2009 geht als Firmenpleiten-Rekordjahr in die Geschichte ein

Die insgesamt 5105 Firmenpleiten bedeuten eine Zunahme von +26.7% im Vergleich zum Jahr 2008, wie der Bonitätsdienstleister Dun & Bradstreet (D&B) in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt. Sowohl am positiven wie auch am negativen Ende der Konkurszunahmerangliste befinden sich Kantone aus der Ost- und der Zentralschweiz. In den Kantonen Appenzell-Ausserrhoden (+150%), Uri (+125%) und Glarus (+100%) beobachtete D&B die stärksten Konkurszunahmen. Die Kantone Luzern (-12.9%) und Thurgau (-4.5%) verzeichneten dagegen sogar eine Konkursabnahme im Vergleich zum Vorjahr.


Situation bei Neugründungen positiver
Demgegenüber präsentiert sich die Situation bei den Neugründungen viel positiver. Mit einer Abnahme von nur -4.3%, auf insgesamt 35’380 Neueintragungen ins Handelsregister, waren die Neugründungsaktivitäten nach wie vor auf hohem Niveau. D&B stellt jedoch auch bei den Neugründungen zwischen den Kantonen beträchtliche Unterschiede fest. Während der Kanton Nidwalden einen Rückgang der Neugründungen um -17.5% verzeichnete, registrierte D&B für den Kanton Wallis im Krisenjahr 2009 sogar eine Zunahme an Neugründungen um +3.3% im Vergleich zum Vorjahr. 


Konkurssturm braust über die Schweiz
Im Jahr 2009 ist ein regelrechter Konkurssturm über die Schweiz gefegt. D&B zählte im ganzen Jahr insgesamt 5105 Firmenpleiten ? dies ist ein neuer Rekord. Die weltweite Wirtschaftskrise hatte die Schweizer Wirtschaft im letzten Jahr fest im Griff. Nachdem in der ersten Jahreshälfte vor allem Unternehmen aus der Export- und Finanzbranche pleite gingen, traf es in der zweiten Hälfte des Jahres 2009 vermehrt auch Firmen, welche in der Binnenwirtschaft tätig sind (z.B. Einzelhandel, Gastgewerbe und Handwerk).


Dezember 2009 ? Rekordmonat zum Ende des Jahrzehnts
Als Abschluss des letzten Jahrzehnts registrierte D&B im Dezember 2009 mit 558 Firmenkonkursen einen absoluten Monatspleiterekord. Nie zuvor gingen im vergangenen Jahrzehnt in einem Monat so viele Firmen in Konkurs. Viele Unternehmen, bei denen die Aufträge und Bestellungen Ende 2008 und Anfang 2009 eingebrochen sind, haben inzwischen ihre finanzielle Substanz aufgebraucht. Zudem erhöhen Gläubiger ? in der Hoffnung noch vor dem Jahreswechsel das ausstehende Geld zu bekommen ? gegen Ende eines Jahres oft den Druck auf die Schuldner. Aufgrund der schlechten Zwischenabschlüsse und der Verluste im vergangenen Jahr kamen einige Firmen weniger leicht zu Bank- und Lieferantenkrediten. Somit konnten zahlreiche angeschlagene Unternehmungen allfällige finanzielle Engpässe nicht mehr überbrücken und mussten den Gang zum Konkursamt antreten.


Konkurse: Grosse Unterschiede zwischen den Kantonen  
Für die starken Konkurszunahmen in den Ost- und Zentralschweizer Kantonen gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Einerseits befinden sich mit den Kantonen Appenzell-Ausserrhoden, Zug und Nidwalden Kantone an der Spitze der Zunahmerangliste, deren Wirtschaft von der Export- und Finanzindustrie geprägt ist und somit von der weltweiten Wirtschaftskrise hart getroffen wurden. Andererseits sind einige der stark von der Konkurszunahme betroffenen Kantone sehr klein. Dies hat zur Folge, dass die absoluten Zahlen niedrig sind und daher bereits kleine Schwankungen grosse Auswirkungen auf die Prozentzahlen haben.


Baselland wehrt sich gut gegen die Krise
Am anderen Ende der Firmenkonkurstabelle stehen Kantone wie Luzern, Thurgau, Bern und Baselland. Das lokale Gewerbe scheint z.B. den Kantonen Thurgau und Bern weiterhin eine gewisse Stabilität zu verleihen. Im Kanton Baselland konnten sich demgegenüber die zahlreichen Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche offensichtlich gut gegen die Krise wehren.


Musterknabe Luzern
Als grosse Ausnahme fällt der Kanton Luzern auf. Bei einer durchschnittlichen Konkurszunahme in der gesamten Schweiz von +26.7%, verzeichnete der Kanton Luzern einen Rückgang der Firmenpleiten um -12.9%. Einerseits existieren im Kanton Luzern viele KMU-Betriebe, welche sich erfolgreich in einer Nische positioniert haben und somit vom weltweiten Nachfrageeinbruch nur marginal getroffen wurden. Andererseits hat der Tourismus im Kanton Luzern nach wie vor eine grosse Bedeutung. Die rückläufigen Übernachtungen von ausländischen Gästen konnten durch Schweizer Gäste sehr gut kompensiert werden. In der unsicheren Zeit des letzten Jahres haben viele Schweizer ihre Ferien «zu Hause» verbracht und somit den Tourismusregionen in die Hände gespielt.


Neugründungen bleiben über die Jahre relativ stabil
In unsicheren Zeiten im Allgemeinen oder bei einem plötzlichen Stellenverlust ist der Schritt in die Selbstständigkeit je länger je mehr eine interessante Alternative. Diese Tatsache widerspiegelt sich auch in der D&B-Neugründungsstatistik. Zwar wurden im Jahr 2009 insgesamt 4.3% weniger Unternehmen neu gegründet, trotzdem sind aber in den letzten zwölf Monaten 35’380 Firmen neu im Handelsregister eingetragen worden. Die Experten von Dun & Bradstreet ziehen daraus den Schluss, dass die Schweizer Neugründungsszene weiterhin intakt ist.


Massiver Rückgang an Neugründungen in Nidwalden
Auch bei den Neugründungen bestehen zwischen den einzelnen Kantonen beträchtliche Unterschiede. Während im Kanton Wallis im letzten Jahr sogar 3.3% mehr Unternehmen gegründet wurden, verzeichnete D&B für den Kanton Nidwalden einen Rückgang der Neugründungen um -17.5%. Die Kantone Glarus, Nidwalden, Obwalden und Zug waren von den Entwicklungen im 2009 doppelt negativ betroffen. Zum einen haben in diesen Kantonen die Firmenpleiten stark zugenommen und zum anderen sind die Unternehmensneugründungen auch empfindlich zurückgegangen.  Die Tatsache, dass in den Kantonen Nidwalden, Zug und Obwalden die Neugründungen stark zurückgegangen sind, ist laut den Experten von D&B zumindest teilweise erklärbar. «In den Boomjahren vor der Wirtschaftskrise wurden in diesen Kantonen überdurchschnittlich viele Unternehmen neu gegründet. So erstaunt es nicht, dass nun dieselben Kantone als erstes und am stärksten von der Krise getroffen wurden», führt Raphael Keller, Business Analyst bei D&B, aus.


Prognose für 2010
In vielen Jahresabschlüssen 2009 wird sich die Krise niederschlagen. D&B geht daher davon aus, dass etliche Unternehmen in den kommenden Monaten eventuelle Banken- und Lieferantenkredite zu schlechteren Konditionen bekommen werden und somit die finanzielle Lage vieler Firmen angespannt bleiben wird. Aus diesem Grund empfiehlt D&B auch im 2010 sowohl neue als auch bestehende Geschäftspartner genau auf deren Bonität zu prüfen. Nur Firmen, welche grosse Zahlungsausfälle verhindern können, können sich dem Pleitedomino entziehen und werden nicht plötzlich selber zum Dominostein. D&B hat unter www.dnb-check.ch für Unternehmen einen Sicherheitscheck eingerichtet. Firmen finden dort in wenigen Minuten heraus, wo sie bezüglich Zahlungsausfallrisiken stehen. (d&b/mc/ps)

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