Alfred Leu, CEO Generali (Schweiz) Holding AG

Von Radovan Milanovic


Moneycab: Generali Schweiz betont, sich weiterhin auf Wachstumskurs zu befinden und berichtet von einem überdurchschnittlichen Prämienwachstum im Einzellebens- und Nichtlebensversicherungsgeschäft. So betrug die Bruttoprämie in 2009 CHF 2,126 Mrd.,  wobei der Prämienzuwachs im eigentlichen Kerngeschäft 2% gegenüber dem Vorjahr betrug. Stehen bei fortschreitender Marktsättigung im volumenbegrenzten Markt nicht Firmenkäufe an? 


Alfred Leu: Für den Moment zeichnet sich nichts ab.


Sie bieten Ihren Kunden auch Bankprodukte wie Terminkonti, Fondsportfolios, Anlagepläne sowie Hypotheken an. Konkurrenzieren Sie dabei nicht die BSI und die Banca del Gottardo Ihrer Gruppe?


Nein, wir bieten diese Bankprodukte in Zusammenarbeit mit BSI an. Die BSI ist primär im Private Banking Bereich tätig und kann ihre Tätigkeit über diese Produkte ins Retailbanking ausdehnen.



«Wir konzentrieren uns seit dem Jahr 2001 vollumfänglich auf die Einzellebensversicherung. Diese Sparte hat deshalb bei uns eine grössere Aufmerksamkeit erhalten als bei anderen Gesellschaften.» Alfred Leu


Im September feiern Sie das einjährige Jubiläum der Bankprodukt Palette Genera. Wie sind diese Produkte bei Ihren Kunden angekommen?


Die Produkte sind bei unseren Kunden sehr gut angekommen. Für den Moment vertreiben wir diese Produkte nur über unseren eigenen Aussendienst, der in einer ersten Phase umfassend geschult werden musste.


Kürzlich gab Generali Deutschland die Absicht bekannt, in das Geschäft mit notleidenden Krediten, den Non-Performing Loans, einzusteigen und nennt dabei einen maximal zweistelligen Millionen-Investitionsbetrag, um die Anlage-Renditen zu steigern. Plant die Generali Schweiz ähnliche Investitionen?


Wir planen keine vergleichbaren Investitionen.


Wie überbrücken Sie die bereits rund 3 Jahre dauernde Tiefzinsphase?


Wir mussten mehrmals den technischen Zinssatz, das heisst. den garantierten Zins auf Erlebensfall senken. Auf der anderen Seite versuchen wir, dieser Situation mit Produkteinnovationen zu begegnen.


2009 wurden Sie die Nr.1 im Geschäft mit fondsgebundenen Lebensversicherungen. Gehen Sie davon aus, weiterhin die Marktführerschaft behaupten zu können?


Wir werden natürlich weiterhin sehr innovativ sein und unseren Vertriebspartnern einen top Service bieten, um diese Position halten zu können. Ich möchte aber klarstellen, dass die Nr. 1 zu sein, nicht eine Zielsetzung in sich selber ist.



«Wir suchen vor allem Lösungen, die unseren Kunden höhere Flexibilität geben. Ein wichtiger Bereich ist auch das Segment 50+, möchten wir doch der demographischen Entwicklung Rechnung tragen.»


Welches sind Ihre Rezepte zu diesem Erfolg? Wieso sind zum Beispiel die Zürich oder auch die AXA in diesem ? für die Versicherungsgesellschaft renditeträchtigen Geschäft ? im Vergleich zu Ihnen im Rückstand?


Ich denke, diese Frage müssten Sie den beiden Gesellschaften direkt stellen.Ich habe folgende Erklärung: Wir konzentrieren uns seit dem Jahr 2001 vollumfänglich auf die Einzellebensversicherung. Diese Sparte hat deshalb bei uns eine grössere Aufmerksamkeit erhalten als bei anderen Gesellschaften, bei denen das Hauptgeschäft das BVG ist, der Fall ist.


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Die Generali machte und macht sich einen Namen mit kreativen Nischenprodukten. In welche Richtung gehen Ihre künftigen Innovationen?


Wir suchen vor allem Lösungen, die unseren Kunden höhere Flexibilität geben. Ein wichtiger Bereich ist auch das Segment 50+, möchten wir doch der demographischen Entwicklung Rechnung tragen und immer neue Produkte für die Zeit kurz vor oder nach der Pensionierung anbieten.


Zur Generali Gruppe gehört aus Banca della Svizzera Italiana die BSI. Nach der Steueramnestie in Italien haben viele Kunden ihre in der Schweiz gehaltenen Gelder legalisiert und zum grossen Teil in der Schweiz gelassen. Hat die Generali wie andere Versicherungsgesellschaften auch von dieser Entwicklung und in welchem Umfang profitiert?


Als Retailer haben wir von dieser Entwicklung überhaupt nicht profitiert.


Mitte April hat die Generali Gruppe Schweiz und B-Source die Kooperation bis 2014 verlängert, die Sie 2001 begonnen haben. B-Source unterhält für Ihre Versicherungsgruppe das Outsourcing für die IT-Operation und die damit verbundenen ausgelagerten IT-Prozesse. Was ist der Grund für diese lange Zusammenarbeit? Geraten Sie nicht in Abhängigkeit von B-Source?


Erstens ist die B-Source eine Gesellschaft, die zur Generali Gruppe gehört. Sie ist eine Tochtergesellschaft der BSI. Wir sind in der Zusammenarbeit mit B-Source seit bald 10 Jahren erfolgreich und wollen deshalb den Grundstein für eine weitere erfolgreiche Arbeit legen.


Der Banken- und Finanzplatz in der Schweiz wird grossen Veränderungen wie neuen Reglementierungen unterworfen sein. Wird Generali als Sieger dieser Entwicklung hervorgehen?


Wir arbeiten jeden Tag daran.


Wie haben sich Ihre Marktanteile im schweizerischen Versicherungsgeschäft in den vergangenen Jahren entwickelt?


Wir haben sowohl in der Einzellebensversicherung als auch in der Nichtlebensversicherung in den letzten 5 Jahren regelmässig Marktanteile gewonnen.


Wie wird Ihrer Meinung nach der Finanzplatz Schweiz in 10 Jahren aussehen?


Ich bin überzeugt, dass der Finanzplatz Schweiz weiterhin erfolgreich sein wird und dass dieser Sektor auch in 10 Jahren eine Vielzahl von interessanten Stellen anbieten wird beziehungsweise zur Wertschöpfung in unserem Land beiträgt. Wir werden einen weiteren Automatisierungsschub sehen und die Angebote über Internet werden massiv zunehmen.





Der Gesprächspartner:
1987 schloss Herr Alfred Leu seine Studien mit dem Anwaltpatent ab und trat bei der Fortuna Lebens-Versicherungs-Gesellschaft als Mitarbeiter im Marketing ein. Ein Jahr später wurde ihm die Verantwortung für die Hypothekarabteilung übertragen und 1989/1990 die Geschäftsführung der Fortuna Rechtsschutz-Versicherungs-Gesellschaft. 1991 bis 1995 amtete er als Leiter der Fortuna Versicherungsberatung und Services AG (in diese Verkaufsgesellschaft waren der Aussendienst, das Marketing, die Direktverkaufs- und die Makleraktivitäten integriert). Seit 1994 ist er ebenfalls für den Bereich Einzelversicherung verantwortlich. Am 1. September 1995 trat er bei der Schweizer Union in Genf (heute GENERALI Allgemeine Versicherungen AG) ein, wurde am 1. Januar 1997 Generaldirektor GENERALI Allgemeine Versicherungen, Genf und ab 1. April 2002 stellvertretender CEO der Generali (Schweiz) Holding. Als Mitglied der Gruppenleitung zusätzlich generell verantwortlich für den Bereich Versicherungen der Generali Gruppe in der Schweiz (Lebens- und Schadensversicherung). Ab 1. Januar 2005 ist Herr Leu CEO und Delegierter des Verwaltungsrates der Generali (Schweiz) Holding AG.


Das Unternehmen:
Die GENERALI (Schweiz) Holding AG verfügt über ein Agenturnetz mit rund 59 direkten Anlaufstellen und Stützpunkten, von denen aus kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Aussendienst unsere Kundschaft und Interessierte beraten und betreuen. Zusätzlich arbeitet GENERALI Schweiz in allen Landesteilen mit weit über 3000 unabhängigen Maklern und Vermittlern zusammen, die im Hinblick auf unsere Versicherungsangebote geschult sind und unser Vertrauen geniessen.


Mit einem Marktanteil von gegen 60% liegt GENERALI im Bereich der fondsgebundenen Lebensversicherungen an der Spitze des Schweizer Marktes. Die Kernkompetenz im Bereich der Nichtlebensversicherung liegt bei Produkten für Privatpersonen sowie für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die Versicherungsgesellschaften der GENERALI Schweiz fokussieren ihre Tätigkeiten vorwiegend auf Privatpersonen, private Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen sowie auf besondere Organisationen im Schweizer Markt.

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