetastet, aber die Tür für weitere Zinssenkungen offengelassen», betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Der Aktienmarkt honoriere aber auch die Tatsache, dass sich der Konflikt zwischen US-Notenbankpräsident Jerome Powell und US-Präsident Donald Trump durch die eher moderatere Tonwahl des Notenbankchefs zunächst nicht weiter verschärft habe.
Zudem hatte Trump ein «bedeutendes» Handelsabkommen mit einem «grossen und hoch angesehenen Land» angekündigt. Dazu werde es am Donnerstag eine Pressekonferenz geben. Um welches Land es sich handelt, liess der Republikaner offen. Berichten zufolge soll es Grossbritannien sein.
Neben dem Überraschungspaket gab es aber auch eine weitere frohe Botschaft. «Positiv kam bei den Investoren an, dass die USA die Handelsbeschränkungen im Halbleiterbereich lockern wollen», so Marktexperte Andreas Lipkow. «Die Restriktionen in diesem Sektor sind in den letzten Jahren so komplex geworden, dass eine Lockerung längst notwendig geworden ist.»
Die neue US-Regierung wird demnach die unter Joe Biden beschlossenen Einschränkungen für den Export von KI-Technologie nicht in Kraft treten lassen. Die Massnahmen seien zu komplex und würden amerikanische Innovationen bremsen, zitierte das «Wall Street Journal» eine Sprecherin des Handelsministeriums. Das liess Aktien aus dem Segment wie ASML, die um 4,5 Prozent stiegen, deutlich anziehen.
Aber auch andere exportorientierte Sektoren wie Industriewerte waren gefragt. Am Wochenende wollen sich Vertreter der USA und Chinas treffen. «Die Gespräche mit China und ein möglicher Deal mit Grossbritannien – dessen Abschluss über Nacht durchsickerte – könnten den Unternehmen etwas Luft verschaffen,» hiess es in einem Kommentar des Börsendienstes Index Radar.
Im ansonsten unspektakulären Sektor der Nahrungs- und Genussmittelwerte ragten Aktien von AB Inbev mit 3,3 Prozent Gewinn hervor. Die Analysten des Investmenthauses Jefferies lobten Marge und Ergebnisse, die klar über den Erwartungen gelegen hätten. Die Experten von JPMorgan verwiesen auf den bestätigten Ausblick. Auch der Gewinn je Aktie habe überzeugt.
Unter den Schweizer Standardwerten fielen Adecco mit 7,7 Prozent Gewinn auf. Der weltgrösste Personalvermittler hält sein Geschäft trotz unsicherer Wirtschaftslage und Veränderungen im Welthandel stabil. Bisher gebe es keine spürbaren negativen Auswirkungen auf das Vermittlungsgeschäft, hatte Unternehmenschef Denis Machuel in einer Telefonkonferenz mit Analysten anlässlich der Quartalszahlen gesagt.
Nicht ganz so glänzend präsentierten sich Aktien der Zurich-Gruppe, die nach den Quartalszahlen des Versicherers leicht nachgaben. Insgesamt sei der Start ins Jahr wie erwartet ausgefallen, so die UBS. Während das Wachstum in der Lebensversicherung sehr stark ausgefallen sei, hätten sich die Preissteigerungen im Nichtlebengeschäft abgeschwächt. Zugleich sei die Belastung aus Naturkatastrophenschäden etwas höher als erwartet gewesen. (awp/mc/ps)