Beat Kälin, CEO Komax

von Christa Spoerle


Moneycab: Herr Kälin, wie wird Ihnen das Geschäftsjahr 2009 in Erinnerung bleiben?


Beat Kälin: Das Rezessionsjahr 2009 wird als erstes Verlustjahr für Komax in Erinnerung bleiben. Überraschend war, mit welcher Geschwindigkeit sich die Märkte verändert haben, zuerst der sehr starke Rückgang und dann der unerwartet schnelle Aufschwung in der Business Unit Wire, in welcher wir mit Kabelverarbeitungsmaschinen das Automobilgeschäft beliefern. Sehr positiv in Erinnerung bleiben wird mir die grosse Widerstandskraft der Organisation. Obwohl wir im ersten Halbjahr in der Business Unit Wire rund 60 Prozent an Volumen verloren haben, konnten wir in diesem Bereich im zweiten Halbjahr bereits wieder einen positiven Ebit schreiben.


Gibt es etwas, was Sie heute anders machen würden?


Ich würde nichts grundsätzlich anders machen. Wir haben in der Krise sehr schnell reagiert. Bereits im vierten Quartal 2008 haben wir Kurzarbeit beantragt.


Was macht Sie so zuversichtlich für 2010?


Wir haben trotz dem Rezessionsjahr unsere Innovationskraft beibehalten können. Komax konnte 2009 rund 20 neue Produkte an wichtigen Messen präsentieren. Mit dem Aufschwung 2010 haben wir bewiesen, wie flexibel die Organisation aufgestellt ist. Heute stehen wir wieder gut da und haben zudem auch noch unser Breakeven Volumen markant reduziert.


Welcher Bereich stimmt Sie am zuversichtlichsten, Kabelverarbeitung, Solar oder Medizinaltechnologie?


Die Kabelverarbeitung hat in den ersten Monaten des Jahres starke Erholungstendenzen gezeigt. In diesem Markt ist Komax weltweit die Nummer eins. Die Medizinaltechnologie ist weniger konjunkturabhängig, hat robuste Treiber und Komax hat in diesem Umfeld das Potential noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Solar hat weiterhin langfristig grosses Potential, gerade im kristallinen Bereich. 



«Wir gehen von einem überproportionalen und nachhaltigen Wachstum in den asiatischen Märkten aus, und das in allen drei Business Units.» Beat Kälin, CEO Komax


Ihr Exportanteil liegt bei über 90%, was ist der Vorteil, was der Nachteil?


Traditionell hat Komax bloss einen kleinen Heimmarkt, aber unsere Märkte sind gut diversifiziert. Wir sind in mehr als fünfzig Ländern mit Verkaufs- und Serviceorganisationen vertreten. Die grösseren Produktionszentren liegen in der Schweiz (Wire und Medtech), oder in den USA (Solar). Zunehmend generieren wir aber auch Wertschöpfung in den Wachstumsmärkten in Asien. Hier produziert Komax lokal in China und Malaysia.


Der Nettoverkaufserlös nach Asien hat die Americas im letzten Jahr überholt, wird sich dieser Trend fortsetzen?


Wir gehen von einem überproportionalen und nachhaltigen Wachstum in den asiatischen Märkten aus, und das in allen drei Business Units. Aber auch Nord- und Südamerika werden in diesem Jahr wieder kräftig wachsen.


Was bedeutet da für Sie der Standort Dierikon?


Dierikon ist und bleibt das Kompetenzzentrum für die Kabelverarbeitung. Hier finden die Innovationen im Highend statt. Allerdings spielt unser Standort in Shanghai eine immer wichtigere Rolle für die Produktion von Maschinen für den asiatischen Markt. Die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Standorten hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.


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Wie sehen Ihre Investitionspläne für 2010 aus?


Wir investieren kontinuierlich in den Ausbau unseres Produkteportfolios in allen Business Units. Ausserdem verstärken wir unsere Präsenz in Asien.


Welche Wachstumsstrategie verfolgen sie für die kommenden Jahre? Könnten Sie sich neben organischem Wachstum auch Akquisitionen vorstellen?


Wir fokussieren uns 2010 auf profitables Wachstum. Einmal mehr steht hier Asien im Vordergrund. Organisches Wachstum hat Priorität, jedoch sind ergänzende Akquisitionen nicht auszuschliessen.



«Wir investieren kontinuierlich in den Ausbau unseres Produkteportfolios in allen Business Units. Ausserdem verstärken wir unsere Präsenz in Asien.»


Welche Produktinnovationen halten Sie für die erfolgversprechendsten?


Wichtig in diesem Zusammenhang ist die gezielte Stärkung des Kerngeschäftes in allen Bereichen und der Ausbau unserer Positionen in den Wachstumsmärkten.


Die Börse hat positiv auf die verbesserten Aussichten reagiert, welche Bedeutung hat das für Sie?


Das Vertrauen der Aktionäre in Komax ist uns selbstverständlich wichtig.


Was ist Ihr Lieblingsszenario für die kommenden Jahre?


Zum Abschluss also eine angenehme Frage. Sicher sind wirtschaftliche Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wachstum ganz oben auf meiner Wunschliste.





Zur Person: 
Dr. sc. techn. Beat Kälin, Jahrgang 1957, ist Dipl. Ing. ETH und besitzt einen MBA der INSEAD Fontainebleau. Seit 2006 ist er CEO der Komax Gruppe und Leiter der Business Unit Wire. Zuvor war er bei Mettler Instrumente AG, Greifensee, Siemens Gebäudetechnik, Zug, SIG Gruppe, Neuhausen und Bosch Verpackungstechnik, Neuhausen  tätig. 


Zum Unternehmen:
Die Komax Gruppe ist im Maschinenbau für Kabelverarbeitung und Automation sowie Photovoltaik (Komax Solar) und Medizinaltechnologie tätig.Im Kabelverarbeitungsmarkt ist Komax Weltmarktführer mit einem Anteil von rund 40 Prozent. Im Bereich Solar bietet Komax weltweit Maschinen für die Fertigung von Kristallin- und Dünnschicht-Modulen an. In der Medizinaltechnologie fertigt Komax beispielsweise Maschinensysteme zur Herstellung von Inhalatoren, Insulinverabreichungs- oder Injektionssystemen. Auch in diesem Bereich gehört Komax zu den führenden Anbietern auf dem Weltmarkt.

Die Komax Gruppe betreibt Produktionswerke in der Schweiz, in Frankreich, in den USA, in Malaysia und in China. Die Gruppe erwirtschaftete 2009 einen Umsatz von 211,5 Mio CHF. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte musste Komax 2009 einen Verlust hinnehmen. Am 31. Dezember 2009 waren weltweit rund 1?000 Mitarbeitende für Komax tätig.

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