Die Wirtschaftskrise hat zwar auch die Golfstaaten erfasst, aber eines nicht stoppen können: den Vormarsch der Frauen in der Region. Denn die Kreditklemme hat in erster Linie traditionelle Männerhochburgen wie die Bau- und Luftfahrtbranche und das Investment Banking im Griff. Dabei ist die Bankenwelt längt kein reiner Männerzirkus mehr. «Etwa 45 Prozent der Bankangestellten in Dubai sind weiblich», weiss Cécile Hofer, Managing Partner der Executive Search-Firma Taylor Hofer Partner AG in Zürich und Dubai. Immer mehr Geldhäuser bieten spezielle Bereiche für ihre weibliche Kundschaft, wie das Segment «Al Johara» der Dubai Islamic Bank oder «Al Reem» der Emirates NBD, der grössten Bank in Mittelost.
Dennoch zögern viele Frauen aus Europa mit dem Schritt gen Osten. Zu Unrecht, meint Cécile Hofer: «Es ist wahr, dass die Töchter aus arabischen Unternehmerfamilien bessere Einstiegschancen haben.» Beispiele sind die Unternehmerin Amna Bin Hendi aus dem Hause des einflussreichen Bin Hendi-Clans (Konsumgüter, Medien, …) oder Dr. Nahed Taher, CEO der Gulf One Investmentbank in Bahrain. «Diese Erfolge haben einheimische Frauen und weibliche Führungskräfte aus dem Westen gleichermassen motiviert, das Karriereheft in die Hand zu nehmen, gerade im vergleichsweise liberalen Dubai», sagt Hofer, die selbst mehrere Jahre in Saudiarabien gearbeitet hat.
Ebenso im Fernen Osten, einer Region, die als nicht unbedingt frauenfreundlich gilt, sind die Damen auf dem Vormarsch. In der Niederlassung der Credit Suisse AG in Singapur beispielsweise, sind die Hälfte der Mitarbeiter im Private Banking Frauen. Dass die Damen aber auch nur mit Wasser kochen, zeigt der Fall Maha Al-Ghunaim. Die Gründerin und Chefin der Investmentbank GIH in Kuwait erkannte die Auswirkungen der Finanzrise auf das Scheichtum viel zu spät. Jetzt muss die smarte Bankerin in zähen Verhandlungen Schulden in Höhe von drei Mrd. Dollar umstrukturieren. GIH wurde inzwischen von Standard and Poor?s auf ?SD? (selektiver Ausfall) herabgestuft.