Nordsee-Öl durch Kämpfe im Irak auf Neun-Monatshoch

Nordsee-Öl durch Kämpfe im Irak auf Neun-Monatshoch

Singapur – Die Ölpreise haben zum Wochenschluss an den Höhenflug vom Vortag angeknüpft. Wegen der schweren Kämpfe im wichtigen Förderland Irak waren die Notierungen bereits am Donnerstag stark gestiegen. Im frühen Freitagshandel erreichte der Brent-Preis bei 114,69 US-Dollar den höchsten Stand seit neun Monaten. Die Zuspitzung der Lage im Irak trieb den Preis für Nordseeöl in den vergangenen drei Tagen um mehr als fünf Dollar nach oben.

Allerdings legten die Notierungen am Freitag nur noch leicht zu. Am späten Freitagnachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 113,32 US-Dollar und damit 30 Cent mehr als am Vortag. Ein Fass der amerikanischen Sorte WTI verteuerte sich um neun Cent auf 106,61 Dollar. In der vergangen Nacht war der Preis für US-Rohöl in der Spitze noch bis auf 107,68 Dollar geklettert und hatte damit den höchsten Stand seit September erreicht. «Preistreibend sind nach wie vor die Ereignisse im Irak», hiess es in einer Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank.

Grosse Nervosität am Ölmarkt
Der Ölmarkt reagiert seit Tagen mit grosser Nervosität auf die Kämpfe im Irak, einem Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Das Land zählt neben Saudi-Arabien zu den Staaten mit den grössten Ölvorräten der Welt und galt zuletzt als Hoffnungsträger unter den Opec-Staaten. In den vergangenen Tagen hatten Kämpfer der radikal-islamischen Terrorgruppe Isis überraschend schnell grosse Gebiete im Norden des Förderlandes unter ihre Kontrolle gebracht. Meldungen zufolge sollen sich die Kämpfer weiter auf dem Vormarsch in Richtung der irakischen Hauptstadt Bagdad befinden.

«Angesichts der aktuellen Sicherheitslage ist es schwer vorstellbar, dass die Ölproduktion im Norden des Irak in absehbarer Zeit zurückkehren wird», so die Commerzbank. Allerdings wird die Produktion im Süden des Landes, die mit etwa 90 Prozent den Löwenanteil der irakischen Ölexporte ausmacht, von den Kämpfen bislang noch nicht beeinträchtigt. Laut Commerzbank zeigt aber die Nervosität am Markt, dass auch die Produktion im Süden nicht mehr als sicher eingeschätzt wird.

Experten warnen vor weiterem Preissprung
Generell gilt unter Fachleuten: Sollte es im Irak zu grossen Angebotsausfällen an Rohöl kommen, könnten diese durch das Opec-Kartell kaum ausgeglichen werden. Bei einem solchen Szenario rechnet die Commerzbank mit einem Anstieg des Ölpreises um weitere zehn Dollar je Barrel.

Der Preis für Opec-Rohöl legte zuletzt zu. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Freitag kostete ein Barrel am Donnerstag im Durchschnitt 107,39 Dollar. Das waren 1,19 Dollar mehr als am Mittwoch. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells. (awp/mc/pg)

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