Dominique Godat, Kulm Hotel St.Moritz: Investment in Soft Coaching

Von Tanja Hess

Moneycab: Viele Hotels in der Schweiz leiden unter fehlenden Geldmittel, die Banken gewähren praktische keine Kredite im Tourismusbereich. Sie aber investieren?

Dominique Godat:
Natürlich machen wir das. Das Hotel Kulm ist ständig am Investieren. Wir könnten nicht unserem Ziel, ein «Fünfstern-Hotel-Plus» zu sein genügen, wenn wir nicht ständig an Neues denken würden. Für das Hotel und die «Résidences» haben wir in den letzten Jahren ca. 100 Millionen investiert. Unsere nächsten Ziele liegen im Ausbau des «Softcoaching» Angebotes. Wir sind zurzeit in der Planungsphase. Da muss viel miteinbezogen werden. Von baulichen Massnahmen bis zu den feinsten Nuancen für das Zusammenspiel von Sport und «Softcoaching». Wir wollen dem Profigolfer zum Beispiel die ergänzende Betreuung zur physischen Wettkampfsvorbereitung im Bereich «mentales Coaching» geben. Dem Manager die Trainingseinheiten für mentale Präsenz…. Den sportlichen Rahmen haben wir vor der Türe, den Rahmen fürs «Softcoaching» bauen wir im Haus auf.

Das Hotel Kulm hat sich eine neue Ausrichtung gegeben mit dem Golfplatz. Eine Referenz an die Vergangenheit?


Die Bestrebungen des Hotel Kulm gehen immer dahin, das Gehabte wieder herzustellen, beziehungsweise das Vorhandene mit entsprechender Sorgfalt zu konservieren. Wir verstehen unsere Geschichte als Fundus von grossem Wert. So ist es auch mit dem Golfplatz. Der Kulmpark, eben dieses Areal wo auch der Golfplatz ist, hat Sportgeschichte geschrieben. Die historisch am englischen Gast orientierte Ausrichtung des Hotels Kulm hat schon im Jahre 1891 auf dem gleichen Grundstück einen Golfplatz gehabt. Auf ebendiesem Areal wurden auch zwei Olympiaden eröffnet (1928/48). Als vor gut 110 Jahren die ersten alpinen Golfturniere gespielt wurden, so war das auch auf unserem Green. In den Sechzigerjahren ist dann die Anlage eingeschlafen. Doch mit dem Trend des Golfspielens haben wir im Jahre 2000 einen neuen Platz vom Golf-Architekten Mario Verdieri planen lassen und gebaut. Der 9-Loch Executive Golfplatz mit Akademie ist öffentlich und für die Hotellerie von St. Moritz von grosser, wirtschaftlicher Bedeutung.


«Ich bin überzeugt, dass wir mit dem Umbau ein einheitliches Produkt geschaffen haben und uns damit nochmals abheben können durch die Atmosphäre und das Erlebnis rund um den Aufenthalt.»  Dominique Godat, Direktor Kulm Hotel, St. Moritz



Aus wirtschaftlicher Sicht scheint die Investition in einen Golfplatz nicht sehr attraktiv. Golf boomt und überall entstehen günstig zu bespielende Anlagen. Können die Kosten für den Golfplatz über den Hotelkunden wieder eingespielt werden?

Zur Situation des Golfplatzes kann ich sagen, dass wir es dem Hotelgründer Johannes Badrutt zu verdanken haben, dass dieser schon vor Beginn des zwanzigsten Jahrhundert die Weitsichtigkeit hatte, grosse Landreserven ums Hotel herum zu kaufen. Somit hat er nicht nur einen grossen Mehrwert für das Hotel geschaffen, er hat auch einen entscheidenden Beitrag geleistet für ein Hotel, das sich dem Sport verschrieben hat. Wir haben damit das nötige Terrain für den Golfsport und eine Bobbahn. Der Golfplatz ist in diesem Sinne auch selbsttragend, das heisst, die anfallenden Kosten für Greenkeeper und Unterhalt können von den Einnahmen des Pro-Shops und den Gebühren finanziert werden. Eine so grosse Landfläche ist ja auch finanziell eine Belastung und endlich können wir wieder einen Wert damit schöpfen.

Wie sieht «Ihr Kunde» aus? Woher kommt er, was sucht er im Kulm?

Unser Kunde kommt in erster Linie aus der Schweiz, zusätzlich sind es die Leute aus anglophilen Ländern, die bei uns zu Gast sind, vor allem Engländer und Amerikaner. Aber wir haben auch Kunden aus Deutschland, Italien, Österreich und den Benelux-Ländern. Wir sind kosmopolit. Bei uns dürfen die Gäste Diskretion erwarten und auch Sicherheit. Mit unserem ausgebauten Kinderangebot sind Familien ebenso unser Zielpublikum. Zu uns kommt, wer mit Sport zu tun hat, wer die ideale Ergänzung zu seinem Höhentraining sucht im Bereich Coaching und Begleitung. Neu kommen auch die hart geforderten Leute aus der Wirtschaft zu uns. Diese schätzen unser im Aufbau begriffene Angebot im Bereich Soft Coaching für Manager.

Das Hotel Kulm bietet dem internationalen Kunden viel Komfort, der Flughafen Samaden ist sehr nahe. Die neue internationale Politik hat das Reiseverhalten der Feriengäste verändert. Wie wichtig sind da die Nähe des Flughafens und die Sicherheit in der Schweiz?

Sie sprechen von Sicherheit, ich benutze lieber die Wörter «aufgehoben sein». Natürlich ist Sicherheit ein wichtiges Gut, welches wir unsern Kunden bieten können. Andererseits dürfen wir uns glücklich schätzen, dass es für uns auch kein zu grosses Thema ist. Rein von der geografischen Lage her ist das Engadin ein übersichtliches Tal und damit ist eben schon viel gegeben. Die Infrastruktur des Flughafens ist für uns von daher wichtig, dass er uns gerade mal in eine Distanz von vielleicht zweieinhalb Stunden der grösseren europäischen Städte rückt. Darum kommen auch einige mit dem Flugzeug.


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Welches sind die wichtigsten Werte, die Ihr Haus bietet? Worauf legt der Gast besonders wert?

Jetzt kommen wir wieder zum Begriff «aufgehoben sein». Wenn wir ein Hotel mit fünf Sternen sind, dann kann ich heute sagen, dass wir uns da abgrenzen möchten von den Mitbewerbern. Es ist die Aufmerksamkeit gegenüber dem Gast, die wir perfektionieren möchten. Nun das ist gar nicht so eine einfache Aufgabe, denn die Ansprüche der einzelnen Gäste sind sehr unterschiedlich. Wir versuchen immer die Wünsche der Gäste zu kennen, bevor sie gestellt werden. Wenn uns das gelingt, dann haben wir einen zufriedenen Gast und dies ist unser höchstes Ziel. Als Gastgeber geht es für mich auch darum, eine «persönliche Beziehung» zum Kunden zu pflegen, das heisst, dass man Anteil nimmt an den täglichen Begebenheiten des Gastes.


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Wie sieht die strategische Ausrichtung des Tourismus im Oberengadin aus, wie sieht ihre aus?

In St. Moritz wird es einige Änderungen geben bei den Hotels. Durch ein Zusammentreffen von unabhängigen Gegebenheiten fallen gerade drei Viersternhotels in St. Moritz zum gleichen Zeitpunkt weg. Das wird die Hotellandschaft verändern, wobei wir die Konsequenzen noch nicht vollends sehen können. Unser Haus wird sich vermehrt dem Softcoaching widmen. Dabei geht es bei uns um die Frage, wie wir die Wellnesstrend verfeinern oder ausbauen können. Andererseits gibt es auch Synergien mit dem Golfclub. Gut Golf zu spielen ist eine Sache, damit meine ich Technik und Training. Was aber zunehmend immer mehr zu einem Thema wir, ist die Mentale Präsenz. Gerade in diesem Bereich wollen wir Topleuten aus Sport und Wirtschaft Lösungen zum Coaching anbieten. Ein weiteres Segment sind Erweiterungen des Wellness, wie zum Beispiel das Bodytuning.


Das Hotel Kulm ist ein Fünfsternhaus. Gäbe es neben den bekannten Sternen noch andere Gütezeichen zu vergeben, quasi Extrasterne für nicht Notwendiges, welche Extrasterne könnten Sie dann vorweisen?

Es ist die Vorgabe des Verwaltungsrates, dass wir ein «Fünfstern-Hotel Plus» sind. Dies bezieht sich auf die Dienstleistung und das Produkt. Ich bin überzeugt, dass wir mit dem Umbau ein einheitliches Produkt geschaffen haben und uns damit nochmals abheben können durch die Atmosphäre und das Erlebnis rund um den Aufenthalt. Ein wichtiger Teil davon ist unser neues Fitnesskonzept und die damit verwandten «erweiterten Formen». In unserem Fokus steht Fitness bis ins hohe Alter und Fitness in Verbindung mit «Mind-Training».

Sie haben das Hotel Kulm vor 2 Jahren übernommen. Woher kommen Sie, wohin gehen Sie mit dem Hause Kulm? Was sind Ihre Ziele? Wo und wie werden Sie die Träume des Hotels Kulm realisieren?


Ich bin als «Bilingue» in La Chaux-de-Fonds aufgewachsen. Ins Kulm kam ich über lange Wege, die mich über Dubai und die USA hierher führten. Hier habe ich 1996 als Vizedirektor begonnen. Die grossen Pläne, die unser Hotel in den letzten Jahren zu realisieren hatte, machte es unumgänglich, dass man eine neue Führungsstruktur suchen musste. Der bisherige Direktor Heinz Hunkeler hat sich auf die Führung der Bauprojekte spezialisiert. Bei dieser Neuverteilung habe ich dann als Direktor des Hotels Kulm die operative Leitung übernommen. Diese Lösung hat sich als richtig erwiesen. Wir konnten mit grossem Erfolg das Hotel mit guten Zahlen über die Jahrtausendwende führen und wir haben mit dem neuen Golfplatz und der «Residence» zwei neue Juwelen des Hauses bekommen.

Wie sieht Ihr Traumhotel für Ihre persönlichen Ferien aus?

Ich persönlich liebe den Fernen Osten. Ich möchte in meinem Urlaub Neues erleben. Hanoi, Shanghai, Saigon sind für mich Namen von Orten, wo ich auftanken kann. Die ferne Kultur, die überaus grosse Gastfreundschaft und Freundlichkeit dieser Orte schätze ich überaus. Auch in der Hotellerie gibt es, wenn diese auch anders gelagert ist als die unserige, doch einiges an sehr Schönem und Gepflegtem zu erleben.





Der Gesprächspartner
Hotelfachschule Lausanne 1979-83
1983-84 Chef de Réception im Hotel Le Mirador & Country Club, Vevey.
1985-86 Assistant Food and Beverage Manager, Dubai International Hotel, Dubai.
1986-87 Food and Beverage Manager, Hotel Plaza Athénée, New York.
1988-92 Directeur de la Restauration, Beau-Rivage Palace, Lausanne.
1992 Directeur adjoint, Hotel Le Mirador & Country Club, Vevey (Mitglied von Swiss Deluxe Hotels)
1993 Food and Beverage Director, The Pierre Hotel, New York (Mitglied der Leading Hotels of the World, ein Four Seasons Regent Hotel)
1996 bis April 2002 Vizedirektor, Kulm Hotel St. Moritz.
Seit Mai 2002 Direktor, Kulm Hotel St. Moritz.

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