CH-Schluss: Weiter talwärts – ABB nach Übernahme nur knapp im Minus

Besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten halfen nur vorübergehend. Die Schuldenkrise in der Eurozone war erneut bestimmendes Thema. Nachdem für Irland der Rettungsschirm geöffnet wurde, fürchten nun viele Anleger ein Ausweiten der Krise auf andere hochverschuldete europäische Staaten. Weiter steigende Risikoaufschläge vor allem auf italienischen und spanischen Staatsanleihen sowie der schwächer tendierende Euro zeugten davon.


Bis Börsenschluss gab der Swiss Market Index (SMI) um 1,33% auf 6’312,43 Punkte nach und lag damit nahe am Tagestiefststand. Auf diesem Niveau ging der SMI zuletzt Anfang Oktober aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,94% auf 993,24 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,17% auf 5’652,48 Punkte.


Im Fokus standen am Dienstag ABB, die am Ende 0,4% einbüssten. ABB hat in den USA für den Industriemotorenhersteller Baldor Electric ein freundliches Übernahmeangebot lanciert. Mit dem Kauf von Baldor strebt ABB den Ausbau des Nordamerika-Geschäftes an und rechnet mit Kosten-Synergien von über 100 Mio USD pro Jahr sowie Ertrags-Synergien in mindestens derselben Grössenordnung. Die strategische und industrielle Logik sei unbestritten, meinten Analysten. Der Preis von 4,2 Mrd USD wurde hingegen zumeist als hoch bewertet.


Kühne + Nagel legten entgegen dem Markttrend um 1,7% zu. Die Papiere profitierten von einer Studie des Finanzinstituts ING, wo von einem sehr robusten Geschäftsgang die Rede ist. Zu den wenigen Gewinnern im SMI/SLI gehörten etwa auch noch Transocean (+1,8%) oder Synthes (+1,0%).


Aktien von Banken und Versicherungen waren dagegen unter den grössten Verlierern zu finden. Die Titel litten unter den Unsicherheiten in der Eurozone. Niemand kenne die Exposures der einzelnen Finanzhäuser in den verschuldeten Euroländern genau, meinte ein Händler dazu. Die Grossbankentitel der UBS (-2,0%) und der Credit Suisse (-2,6%) gaben stark nach. Aber auch Versicherungswerte wie jene von Swiss Life, Bâloise oder ZFS (je -2,2%) gerieten unter Druck. ZFS wird am kommenden Donnerstag den Investorentag abhalten.


Das Index-Schwergewicht Nestlé lastete mit einem Minus von 2,2% ebenfalls stark auf den Gesamtmarkt. Die Credit Suisse hatte das Rating für den Nahrungsmittelkonzern auf «Neutral» von «Outperform» heruntergestuft. Gemäss den CS-Analysten sei für Nestlé-Papiere die «Zeit für eine Pause» gekommen, nachdem sich die Titel seit sechs Jahren sehr gut entwickelt hätten.


Logitech (-4,0%) büssten am meisten Terrain ein. Zwar seien die Rückmeldungen zum Start des US-Weihnachtsgeschäfts über das vergangene «Black Friday»-Wochenende ermutigend ausgefallen, meinten Händler. Gleichzeitig sei aber von einem enttäuschenden Verkaufsstart von Google TV die Rede gewesen.


Bei den Pharmaaktien gaben Novartis um 1,5% nach. Derweil büssten Roche lediglich 0,6% ein. Die UBS sieht für die Roche-Genussscheine ein Aufwärtspotenzial, falls die US-Gesundheitsbehörde FDA am 17. Dezember das Medikament Avastin für die Behandlung von Brustkrebs zulässt. Auch Goldman Sachs bescheinigte den Roche-Titeln ein hohes Potenzial mit geringen Risiken.


Am breiten Markt kletterten Datacolor um 9,2% in die Höhe. Die Aktionäre der Datacolor sollen mit 12 CHF je Aktie eine viermal höhere Dividende als im Vorjahr erhalten.


Tecan legten um 2,5% zu. Der Laborausrüster hat eine OEM-Vereinbarung mit einem Diagnostikunternehmen abgeschlossen und gleichzeitig einen Investorentag abgehalten. Nach erfolgreicher Entwicklung sei aus der Vereinbarung mit einem Umsatzpotential in den ersten fünf Jahren von insgesamt über 80 Mio CHF zu rechnen, hiess es.


Die Aktien von Aryzta und Basilea gaben nach den starken Kursavancen vom Vortag um 0,5% respektive 4,7% nach.(awp/mc/ps/26)

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