BT-Chef attackiert Brüsseler Pläne zur Telekom-Aufspaltung – VATM positiv

«Ehrlich gesagt wäre es besser gewesen, wenn sie über allgemeine Prinzipien gesprochen hätte, statt ein Land als leuchtendes Beispiel hochzuhalten», sagte Vorstandschef Ben Verwaayen der «Financial Times Deutschland» (Freitagausgabe). «Das funktioniert nie.» Unterdessen begrüsste der deutsche Telekombranchenverband VATM am Donnerstag das Vorhaben der EU-Kommission.


EU-Kommissarin Reding führt BT Group als Vorbild an
EU-Kommissarin Reding hatte eine Trennung von Infrastruktur und Dienstleistungen angeregt und die BT Group als Paradebeispiel angeführt. Die Briten haben Teile ihres Netzes in eine Firma namens Openreach ausgelagert, die allen Wettbewerbern gleiche Zugangschancen gewähren soll. Im Gegenzug will der britische Telekom-Aufseher Ofcom BT demnächst aus der Regulierung entlassen.


Verwaayen: Britisches Modell nicht generell übertragbar
Verwaayen hält das britische Modell nicht für generell übertragbar. «Es basiert auf einer Bereitschaft beider Se iten», sagte der BT-Chef. «Das ist etwas völlig anderes als in Brüssel zu sitzen und zu sagen ‹hier ist das Modell, Mund auf, das drücke ich rein.»


Übernahme von BT nicht ausgeschlossen
Zu Presseberichten, BT könne von der Deutschen Telekom übernommen werden, sagte Verwaayen: «Jedes Mal, wenn ich das in der Zeitung sehe, bin ich erstaunt». Er bezweifle, ob grosse, länderüberschreitende Akquisitionen Sinn machten. Kleinere Zukäufe schloss Verwaayen aber ebenso wenig aus wie die Möglichkeit, dass BT übernommen werden könnte. «Das Schöne am Markt ist, dass die Aktionäre verkaufen, wenn jemand genug bietet».


VATM begrüsst Kommissions-Pläne
Der deutsche Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) äusserte sich positiv zu den Plänen aus Brüssel. Die EU-Kommission zeige sich «unbeeindruckt von den Versuchen mehrerer europäischer ehemaliger Staatsunternehmen, im Breitbandmarkt neue Monopole errichten zu wollen», sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Die Kommission reagiere angemessen auf die Marktentwickler.


Reding kritisiert Bundesregierung im Konflikt um VDSL-Aufbau
Im Konflikt um den Aufbau eines Hochgeschwindigkeits-Datennetzes (VDSL) hat EU-Medienkommissarin Viviane Reding die Bundesregierung kritisiert. «Wir werden ungeduldig bei Nichtbeachtung der EU-Regeln», sagte Reding am Donnerstag in Brüssel. Sie wird Wirtschaftsminister Michael Glos am nächsten Donnerstag in Berlin treffen. Nach Angaben aus Berliner Regierungskreisen sollen dabei Lösungen zur Entschärfung des monatelangen Konflikts gesucht werden.


Reding lehnt Neufassung des deutschen Telekommunikationsgesetzes ab
Bei EU-Kommissarin Reding stösst die Neufassung des deutschen Telekommunikationsgesetzes (TKG) auf Ablehnung. «Deutschland ist auf dem schlechten Weg und stellt sich selbst ein Bein», sagte Reding. Sie wirft der deutschen Regierung vor, die Neufassung begünstige einseitig die Deutsche Telekom, deren VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz für eine befristete Zeit von der Regulierung durch die Bundesnetzagentur ausgenommen werden soll. Reding hatte bereits mit rechtlichen Schritten gedroht, falls das Gesetz nicht geändert wird. (awp/mc/ar)

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