Deutsche Börse: Reto Francioni «baldmöglichst» neuer Vorstandschef

In ihrer Strategie will die Deutsche Börse zudem an ihrem vertikalen Geschäftsmodell festhalten, das die gesamte Prozesskette für Wertpapiertransaktionen abdeckt. Für Kooperationen und andere Verbindungen mit Börsenorganisationen sei die Deutsche Börse entsprechend den Interessen von Kunden und Aktionären offen, «sowohl national, als auch international», hiess es weiter. Zudem werde das beschlossene Kapitalstrukturprogramm fortgesetzt: Bis einschliesslich Mai 2007 will das Unternehmen rund 1,5 Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten, davon rund 800 Millionen Euro im laufenden Jahr. Die Mittel sollen zur Verfügung gestellt werden über eine Erhöhung der Ausschüttungsquote auf mindestens 50 Prozent ergänzt durch ein fortlaufendes Aktienrückkaufprogramm.


Kurt Viermetzn neuer Vorsitzender des Kontrollgremiums
Wie erwartet wurde während der Aufsichtsratssitzung zudem Kurt Viermetz zum neuen Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt. Er hat mit Ablauf der Aufsichtsratssitzung den Posten von Rolf Breuer übernommen, der an diesem Montag nach der Sitzung aus dem Gremium ausgeschieden ist. Neu im Aufsichtsrat sind zudem Richard Berliand, Craig Heimark, Hermann-Josef Lamberti und Erhard Schipporeit. Die Sitze waren wegen des Ausscheidens von Breuer, Mehmet Dalman, Stefan Jentzsch und Hessel Lindenbergh vakant gewesen.


Aufsichtsratausschüsse neu besetzt
Im Zuge der Veränderungen in dem Gremium wurden auch Aufsichtsratausschüsse neu besetzt: Viermetz übernimmt den Vorsitz im Ausschuss für Personalfragen, in dem ausserdem Richard Hayden Udo Behrenwaldt ersetzt. Der Strategieausschuss wird neu besetzt mit Viermetz als Vorsitzendem sowie Richard Hayden, Friedrich Merz und Gerhard Roggemann. Im Finanzausschuss mit dem neuen Vorsitzenden Manfred Gentz folgt Schipporeit auf Jentzsch. Lamberti übernimmt den Vorsitz des Ausschusses für Clearing und Settlement, dem auch Richard Berliand angehört. Heimark ersetzt Jentzsch im Technologieausschuss.


Seifert zum Rücktritt gezwungen
Werner Seifert war im Mai von kritischen Grossaktionären im Streit um die Übernahme der Londoner Börse (London Stock Exchange/LSE ) zum Rücktritt gezwungen worden. Breuer wurde ebenfalls zum Rücktritt gedrängt, ihm oblag aber zu vor noch die Suche nach einem neuen Vorstandschef, der spätestens zum Jahresende gefunden sein sollte.


«Gute Wahl»
Francioni war bereits von 1993 bis 2000 im Vorstand der Deutschen Börse. Er ist daher kein Unbekannter in Frankfurt. Im Aufsichtsrat steht man Francioni positiv gegenüber. Mehrere Mitglieder sehen in ihm eine «gute Wahl». Einige Analysten sehen dies als möglichen Schritt hin zu einer engeren Kooperation oder sogar Fusion mit der Schweizer Börse SWX. Mehrere Kenner der Finanzwelt hingegen sind skeptischer gestimmt, denn Francioni gilt als «eher gemütlich».


Berliand ist stellvertretender Chef der Futures Industry Association in Washington, der nationalen Vereinigung der am Geschäft mit Futures interessierten Unternehmen in den USA. Heimark ist strategischer Berater und war Geschäftsführer der Hawthorne Group in Palo Alto/Kalifornien, einer Beratergesellschaft für aktiennotierte IT- und Finanzunternehmen. Lamberti ist Vorstandsmitglied bei der Deutschen Bank und Schipporeit Vorstandsmitglied für Finanzen, Rechnungswesen, Steuern und Informatik beim Versorger E.ON. (awp/mc/gh)

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