US-Schluss: Kurse sind nicht mehr zu bremsen

US-Schluss: Kurse sind nicht mehr zu bremsen

New York – Die Kette immer neuer Börsenrekorde in den USA ist auch am letzten Handelstag der Woche nicht abgerissen. Die Aussicht auf sinkende Zinsen bei einer gleichzeitig soliden Konjunktur trieb Anleger am Freitag erneut in Aktien. Sowohl der Dow Jones Industrial als auch der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 erklommen Höchstkurse.

Der Dow Jones rückte um 0,90 Prozent auf 27’332,03 Punkte vor. Auf Wochensicht verbuchte der Dow ein Plus von 1,5 Prozent. Seit Jahresbeginn sind es bereits gut 17 Prozent. Die Hürde von 27’000 Zählern, die sich im Oktober vergangenen Jahres noch als zu hoch erwiesen hatte, hatte der Dow schon am Donnerstag hinter sich gelassen.

Börsianer führten auch die Gewinne vor dem Wochenende auf die jüngsten Aussagen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell vor Parlamentariern zurück. Dieser hatte die konjunkturellen Risiken betont und gleichzeitig auf eine verhaltene Inflation verwiesen – und somit die Tür für Zinssenkungen offen gelassen. «Aus Investorensicht hat er den Auftritt mit Bravour bestanden», sagte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Mit seinen Einschätzungen habe Powell den Anlegern «genau das gegeben, was sie haben wollten».

Der S&P 500 kletterte am Freitag um 0,46 Prozent auf 3013,77 Punkte und schloss damit erstmals über der 3000er Marke. Der Nasdaq 100 stieg um 0,59 Prozent auf 7943,24 Zähler.

Die jüngsten Rekorde müssen noch nicht das Ende der Fahnenstange sein: «Für einen Bärenmarkt nach einem neuen Allzeithoch brauchte es in den letzten fünfzig Jahren entweder eine Rezession innerhalb des nächsten Jahres oder eine deutliche Überbewertung von Aktien gegenüber Anleihen», sagte Anlagestratege Maximilian Kunkel von der Bank UBS. Die realen Zinsen und die Verfassung des US-Verbrauchers deuteten aber nicht auf eine baldige Rezession hin. Und Aktien seien im Vergleich zu Anleihen weiterhin günstig bewertet.

Auffällig waren die erneuten Kursverluste im Pharmasektor. Papiere von Branchengrössen wie Merck & Co, Pfizer, Abbott Laboratories und Eli Lilly verloren zwischen 1,4 und 2,1 Prozent. Die Branche hatte schon am Vortag unter Verkaufsdruck gelitten. Experten zufolge könnte sich in den USA der politische Streit um die Medikamentenpreise im zweiten Halbjahr verschärfen, nachdem das Weisse Haus am Vortag einen Plan zur Abschaffung von Preisnachlässen für Medikamente fallen gelassen hatte. Nun könnte der Kongress auf niedrigere Barrieren für den Markteintritt generischer Produkte drängen, sagten Beobachter. Diese würden den etablierten, profitablen Medikamenten grosser Pharmakonzerne Konkurrenz machen.

Aktien von Johnson & Johnson rutschten um 4,2 Prozent ab. Auslöser der Verluste war ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, dem zufolge das US-Justizministerium gegen den Pharmazie- und Konsumgüterproduzenten wegen verunreinigten Babypulvers ermittelt.

Enttäuscht reagierten Anleger beim weltgrössten Bierbrauer AB Inbev. Dieser sagte den geplanten Börsengang des asiatisch-pazifischen Geschäfts ab. Der Aktienkurs verlor 3 Prozent. AB Inbev verwies unter anderem auf das herrschende Marktumfeld. Analysten hatten einen Börsengang favorisiert, hätte der Brauer von Budweiser und Beck?s mit den Einnahmen doch den gewaltigen Schuldenberg etwas abtragen können.

Facebook-Aktien stiegen im späten Handel um 1,8 Prozent. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat die Aufsichtsbehörde FTC gegen das Unternehmen wegen gravierender Verstösse gegen den Datenschutz eine Strafe von rund 5 Milliarden Dollar verhängt. Facebook hatte bereits Rückstellungen für eine Strafzahlung gebildet. Ausgelöst worden waren die Ermittlungen der FTC gegen Facebook durch den Skandal um den Missbrauch von Facebook-Nutzerdaten durch die Datenanalysefirma Cambridge Analytica.

Aktien des Gentechnik-Spezialisten Illumina brachen um mehr als 16 Prozent ein. Das Unternehmen hatte die Prognose für das Umsatzwachstum in diesem Jahr mehr als halbiert.

Der Eurokurs legte im späten US-Devisenhandel leicht zu, die Gemeinschaftswährung notierte bei 1,1270 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1253 (Donnerstag: 1,1285) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8887 (0,8861) Euro gekostet. Am Bondmarkt holten die Kurse Vortagesverluste wieder auf. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen um 6/32 Punkte auf 102 9/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,11 Prozent. (awp/mc/ps)

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