Artur P. Schmidt: Much Too Big To Fail

Von Artur P. Schmidt
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Entmonopolisierung
Dieser Irrsinn kann nur dadurch behoben werden, dass das gesamte Bankwesen vollständig reformiert wird und dass sich Banken wieder auf ihre ureigenste Aufgabe fokussieren, die nicht lautet Roulette zu spielen, sondern die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Um Banken, die versagt haben, Pleite gehen lassen zu können, müssen diese zunächst in kleinere Einheiten aufgespalten werden. Jede Bank, die eine kritische Systemgrösse hat, muss in einen Schrumpfungsprozess überführt werden und wenn dies eigenständig durch Aufspaltung nicht geleistet wird, müssen Banken durch den Staat zwangsweise dazu gezwungen werden. Auch muss das riskante Investment Banking wieder vom Commercial Banking getrennt werden, d.h. es muss zu einer Wiederauflegung des Glass-Steagall-Gesetzes kommen, welches sich über Jahrzehnte hinweg bewährt hatte. Zukünftig bedarf es für alle Banken weltweit auch viel höherer Eigenkapitalauflagen, damit die immer wieder ausufernde Risikobereitschaft zurückgefahren wird.


Entkriminalisierung
Das kriminelle Potential von Banken und Notenbanken ist so gewaltig, dass diese keinerlei Skrupel besitzen den gesamten Mittelstand ihrer Länder auf Kosten der Reichen, Superreichen und der Banken durch Inflationierung der Vermögenswerte zu enteignen. Die Wirtschaft benötigt deshalb ein Schutzschild vor den Banken, da diese die gesamte Welt mit ihren Derivateviren verseucht haben. Dies haben mittlerweile auch die ehemaligen Notenbanker Paul Volcker und Alan Greenspan erkannt und auch der aktuelle Notenbankchef der Bank of England, Mervyn King, der sich dagegen wehrt, dass die Banken versuchen sich mit den Geschäften aus der Krise zu retten, die die gesamte Weltwirtschaft erst in die Krise gebracht haben. Das unter dem Slogan Re-Remic bereits seit 2008 wieder toxische Papiere zu neuen Gift-Cocktails zubereitet werden, obwohl sie der Auslöser der Krise waren, zeigt, dass die Banken nichts dazu gelernt haben und deshalb viel stärker an die Kandare gelegt gehören als es bisher geschehen ist. Die kriminelle Energie der Banker ist derart gross, dass es viel härterer Strafen bedarf, damit diejenigen, die die Welt mit Ponzi-Schemen überziehen, frühzeitig aus dem Verkehr gezogen werden können.


Entsimplifizierung
Die Aufspaltung der holländischen ING sowie die angeordneten Desinvestments für die Royal Bank of Scotland und Lloyds sind ein wichtiger erster Schritt die pathologischen Strukturen des Bankwesens aufzubrechen. Doch nicht nur die Grösse der Banken spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung zukünftiger Krisen, sondern auch die Fähigkeit der Komplexitätsbewältigung. Neuartige Softwarelösungen (siehe www.bankingcockpit.com ) sind notwendig, um die Vernetzung der Finanzmärkte und die Auswirkungen von Finanzinnovationen zu verstehen. Hierbei muss insbesondere das Gegenparteirisiko völlig neu bewertet werden und es müssen Institutionen geschaffen werden, die nicht von der Fed kontrolliert werden, sondern einen regulierenden Gegenpol darstellen. Die Kontrolle der Macht kann nur dann funktionieren, wenn es weltweit zu einer Entmachtung der Notenbanken kommt, die ohne Verantwortung für die Gesellschaft durch ihre Niedrigzinspolitik eine Hyperinflationierungspolitik in Gang gesetzt haben.


Entmanipulation
Es bedarf unabhängiger Regulatoren, die die Banken auf ihre kritische Systemgrösse hin untersuchen und die Bankbilanzen von kreativer Rechenakrobatik befreien. Nach einer Gesundung des Bankwesens müssen umgehend wieder strikte Bilanzierungsregeln eingeführt werden, die Münchhausensche Zahlenmanipulationen rigoros unterbinden. Alle Schlupflöcher über so genannte Over-the-Counter-Derivate müssen geschlossen werden und es ist eine vollständige Kontrolle der Risiken in verbrieften Papieren notwendig. Hedge-Fonds, Hypothekenbroker und Geldgeber müssen derart überwacht werden, dass die Hebel, mit denen gearbeitet werden, zu keinem systemischen Risiko führen können. Ein weiterer wichtiger Schritt muss der Schutz der Konsumenten vor den Banken sein. Zu hohe Zinsen, Abzockergebühren und der Verkauf riskanter Produkte seitens der Banken müssen konsequent unterbunden werden, indem Höchstzinssätze gegenüber dem Diskontsatz definiert werden. Die Finanzkrise 2008/2009 hat vor allem eines gezeigt, dass die Konsumenten nicht ausreichend vor maroden Produkten und korrupten Banken geschützt wurden. Schliesslich hat die US-Notenbank Federal Reserve mit ihrer Bailout-Politik keineswegs dazu beigetragen, die Konsumenten zu schützen, sondern sie trägt im Gegenteil mit ihrer Inflationspolitik massgeblich dazu bei, den Mittelstand zu enteignen.


Entzentralbankisierung
Die grösste Finanzkrise seit der Grossen Depression ist längst noch nicht vorbei, da diese mittlerweile in der Realwirtschaft angekommen ist und der Wirtschaft Massenarbeitslosigkeit beschert. Wenn es nicht wieder gelingt, Vertrauen und Verantwortlichkeit in den weltweiten Finanzmärkte zu etablieren, wird es zu immer wieder neuen Exzessen kommen, wobei die Instabilität der nächsten Krise noch grösser sein wird als jene der vorhergegangene. Hierbei dürfte es sogar zu Monsterkrisen kommen können, die in ihrer deflationären Kraft eine Wertevernichtung ungeahnten Ausmasses einleiten könnten, insbesondere wenn zukünftig die Bondmärkte kollabieren sollten. Die Funktion der Notenbanken als letzte Geldgeber wird auf das schamloseste ausgenutzt, wenn Banken wissen, dass sie nicht Bankrott gehen können, weil sie zu gross sind um unterzugehen. Eine Zerschlagung von zu grossen Banken durch die Schaffung einer Gegenmacht zur Federal Reserve ist deshalb der einzig gangbare Weg, um systemische Risiken zukünftig bereits im Ansatz zu ersticken. Es braucht deshalb eine Agentur für Finanzmarktstabilität, die stark und unabhängig ist und die systematisch gegensteuert, wenn Banken zu gross werden, die die Macht hat diese zu entmonopolisieren, die systemische Risiken frühzeitig erkennt, die das Risk-Management transparent macht und die zum wesentlichen Ziel hat, künftige Blasen zu verhindern ? ein Ziel, welches die Federal Reserve mittlerweile völlig aus den Augen verloren hat. Eine Soziale Marktwirtschaft ist nur dann sozial, wenn es ihr gelingt Bailouts auf Kosten der Steuerzahler zu unterbinden.





Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit  der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag (www.ewk-verlag.de ) erschienen ist, heisst  «Unter Bankstern».


Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com , www.wallstreetcockpit.com , www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH (www.cockpit.li ). Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.

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