Ölpreise: Marktturbulenzen setzen sich fort

Ölpreise: Marktturbulenzen setzen sich fort
(Bild: © Touchsmile / AdobeStock)

New York / London – Die Turbulenzen am Rohölmarkt haben sich am Dienstag fortgesetzt. Nachdem der Preis für US-Rohöl zur zeitnahen Auslieferung am Montag erstmals negativ gewesen ist, sprangen die Turbulenzen am Dienstag auf weitere Marktsegmente über. Der Preis für europäisches Rohöl wurde dadurch mit nach unten gezogen.

Die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni kostete am Dienstag im Tief 11,59 US-Dollar. Zuletzt lag der Preis bei 15,45 Dollar, das waren immer noch 5,97 Dollar weniger als am Vortag. Am Montag war der Preis für WTI zur Mai-Lieferung massiv in den negativen Bereich gefallen. Als Auslöser gilt ein giftiges Gemisch aus einer stark fallenden Nachfrage wegen der Corona-Krise und einem viel zu hohen Angebot.

Die Nordseesorte Brent kostete am Dienstag im Tief 18,10 Dollar. Zuletzt stand der Preis bei 20,68 Dollar. Das waren 5,45 Dollar weniger als am Vortag.

Angebot und Nachfrage klaffen weit auseinander
Der Ausnahmezustand am Ölmarkt zeigt vor allem, wie stark Angebot und Nachfrage derzeit auseinanderklaffen. Die Corona-Pandemie legt viele Volkswirtschaften lahm – der Bedarf an dem Rohstoff sinkt dadurch massiv. Zugleich ist das Angebot trotz angekündigter Förderkürzungen seitens grosser Ölnationen nach wie vor viel zu hoch.

Hinzu kommt, dass die Lagerkapazitäten knapp und teils erschöpft sind. In Cushing, dem Auslieferungsort für US-Rohöl, sind noch freie Lagerbestände in den vergangenen Wochen stark zurückgegangen. Am Dienstag hiess es vom grössten privaten Anbieter von Öllagerraum, dem in Rotterdam ansässigen Unternehmen Royal Vopak, seine Lagerkapazität sei nahezu erschöpft.

Einige Experten verweisen jedoch auch auf die Möglichkeit von Handelspannen oder Marktmanipulationen. Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank sprach von einem ausgedünnten Handel am Montagabend. Auch sei der Handel anfällig für Manipulationen, weil die meisten Händler ihren Kunden bei negativen Preisen wahrscheinlich keinen Handel gewähren könnten. «Man darf gespannt sein, ob die Börse den Handelsverlauf im Nachhinein revidiert», erklärte der Experte. (awp/mc/ps)

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