Deutsche Bundesbank warnt Regierung vor Konjunkturprogramm auf Kredit

Ausserdem erscheine ein Konjunkturpaket angesichts der gesamtwirtschaftlichen Perspektiven nicht angebracht. Am Wochenende hatte dagegen unter anderem der Zentralverband des Deutschen Handwerks die Regierung aufgefordert, wegen eines drohenden Abschwungs die Wirtschaft mit Steuersenkungen anzukurbeln.


Konjunktur: Keine Abwärtsspirale zu erwarten
Nach Einschätzung der Bundesbank hat sich die Konjunktur in Deutschland sichtbar abgeschwächt. Zwar sei keine Abwärtsspirale zu erwarten, «doch zeichnet sich aus heutiger Sicht eine konjunkturelle Durststrecke für das zweite Halbjahr ab.» Der erstmalige Rückgang des Bruttoinlandsprodukts seit knapp vier Jahren im zweiten Quartal 2008 sei auch eine Gegenreaktion auf das erste Quartal, als Sondereffekte zu einem besonders kräftigen Wachstum führten. Daher sei «weder auf eine grundlegend verschlechterte Gesamtlage noch auf einen Verlust der in den vergangenen Jahren wiedergewonnenen zyklischen Widerstandsfähigkeit zu schliessen.»


Besserung am Arbeitsmarkt setzt sich fort
Der Aufschwung am Arbeitsmarkt hält nach Einschätzung der Bundesbank trotz der schwächeren Konjunktur weiter an. «Die vorliegenden Frühindikatoren deuten darauf hin, dass sich die Besserung am Arbeitsmarkt mit reduziertem Tempo fortsetzen wird», schreibt die Notenbank in ihrem Monatsbericht für August. Im Schnitt würden die Unternehmen weiterhin neue Stellen schaffen. Nach den Daten der Bundesbank ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt um 0,2 Prozent gestiegen. Im ersten Quartal hatte das Plus noch 0,5 Prozent betragen.


Langsamere Gangart der deutschen Wirtschaft zu erwarten
Die Deutsche Bundesbank rechnet für den weiteren Jahresverlauf mit einem schwächeren Wachstumstempo in Deutschland als noch zu Jahresbeginn. Im Jahresverlauf sei mit einer «langsameren Gangart» der heimischen Wirtschaftsentwicklung zu rechnen, schreibt die Bundesbank in ihrem am Montag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht. Begründet wird die Einschätzung vor allem mit anhaltend hohen Unsicherheiten wie der Finanzmarktkrise und «noch nicht ausgestandenen globalen Herausforderungen». Dieses «aufgelaufene Risikogemisch» bleibe nicht ohne spürbare Wirkung auf die heimische Wirtschaftsentwicklung.


Wirtschaftslage nicht grundlegend verschlechtert
Trotz ihrer verhaltenen Einschätzung unterstreicht die Bundesbank, dass sich die Gesamtlage der deutschen Wirtschaft nicht grundlegend verschlechtert habe. So habe Deutschland seine in den vergangenen Jahren wiedergewonnene Widerstandsfähigkeit nicht verloren. Allerdings habe sich die Lage der Wirtschaft nach einem kräftigen Jahresauftakt zuletzt sichtbar abgeschwächt. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres war die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,5 Prozent geschrumpft, nach einem kräftigen Plus von 1,3 Prozent in den ersten drei Monaten 2008.


Risiken für Preisstabilität im Euroraum weiter höher
Die Risiken für die Preisstabilität im Euroraum haben sich nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank zuletzt abermals erhöht. «Im Zusammenhang mit den anhaltend kräftigen externen Preisschüben sind die Risiken für die Stabilität des Preisniveaus im Euro-Währungsgebiet auf mittlere Sicht weiter gestiegen», heisst es in dem am Montag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht der Bundesbank für August. Dies belegten auch jüngste Vorhersagen von Experten aus dem Euroraum. Im Juli waren die Verbraucherpreise im Währungsgebiet mit einer Rekordrate von 4,0 Prozent gestiegen. Damit lag die Teuerung um mehr als zwei Prozentpunkte über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp zwei Prozent.


Übertriebene Inflationserwartungen?
Daneben unterstreicht die Bundesbank, dass ein schwächeres Wachstum in Europa nicht ausreichen werde, um die Teuerungsdynamik automatisch zu vermindern. So dürfte sich die gesamtwirtschaftliche Aktivität nicht so stark abschwächen, dass mit einer ausreichenden Reaktion bei den Preisen zu rechnen sei. Zum anderen sei das moderatere Wachstumstempo nicht ausschliesslich auf eine geringere Nachfrage, sondern auch angebotsseitige Bremswirkungen zurückzuführen. Trotz allgemein zurückhaltender Wachstumseinschätzungen seien die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer nach wie vor höher als dies auf Dauer mit Preisstabilität zu vereinbaren sei. (awp/mc/ps24)

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