Wachstum der US-Wirtschaft enttäuscht

Wachstum der US-Wirtschaft enttäuscht

Washington – Die US-Wirtschaft kommt nach wie vor nicht so recht aus den Startlöchern. Obwohl das Wachstum im Schlussquartal 2011 so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr ausfiel, zeigten sich Bankvolkswirte enttäuscht. Sie verwiesen insbesondere auf die unausgewogene Wachstumsstruktur. Dies könnte eine neue Diskussion über Sinn und Zweck der hoch-expansiven Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed auslösen. Dennoch erscheint es möglich, dass die Notenbank schon bald mit einer dritten Runde der quantitativen Lockerung reagiert.

Nach Zahlen des Handelsministeriums vom Freitag ist die US-Wirtschaft im Schlussquartal um annualisiert 2,8 Prozent gewachsen. Nach europäischen Standards entspricht dies einem Wachstum von rund 0,6 Prozent zum Vorquartal. Damit wurden die Markterwartungen in etwa getroffen. Analysten zeigten sich dennoch enttäuscht, obwohl die US-Wirtschaft seit Jahresbeginn spürbar an Fahrt gewonnen hat: Nach einem mageren Plus von gerade mal 0,4 Prozent im ersten Quartal hatte sich das Wachstum mit 1,3 Prozent im zweiten und 1,8 Prozent im dritten Quartal zusehends erholt.

Wie reagiert die FED?
«Das US-Wachstum enttäuscht mal wieder», schreibt Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner in einer Kurzstudie. Grund: Zwei Drittel oder 1,9 Punkte des Gesamtwachstums entfällt auf den Lageraufbau der Unternehmen. Stützend wirkte zudem der private Konsum, während das Wachstum der wichtigen Ausrüstungsinvestitionen deutlich schwächer ausfiel. «Der Staatssektor schrumpfte wegen des Drucks zur Konsolidierung so stark, dass er das Wachstum um einen vollen Prozentpunkt drückte», so Weidensteiner.

Die schleppende Konjunkturerholung könnte unterdessen die US-Notenbank auf den Plan rufen: Nach der letzten Zinssitzung am Mittwoch hatte Fed-Chef Bernanke die Tür für eine weitere Stützung weit offen gelassen. Falls nötig sei die Fed zu weiteren Schritten bereit, so Bernanke zur Wochenmitte.

Seit der ersten Finanzkrise hat die Notenbank den Leitzins auf ein Rekordtief gedrückt sowie Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere von mehr als zwei Billionen Dollar gekauft. Zur Wochenmitte hatte sie sogar ihr Niedrigzinsversprechen von Mitte 2013 bis Ende 2014 ausgeweitet. Die US-Notenbank dürfte sich laut Weidensteiner in ihrer expansiven Politik bestätigt sehen. «Sollte der Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag nicht sehr gut ausfallen, erwarte ich schon im März ein weiteres Anleihenkaufprogramm (QE3).»

Konsumklima Universität Michigan steigt stärker als erwartet
In den USA hat sich das Konsumklima der Universität Michigan im Januar stärker als zunächst ermittelt aufgehellt. Der entsprechende Index sei von 69,9 Punkten im Vormonat auf 75,0 Zähler geklettert, teilte die Universität nach endgültigen Zahlen mit. In einer ersten Schätzung war noch ein Wert von 74,0 Punkten ermittelt worden.

Der Index der Universität Michigan gilt als Stimmungsbarometer für das Kaufverhalten der US-Verbraucher. Der Indikator basiert auf einer telefonischen Umfrage unter rund 500 Haushalten. Abgefragt werden die finanzielle und wirtschaftliche Lagebeurteilung sowie die entsprechenden Erwartungen. (awp/mc/pg)

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