CH-Verlauf: Weiter im Minus – Finanzen immer noch sehr schwach

Mit den Problemen des grössten US-Versicherers AIG und der Herunterstufung dessen Kreditwürdigkeit durch drei grosse Rating-Agenturen habe der Druck auf die Finanzwerte weiter zugenommen. Abgesehen von den Finanzvaloren weise die allgemeine Stimmung erste Aufhellungstendenzen auf, so der Händler weiter. Auch der besser als erwartet ausgefallene ZEW-Indikator habe kurzfristig für Erleichterung gesorgt.


Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers und der Übernahme von Merrill Lynch durch die Bank of America werden die am frühen Nachmittag anstehenden Drittquartalszahlen der US-Investmentbank Goldman Sachs mit besonders grosser Spannung erwartet. Weiter stehen noch US-Konjunkturdaten an, sowie am Abend die Leitzinsentscheidung der US-Notenbank.


Bis um 12.00 Uhr sinkt der SMI um 72,13 Punkte oder 1,04% auf 6’866,98 Punkte. Der 30 Unternehmen umfassende gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,72% auf 1’023,05 Punkte und der breite Gesamtmarkt (SPI) 0,86% auf 5’776,71 Punkte.


Stark unter Druck stehen auch am Mittag die Finanzwerte. Sorgen um den von der Finanzmarktkrise schwer getroffenen US-Versicherungsriesen AIG würden schwer auf dem Sektor lasten, hiess es im Handel. Zudem werde das Sentiment weiter durch den Kollaps von Lehman Brothers und der Unsicherheit darüber belastet, welche Vetragspartner welche Ausfallrisiken zu tragen hätten und damit in Mitleidenschaft geraten könnten.


Am stärksten verlieren derzeit UBS (-7,0% auf 18,70 CHF), Swiss Re (-6,4% auf 58,20 CHF), Swiss Life (-3,9% auf 174,30 CHF) und Baloise (-2,0% auf 84,20 CHF). CS (+0,1% auf 49,54 CHF) konnten sich von ihren frühen Tiefstständen lösen und knapp ins Plus vorstossen.


Inzwischen haben die defensiven Schwergewichte ihre Kursgewinne hergegeben und gehen allesamt im Minus um. Am stärksten verbilligen sich Roche (-1,8% auf 183,50 CHF). Novartis (-0,6% auf 59,85 CHF) und Nestlé (-0,3% auf 49,26 CHF) sinken unterdurchschnittlich. Novartis und Roche haben beide neue Daten zu Medikamenten in ihrer Pipeline vorgelegt.


Stark unter Druck stehen auch Petroplus (-1,6% auf 48,60 CHF) und Syngenta (-1,0% auf 256,50 CHF). Ciba (-1,2% auf 48,08 CHF) werden nach der Vortageshausse – der Titel schloss um 28,1% im Plus – inzwischen ebenfalls überdurchschnittlich zurückgenommen. Im Anschluss an das am Montag von BASF vorgelegte Übernahmeangebot an Ciba haben diverse Banken ihr Rating und Kursziel für Ciba angehoben.


Auf der Gegenseite positionieren sich Holcim (+5,8% auf 89,20 CHF) mit den grössten Gewinnen. Im Handel wird auf Marktgerüchte über ein Zusammengehen der Zementhersteller Holcim und Lafarge berichtet. Auch bei Clariant (+4,4% auf 11,31 CHF) helfen Spekulationen erneut zu Kursaufschlägen. Am Vortag wurden Clariant nach der Barofferte von BASF für Konkurrentin Ciba wieder als potenzielles Übernahmeziel gehandelt.


Nobel Biocare (+2,3% auf 38,86 CHF) und Adecco (+2,1% auf 50,35 CHF) gehen ebenfalls weit oben im Kurstableau um. Adecco will zum jetzigen Zeitpunkt keine Offerte für den britischen Konkurrenten Michael Page abgeben. Man wolle finanziell diszipliniert bleiben, begründete Adecco den Entscheid. Am Markt hiess es, dass Management beweise nun, dass es ihm mit der Kostendisziplin ernst ist.


Am breiten Markt notieren Jelmoli nach Halbjahreszahlen unverändert. Experten sprechen zwar von einem über den Erwartungen liegenden Resultat, merken aber gleichzeitig an, dass wohl zuerst die Aufteilung in eine Immobilien- und Investment-Gesellschaft über die Bühne gehen müsse, bis Investoren wieder bereit seien, in Jelmoli zu investieren.


National sinken ebenfalls nach guten Halbjahreszahlen -3,4%, allerdings bei kleinen Volumina. Analysten äusserten sich positiv zum Ergebnis und heben dabei vor allem die gute Entwicklung des Versicherungsgeschäfts sowie die im Konkurrenzvergleich ansprechende Anlagerendite hervor.


Implenia wurden nach Halbjahreszahlen noch nicht gehandelt. Das Resultat sei insgesamt gut, hiess es am Markt. Vontobel hat nach den Zahlen bereits das Analgerating für den Titel auf Holde (Reduce) erhöht.


Von Roll steigen um +2,1%. Der Industriekonzern übernimmt bis Ende 2009 die israelischen Enerco Enterprises zu 100% und bezahlt dafür insgesamt 80 Mio USD. (awp/mc/pg/23)

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