CH-Bau: Syna-Delegierte beschliessen punktuelle Streiks und Proteste

Die Baumeister haben den bestehenden Landesmantelvertrag auf Ende Monat gekündigt, ab 1. Oktober gibt es damit keine verbindlichen Mindestarbeitsbedingungen mehr. Lohn- und Sozialdumping seien deshalb programmiert, teilte Syna mit. Auf den Baustellen stehe eine «Wild-West-Situation» bevor. Dagegen würden die Bauleute deutliche Zeichen setzen: Rund 90 Delegierte beschlossen am Samstag in Bern gezielte Protest- und Streikaktionen. In einer schriftlichen Abstimmungen habe sich die überwiegende Mehrheit der Mitglieder dafür ausgesprochen, heisst es im Communiqué.


Einvernehmliche Lösung noch nicht ganz begraben
Die Hoffnung auf eine einvernehmliche Lösung des Konflikts hat die Gewerkschaft aber noch nicht ganz begraben: Syna bleibe verhandlungsbereit. Allerdings nur, wenn die Baumeister an der vorgesehenen Verhandlungsrunde vom 4. Oktober «klare und weitreichende Zusicherungen» machten.


Landesmantelvertrag mit Vorbildcharakter
Der Landesmantelvertrag habe Vorbildcharakter. Er habe das Fundament zur Sozialpartnerschaft gelegt, welche die gute Entwicklung der Gesamtwirtschaft in der Schweiz erst ermöglicht habe. Falle dieser Grundpfeiler, so drohe ein Rückfall in die Feudalherrschaft – auch über die Baubranche hinaus. Der Landesmantelvertrag, dem rund 80’000 Bauarbeiter in der Schweiz unterstehen, besteht seit 70 Jahren. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) hatte den Vertrag im letzten Mai gekündigt, gleichzeitig aber beschlossen, dass sich die Baumeister trotzdem an den LMV halten sollen. Temporärfirmen haben allerdings bereits angekündigt, dass sie die Löhne ab dem 1. Oktober senken werden. Ausländische Firmen werden laut den Gewerkschaften folgen und Schweizer Baufirmen unter Druck geraten. Die Gewerkschaft Unia beschloss deshalb bereits am vergangenen Donnerstag, 5 Mio CHF für Streiks bereitzustellen.


Ausserordentliche Versammlung des Baumeisterverbands
Die Delegierten des Baumeisterverbands tagen am Dienstag in Bern an einer ausserordentlichen Versammlung. Zu den Traktanden will sich der Verband nicht äussern. Laut Vizedirektor Martin Fehle sind aber Beschlüsse zu erwarten, wie sich der Verband und seine Mitglieder im vertragslosen Zustand verhalten sollen.


Einigung in weiter Ferne
Eine Einigung zwischen den beiden Parteien scheint in weiter Ferne: Für die Baumeister muss ein neuer Vertrag unter anderem ein Nachholen von ausgefallenen Arbeitsstunden in einem «gewissen Rahmen» ermöglichen. Zudem soll bei Lohnerhöhungen neben dem generellen künftig auch ein individueller Teil vereinbart werden. Die Gewerkschaften werfen den Baumeistern vor, bei diesen Punkten in den Verhandlungen «absolute Bedingungen» gestellt zu haben. «Ein Diktat» der Baumeister würden die Bauarbeiter nicht akzeptieren, kündigte die Unia an. (awp/mc/gh)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert