Deutsche-Börse-Chef und Großaktionär TCI in Schlagabtausch

«Als einer der großen Anteilseigner des Unternehmens habe ich keinen Anreiz, die Gesellschaft zu schädigen», antwortete er dem Börsenchef in einem ebenfalls offenen Brief.


Rückerwerb eigener Titel
Der mit knapp acht Prozent an der Deutsche Börse AG beteiligte Hedge-Fonds fordert unter anderem die Abwahl von Aufsichtsratschef Rolf-Ernst Breuer auf der Hauptversammlung am 25. Mai. Der Hedge-Fonds hatte Anfang März an der Spitze mehrerer Kritiker den Abbruch der geplanten Übernahme der Londoner Börse (London Stock Exchange/LSE) erzwungen. Sie hatten stattdessen von der Börse den Rückkauf eigener Aktien oder eine Sonderausschüttung gefordert. Der Frankfurter Börsenbetreiber hat kürzlich mit dem Rückerwerb eigener Titel begonnen.


Ausplünderungen berfürchtet
The Childrens Investment Fund Management (TCI) kündigte zudem an, der Hessischen Börsenaufsicht demnächst seine Beteiligung an der Börse offen legen zu wollen. «Wir werden mit der Aufsicht kooperieren und ihre Fragen bald beantworten», sagte der ehemalige CDU-Bundestagsfraktionschef Friedrich Merz, der jetzt für die Anwaltskanzlei Mayer Brown Rowe & May die TCI-Interessen in Deutschland vertritt, dem «Handelsblatt» (Montagausgabe). Er entkräfte zudem Befürchtungen, einige Großaktionäre könnten in einer konzertierten Aktion die Deutsche Börse ausplündern.


Grossaktionäre verärgert
Vorige Woche hatte die Börsenaufsicht die Großaktionäre TCI, Atticus (5,5%), Merrill Lynch (3-4%), Fidelity (unter 5%) und Capital Group (10%) aufgefordert, Informationen über ihre Beteiligung an der Deutschen Börse, ihre Renditeziele und Pläne mit Blick auf die Aktie offen zu legen. TCI hofft, in seinem Anliegen, Breuer als Aufsichtsratschef abzuwählen, von anderen Großaktionären unterstützt zu werden. TCI hatte sich diesbezüglich jüngst optimistisch gezeigt. Auch andere Großaktionäre seien mit den LSE-Übernahmeplänen der Börse nicht einverstanden gewesen. Zudem hätten sie verärgert reagiert, als Seifert und Breuer nicht bereit gewesen seien, Meinungen der Aktionäre anzuhören.


Breuer hat Unterstützung Seitferts
In der Diskussion um die Zusammensetzung des Aufsichtsrats war auch der Name des CDU-Politikers Friedrich Merz als potenzieller Nachfolger Breuers gefallen. Dieser kann sich zwar einen Aufsichtsratsposten bei der Deutschen Börse vorstellen, aber erst zur turnusmäßigen Neuwahl des Gremiums. In seinem Schreiben brachte TCI auch den früheren Vice Chairman von Goldman Sachs Europe, Richard Hayden, als mögliches Aufsichtsratsmitglied ins Spiel. Doch Deutsche-Börse-Chef Seifert steht fest hinter Breuer. Dabei kann er auch mit der Unterstützung weiterer Vorstandsmitglieder rechnen.


Vertragsverlängerung nicht auf Tagesordnung
Mitte März hatte der Aufsichtsrat den Vertrag von Finanzchef Mathias Hlubek, der als Verbündeter Seiferts gilt, um fünf Jahre bis Ende 2010 verlängert. Hohn bat nun Seifert, zu bestätigen, dass die Vertragsverlängerung von Hlubek nicht auf der schriftlichen Tagesordnung gestanden habe und erst als Thema aufgenommen worden sei, nachdem einige Aufsichtsratsmitglieder das Treffen verlassen hätten.


Harte Worte gegen Seifert
Der TCI-Manager Hohn betonte zudem, dass der Hedge-Fonds kein Interesse daran habe, die Deutsche Börse zu kontrollieren, wie Börsenchef Seifert dies angedeutet habe. Außerdem schrieb Hohn: «Als ein Angestellter der Gesellschaft, der – nach meinem Wissen – niemals eine einzige Aktie des Unternehmens erworben hat, sind Ihre Interessen aus wirtschaftlicher Sicht am wenigsten auf einer Linie mit den Anteilseignern.»


Harte Worte gegen Hohn
Der Börsenchef hatte zuvor moniert, Hohns Forderungen seien von einer «extremen Natur «. Zudem zeige sich der TCI-Manager nicht kompromissbereit. Die Änderungen, die dieser wolle, entbehrten «jeglicher vernünftiger Grundlage», schrieb der Deutsche-Börse-Chef. Aus Sicht des Vorstands sei der von Hohn angestrebte «radikale Wechsel» unvereinbar mit der «Erfolgsgeschichte» der Deutschen Börse bei Gewinnwachstum und Aktienkurs. Seit 1993 lege der Börsenbetreiber jährlich beim Umsatz etwa 19 Prozent zu und beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) etwa 23 Prozent. (awp/mc/ab)

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