Andreas Andreades, CEO der Temenos Group

Von Alexander Saheb

Moneycab: Im zweiten Quartal sind Umsatz und Betriebsgewinn um mehr als 30 Prozent gestiegen. Ist das eine ausserordentliche Wachstumsrate oder werden Sie das auch in den kommenden Quartalen ausweisen können?


Andreas Andreades: Beides – wir glauben, dass dies eine beeindruckende Wachstumsrate ist, aber auch eine nachhaltige Wachstumsrate für die kommenden Quartale. Unser Ausblick für das Gesamtjahr ist eine Umsatzsteigerung von 31 % (29% organisch) und eine Verbesserung des operativen Gewinns von 42 %. Des weiteren gehen wir davon aus unseren Umsatz in der heutigen Aufstellung mittelfristig um circa 20 – 25 % pro Jahr zu steigern. Das Wachstum kann sich deutlich beschleunigen, falls weitere Umsätze aus den Akquisitionen hinzukommen.

Was die Margen betrifft sind wir zuversichtlich, dass unsere Gewinne schneller wachsen können als unser Umsatz aufgrund der signifikanten  Skaleneffekte im Package Softwaremodell. Unserer Meinung nach können wir die operative Marge im nächsten Jahr in der aktuellen Struktur um circa 200 bis 300 Basispunkte verbessern,  zusätzlich zur erwarteten Steigerung von 160 Basispunkten in diesem Jahr.



«Zwei Drittel unseres Neugeschäftes generieren wir in den Schwellenländern, welche weiterhin starkes Wachstum aufweisen; wir haben nur wenige Investment-Banken als Kunden.» Andreas Andreades, CEO der Temenos Group AG


Der grössere Umsatzanteil kommt aus Maintainance and Services und nicht aus dem Verkauf von Software-Lizenzen. Andererseits wird die Finanzindustrie im gegenwärtigen Umfeld ihre Kosten senken wollen. Welchen Einfluss erwarten Sie aus diesem Setting?


Zweifellos haben die Banken Probleme, und diese haben sich in den letzten drei Monaten wohl eher noch verschlimmert. Deshalb ist es durchaus möglich, dass die Banken in verschiedenen Bereichen Kosten reduzieren werden. Dennoch denken wir dass sich unser Geschäft auch in diesem Marktumfeld als resistent erweisen wird. Lassen Sie mich hierzu auf folgende Fakten verweisen: Zwei Drittel unseres Neugeschäftes generieren wir in den Schwellenländern, welche weiterhin starkes Wachstum aufweisen; wir haben nur wenige Investment-Banken als Kunden; unsere Tätigkeiten in den USA begrenzen sich hauptsächlich auf das Abkommen mit Metavante, welches ein Minimum-Jahreseinkommen garantiert. Die Wachstumstreiber des Marktes für Bankensoftware sind strukturell und nicht zyklisch.


Der britische Wettbewerber Financial Objects wird von Temenos übernommen. Sie bieten eine Prämie von rund 90 Prozent auf den Aktienkurs. Wie rechtfertigen Sie die Höhe der Prämie?


Bei Betrachtung der Prämie müssen drei Faktoren beachtet werden. Erstens wurde ein Preis festgelegt, den die Financial Objects-Führung und ihre Berater für fair und angemessen halten und zu dem sie den Aktionären raten können. Dies, sowie die bereits hohe Anzahl an angedienten Aktien von fast 50 Prozent sollte zu einer schnellen und reibungslosen Übernahme führen. Zweitens, die Prämie lag am letzten Handelstag vor der Offerte bei 90%, doch bei Betrachtung eines längeren Zeitraums verringert sich die Prämie wesentlich. Verglichen mit dem durchschnittlichen Aktienkurs der vorangegangen 90 Tage entspricht der Kaufpreis einer Prämie von 56 %, liegt jedoch noch unter dem Aktienkurs zum dem die Aktie zum selben Zeitpunkt im Vorjahr gehandelt wurde. Auf Basis der Multiples ist die Transaktion zudem in Sektorenvergleich attraktiv bewertet. Drittens, sind wir davon überzeugt, dass der Deal 2009 einen Gewinnbeitrag liefern wird. Die bedeutet, das wir nach Abzug der Zinsen und anderer Ausgaben, als Resultat der Akquisition einen höheren Gewinn erzielen und dass einen Mehrwert für unsere Aktionäre schaffen. Das wäre der ultimative Lackmus Test.


Welche Werttreiber sehen Sie dank dieser Akquisition?


Es sind mehrere Gründe, die für den Zukauf sprechen. Ersten ist es eine Fusion zweier Unternehmen, deren Strategien ausgezeichnet zueinander passen und deren Kompetenzen komplementär sind, und welche zu signifikanten Synergien im Bereich der Kosten und des Umsatzes führen wird. Zweitens ermöglicht die Erweiterung der Gruppe ein schnelleres Wachstum und festigt unsere Position als einer der führenden Bankensoftware-Hersteller. Drittens, wird die erweiterte Gruppe auf einem grösseren Pool geistigen Eigentums und Kompetenzen zugreifen und ihre Software verbessern können.


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Glauben Sie dass die Kunden von Financial Objects der Firma auch bei einer Integration in Temenos treu bleiben werden?


Wir sind sehr zuversichtlich, dass alle Financial Objects Kunden der erweiterten Gruppe erhalten bleiben. Temenos hat einen ausgezeichneten Track Record als Softwarelieferant und investiert 20% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Dies und die durch die Akquisition gewonnen zusätzlichen Ressourcen ermöglichen  es Temenos allen Kunden auch in Zukunft überzeugende Produkte und hochentwickelte Technologien anzubieten.



«Temenos hat einen ausgezeichneten Track Record als Softwarelieferant und investiert 20% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung» Andreas Andreades, CEO der Temenos Group AG


Sie haben auch die Banking-relevanten Teile der griechischen Informer Group erworben. Werden weitere Akquisitionen der Kern Ihrer Wachstumsstrategie sein?


Unsere Strategie im Bereich Akquisition ist deutlich. Temenos langfristiges Ziel ist es den Core Banking Markt zu dominieren. Wir suchen weiterhin nach Akquisitionen die komplementär zu unserem Kerngeschäft, leicht zu integrieren sind und in einer Grössenordnung von 20 bis 50 Mio.USD liegen. Mit komplementär meinen wir Zukäufe, die uns Zugang zu neuen oder angrenzenden Märkten verschaffen, oder unsere Marktstellung in Regionen verstärkt, in denen wir unterpräsentiert sind. Wir haben ebenfalls sehr deutlich verlauten lassen, dass wir unsere Produkte nicht auf weitere Software Segmente ausbreiten werden, die keine Synergien im Absatz oder in der Entwicklung bieten. 


Schafft die zunehmende Konzentration in der Branche für Bankensoftware keine Sicherheitsbedenken, was die standardisierte technische Umgebung betrifft? Werden Banken nicht verletzlicher, wenn viele die gleiche Software verwenden?


Das glauben wir nicht. Andere Industrien wie zum Beispiel der Einzelhandel nutzen die Software von Dritten und hatten dieses Problem nicht. Unserer Meinung nach können aufgrund der signifikanten Skaleneffekte bei der Entwicklung von der Drittparteisoftware, die eingesparten Gelder in andere Bereiche inklusive Sicherheit investiert werden.


Erleben Sie ein spürbar stärkeres Interesse von Investoren, seit die Temenos-Aktie in den SMIM-Index aufgenommen wurde?


Wir freuen uns sehr über den Eintritt in den SMIM-Index. Temenos ist in den letzten Jahren sehr schnell gewachsen und dies ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung der Unternehmensgruppe. Die Temenos Aktien ab dem 22. September im SMIM-Index gehandelt. Wir zuversichtlich dass der Einstieg zum einen unser Profil weiter aufwerten wird und zum anderen die Liquidität unserer Aktie erhöht.


Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie liegt deutlich über dem Marktdurchschnitt. Fühlen Sie sich mit dem hohen Erwartungsniveau des Marktes wohl?


Es ist wahr, dass Temenos im Vergleich zum europäischen Software Sektor mit einer KGV-Prämie gehandelt wird. Jedoch spiegelt dies das überdurchschnittliche Wachstum und das Potential von Temenos wider. Wir würden sagen, dass die KGV-Prämie mehr wie berechtigt ist.


Was schätzen Sie persönlich an Ihrer Arbeit für Temenos?


Ich geniesse die Herausforderung im Technologiesektor zu arbeiten – einer der am schnellsten wachsenden und wettbewerbsorientiertesten Bereiche der Weltwirtschaft – und die Befriedigung zu sehen wie Temenos wächst und ihr Potential ausnutzt.




 
Der Gesprächspartner:
Seit 2003, als George Koukis, Gründer und damaliger Vorstandsvorsitzender, ihm die Aufgabe übertrug, ist Andreas Andreades Vorstandsvorsitzender. Andreades leitet die Geschäftsführung von Temenos und konzentriert sich auf die strategische Führung der Firma. 1999 trat Andreades als Finanzchef in die Firma ein und wurde 2000 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, verantwortlich für Transaktionen.


Bevor er in die Firma eintrat sammelte Andreades über 11 Jahre Erfahrungen bei KPMG und PepsiCo. im Finanzwesen, in leitenden Stellungen sowie im strategischen Management. Andreades ist zypriotischer Staatsbürger und besitzt ein Hochschuldiplom der Ingenieurwissenschaften der Universität Cambridge in England. Außerdem ist er vereidigter britischer Revisor.


Das Unternehmen:
Die Temenos Group AG wurde im Jahre 1993 gegründet und ist an der Schweizer Börse SWX Swiss Exchange kotiert (SWX: TEMN). Die Firma ist ein weltweit tätiger Anbieter für  Bankensoftware für die Einzelhandel-, Retail-, Corporate & Correspondent-, Universal-, Private-, Islamic-, Microfinace & Community Banking-Märkte. Temenos mit Hauptsitz in Genf (Schweiz) verfügt weltweit über 44 Niederlassungen mit über 600 Kunden in mehr als 120 Ländern. Temenos investiert jährlich rund 20% des Umsatzes Forschung und Entwicklung (R&D)

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