Atel: Bankenkommission verlangt Änderung des Übernahmeverfahrens

Die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) hat verfügt, dass das Tauschangebot von Atel- gegen Motor-Columbus-Aktien mit dem Börsengesetz «nicht vereinbar» ist, weil es zu eng an die Fusion geknüpft ist. Die EBK lehnte es hingegen ab, das Tauschangebot zu suspendieren. Gemäss Mitteilung der Atel vom Donnerstag hat der Entscheid damit Auswirkungen auf die Modalitäten der Transaktion, nicht aber auf die Umsetzung des Deals insgesamt.


«Unzulässige Weise»
Nach Auffassung der EBK beschränkt das Tauschangebot in Kombination mit dem Zusammenschluss der Firmen die Ausstiegsmöglichkeit der Minderheitsaktionäre «in unzulässiger Weise». Hintergrund ist die geringe Handelbarkeit der entsprechenden Aktien. Der Anteil frei handelbarer Aktien (free float) werde nach dem Umtausch lediglich 18,2% betragen. Über die Hälfte davon (9,5 Prozent) werde allein auf AEM entfallen, hält die EBK fest. Zudem sehe das Tauschangebot zwischen Vollzug des Umtauschs am 20. Juni und der Genehmigung der Fusion am 7. Juli 2006 nur 12 Börsentage vor.  Damit werde den Minderheitsaktionären wie AEM die Möglichkeit genommen, ihr börsengesetzlich garantiertes Ausstiegsrecht wahrzunehmen, «ohne Gefahr zu laufen, allenfalls einen erheblichen Preisabschlag hinzunehmen».


Verzögerungen im Fusionsprozess
Laut Atel-Sprecher Martin Bahnmüller sind damit Verzögerungen im Fusionsprozess möglich, die Zusammenführung sei aber nicht gefährdet. Atel werde zusammen mit den Konsortialpartnern den Entscheid prüfen. Das Umtauschangebot und die Fusion von Atel mit Motor Columbus sind Schritte zu einer Neugestaltung der Schweizer Strombranche. Die «neue Atel» soll laut Bahnmüller wie geplant bis Ende 2007 mit der Westschweizer EOS zusammengeführt werden. Dem stimmte die Wettbewerbskommission (Weko) bereits zu.


Gegenpol zur Axpo
Teil der neu führenden Schweizer Energiegruppe, einem westlichen Gegenpol zur Axpo, sollen auch die Schweizer Aktivitäten der Electricité de France (EDF) werden. In Gang kam das Geschäft, nachdem die Grossbank UBS ihren Anteil von 55,64% an Motor Columbus zum Verkauf stellte. Gegen die Verschmelzung von Atel und Motor Columbus hatten die Mailänder Staadtwerke AEM bei der Übernahmekommission (UEK) erfolglos interveniert. Nach einer weiteren Eingabe der AEM übergab die UEK das Dossier der EBK.


Partnerschaft mit AEM weiterführen
AEM ha tte zusammen mit der Berner BKW ein Gegenangebot für das Motor Columbus-Paket vorgelegt, das die UBS jedoch ablehnte. AEM ist ein wichtiger industrieller Partner von Atel in Italien, dem bedeutendsten Auslandmarkt. Atel und AEM sind an der Edipower beteiligt, die in Italien zahlreiche Kraftwerke betreibt. Atel hielt dazu am Donnerstag fest, die Gruppe wolle die Partnerschaft mit AEM weiterführen.


Kein Verstoss gegen das börsengesetzliche Gleichbehandlungsangebot
Das Unternehmen verwies darauf, dass weitere von AEM bemängelte Punkte von der EBK zurückgewiesen wurden. So liege laut EBK kein Verstoss gegen das börsengesetzliche Gleichbehandlungsangebot vor, obwohl die UBS im Gegensatz zu anderen Motor-Columbus-Aktionären ihren Anteil in bar für 1,3 Mrd CHF an Atel verkaufen konnte.

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