100 Jahre im Zeichen der Pflaume – Ford feiert Jubiläum

Von Thomas Geiger


Ziel von Henry Ford war es, ein Fahrzeug zu bauen, das sich fast jeder leisten können sollte. Mit dieser Vorgabe hat sich aus dem Handwerksbetrieb unter dem oft als «Pflaume» bezeichneten Markenlogo in rasendem Tempo ein weltumspannendes Unternehmen entwickelt, das einen entscheidenden Anteil am Siegeszug des Automobils und der Massenmobilisierung im 20. Jahrhundert hat.

Zum Startkapital zählten nach Angaben des Unternehmens in Dearborn im US-Staat Bundesstaat Michigan 28.000 Dollar Bargeld, ein kleiner Maschinenpark, ein Satz Blaupausen und einige Patente. Mit diesen bescheidenen Mitteln baute Ford in wenigen Monaten ein Auto, das er als «perfekteste Maschine auf dem Markt» anpries. Das Model A entwickelte sich zum Verkaufsschlager und fand in den ersten fünf Jahren 1.700 Kunden.

Tin-Lizzie – Ein Auto für die Masse
In alphabetischer Reihenfolge stellte Ford einen Wagen nach dem anderen auf die Räder, bis am 1. Oktober 1908 das T-Modell präsentiert wurde und die automobile Welt veränderte. Dieses von Ford als Universalauto bezeichnete Gefährt entwickelte sich 40 Jahre vor dem Käfer zum Synonym für ein kostengünstiges, zuverlässiges Transportmittel, das sich bei einem Grundpreis von seinerzeit 260 US-Dollar eine breite Bevölkerungsschicht leisten konnte.

Damit überzeugte Ford Millionen von Amerikanern, die das T-Modell liebevoll «Tin Lizzie» tauften und schon im ersten Jahr fast 11.000 Exemplare kauften. Insgesamt baute Ford von der «Blechliesel» allein in den USA in 19 Jahren mehr als 15 Millionen Exemplaren.

Erfinder der industriellen Automobilwirtschaft
Ursache für den Erfolg war auch eine neue von Ford eingeführte Fertigungsweise: Mit dem T-Modell wurden Autos erstmals am Fliessband mit festen Taktzeiten hergestellt. Die Standardisierung in der Produktion führte einerseits zu geringeren Auswahlmöglichkeiten für den Kunden. Ford hatte dazu einen berühmten Ausspruch parat: «Sie bekommen jede Farbe – Hauptsache, sie ist schwarz!» Andererseits konnte der Preis auf diese Weise niedrig gehalten werden. Henry Ford wurde dafür vom US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» zum «Unternehmer des Jahrhunderts» gekürt – nicht weil er das Auto selbst, sondern weil er die industrielle Automobilwirtschaft erfunden hat.

Beflügelt vom Erfolg seiner schlanken Produktion am Fliessband erkannte Ford früh die Bedeutung internationaler Märkte und startete deshalb lange vor anderen Autoherstellern auch im Ausland: Schon im ersten Jahr verschiffte er seine Benzinkutschen nach Europa, 1911 eröffnete in England dann das erste Werk ausserhalb der USA. Im Jahr 1925 wurde die deutsche Niederlassung gegründet, die zunächst in Berlin und später in Köln «Tin Lizzies» montierte und verkaufte.

In 200 Staaten vertreten
Mit der von Firmengründer Ford propagierten Monokultur der frühen Jahre ist es freilich längst vorbei. Denn als hinter General Motors weltweit zweitgrösster Automobilhersteller hat Ford mit 350.000 Mitarbeitern längst eine breit gefächerte Palette an Marken und Modellen, die in 200 Ländern auf sechs Kontinenten verkauft werden. In den USA laufen die Fahrzeuge unter den Marken Ford, Mercury oder Lincoln. Daneben hält der Konzern einen mehrheitlichen Anteil am japanischen Unternehmen Mazda und bündelt in der Premier Automotive Group mit den Töchtern Volvo, Jaguar, Land Rover und Aston Martin sein Engagement im automobilen Oberhaus.

60.000 Mitarbeiter in Europa
In Europa beschäftigt das Unternehmen rund 60.000 Mitarbeiter. Nimmt man alle Marken zusammen, kommt der US-Konzern nach Angaben von Ford-Sprecher Horst Sass auf eine jährliche PW-Produktion von sieben Millionen Fahrzeugen.

Das Alphabet reicht für die Namensgebung bei Ford längst nicht mehr: Dem T-Modell folgten in den vergangenen 80 Jahren zahlreiche Erfolgsmodelle von amerikanischen Legenden wie dem Thunderbird, dem Mustang oder GT 40 über glücklose Exoten wie dem Edsel bis hin zu europäischen Bestsellern wie dem Taunus, dem Capri, dem Transit, dem Escort oder dem Fiesta. Zum 100. Geburtstag schliesst sich aber wieder der Kreis: Zur Feier des Tages hat das Unternehmen noch einmal eine kleine Flotte von «Tin Lizzies»aufgebaut – nicht wie früher am Fliessband, sondern Stück für Stück in mühevoller Handarbeit. (awp/dpa/mc/dst)





Henry Ford, 1863?1947


Henry Ford, am 30. Juli 1863 in Dearborn, Michigan, geboren, interessierte sich schon als kleines Kind für Technik, wurde Maschinist und dann leitender Ingenieur bei der «Edison Illuminating Company» in Detroit.

Nachdem er 1892 und 1896 schon Automobile konstruierte, gründete er 1903 die «Ford Motor Company» und baute hier ab 1908 die berühmte «Tin Lizzy», von der bis 1927 über 15 Millionen Exemplare entstanden.

Henry Ford starb am 7. April 1947 in Detroit.

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