Aktienfokus: Serono nach schwachen Zahlen und ohne News zu Verkauf unter Druck

Bis um 10.45 Uhr gehen Serono um 11,50 CHF oder 1,2% auf 948 CHF zurück, gehandelt sind gut 23’000 Titel. Dabei hat die Aktie allerdings noch höhere Verluste aus der Startphase wieder aufgeholt. Der Gesamtmarkt (SMI) steht 0,68% höher bei 7’893,76 Punkten.


Strafzahlungen von insgesamt über 700 Mio USD
Serono hat für das Geschäftsjahr 2005 einen Umsatz von 2’586 Mio USD, einen EBIT-Verlust von 127,5 Mio USD und einen Reinverlust von 105,3 Mio USD ausgewiesen. In dem Verlust sind die Strafzahlungen von insgesamt über 700 Mio USD in den USA wegen unlauterer Vermarktungspraktiken für das Medikament Serostim enthalten. Der AWP-Konsens für den Umsatz lag bei 2’645 Mio USD, für den EBIT bei -122 Mio USD und für den Reinverlust bei 106 Mio USD.


Enttäuschendes Quartal
Birgit Kulhoff, Analystin bei der Bank Rahn & Bodmer, spricht stellvertretend für die Gilde von einem «enttäuschenden Quartal». Serono hat mit den meisten Produkten die Markterwartungen für das vierte Quartal verfehlt. Mit dem Hauptumsatzträger Rebif wurde insbesondere ausserhalb der USA weniger umgesetzt als prognostiziert. Zudem waren Gonal-F, Serostim oder Novantrone rückläufig.


Mit gutem Kostenmanagement überkompensiert
Das enttäuschende Top-line Resultat sei mit gutem Kostenmanagement überkompensiert worden, findet Markus Metzger von der Bank Vontobel immerhin einen positiven Aspekt. Auch für Kulhoff ist die Verbesserung der Margen positiv, die Bruttomarge sei «sehr gut». Und LODH nennt die Kostenkontrolle gar «exzellent».


Ausblick mit wenig Freude
Wenig Freude bereitete den Kommentatoren aber auch der Ausblick für 2006. Serono hat ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt, während die Guidance für das Vorjahr noch ein Wachstum von 10 bis 15% bei stabilen WK versprach.


Mit Spekulationen allein gelassen
Der Fokus war nebst den Zahlen auch auf Neuigkeiten zum geplanten Verkauf von Serono gerichtet, welche allerdings ausblieben. Damit würden die Marktteilnehmer und die Medien mit ihren Spekulationen allein gelassen, bemängelt unter anderem die Bank Leu. Dazu passt ein (weiterer) Artikel in der britischen «Sunday Times», wo als möglicher Bieter GlaxoSmithCline sowie ein Preis von 6,2 Mrd GBP genannt wurden. Mit den heute abgelieferten Quartalszahlen werde es für Serono schwierig, einen Käufer zu finden, kommentiert Birgit Kulhoff.


Ohne Angebot dürfte Titel zurückfallen
Laut Einschätzung von Helvea, der Research-Abteilung der Banque Pictet, könnte mit dem aktuellen Zahlenset die Bereitschaft des Managements von Serono steigen, ein tieferes Angebot als ursprünglich geplant zu akzeptieren. Falls Serono allerdings kein Angebot erhalte, dürfte der überbewertete Titel deutlich zurückfallen. Helvea nennt als Preisziel 750 CHF. Andere Institute sehen das Preisziel für Serono mehrheitlich zwischen 850 (LODH) und 950 (Vontobel) CHF. (awp/mc/gh)

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