Erneut Eklat bei Porsche-Aufsichtsratssitzung

Es bleibt weiter offen, ob es eine schwäbisch-niedersächsische Auto-Allianz geben wird. Die für diesen Mittwoch geplanten Gespräche über ein Zusammengehen wurden laut VW-Unternehmenskreisen abgesagt. Die Aufsichtsratssitzung in Weissach wurde von massiven Protesten von rund 6.500 Porsche- Beschäftigten begleitet.


Vorwürfe aus Wolfsburg
VW wirft dem Porsche-Management vor, nicht ernsthaft und konstruktiv die Verhandlungen über den Zusammenschluss der beiden Autobauer voranzutreiben. Piech hatte zudem vor einigen Tagen die Kreditwürdigkeit der Stuttgarter angezweifelt und die Zukunft von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking in Frage gestellt. Bei der Aufsichtsratssitzung im Porsche-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Weissach, an der auch der engste Kreis der Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piech teilnahm, sollte die Rückkehr an den Verhandlungstisch erreicht werden.


Porsche-Eigner verweigern Stellungnahme
Vertreter von Porsche und VW sowie den Familienstämmen sagten am Montag nichts zum Stand der Gespräche. Lediglich Betriebsratschef Uwe Hück äusserte sich: «Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech haben mir zugesichert, dass Porsche eigenständig bleibt und die Eigentümerfamilien stark genug sind, diese Eigenständigkeit zu garantieren.» Trotz dieser Aussage ist weiter offen, ob die beiden Autobauer fusionieren oder Porsche in den Volkswagen-Konzern integriert wird. Auch zu den Spekulationen, dass Porsche eine Kapitalerhöhung von bis zu fünf Milliarden Euro plant, wurde nichts gesagt.


Arbeitsplätze gesichert?
Nach Angaben von Hück sollen die Arbeitsplätze bei dem Sportwagenbauer auch künftig sicher sein. Das hätten die beiden Eigentümerfamilien zugesagt. Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech sind die Sprecher der Familienstämme. Hans Michel Piech ist ein Bruder des mächtigen VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piech.


Betriebsratschef kritisiert Piech
Bereits kurz vor der Aufsichtsratssitzung hatte Hück vor rund 3.000 Beschäftigten in Weissach die Mitarbeiter auf eine eigenständige Zukunft eingeschworen: «Porsche bleibt selbstständig. Wir brauchen die Familie und die Familie braucht uns.» Hück kritisierte erneut die Aussagen von Piech über eine fehlende Finanzkraft von Porsche. «Wir werden wieder Gewinne machen.» Bei der Protestaktion gab es Transparente mit der Aufschrift «Ja zur Familie Porsche/Piech – Nein zu F.K. Piech». Am Porsche-Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen protestierten rund 3.000 Beschäftigte, im Vertrieb- und Logistikwerk Ludwigsburg 500 Mitarbeiter.


Schuldenlast von 9 Milliarden Euro
Der Sportwagenbauer hält knapp 51 Prozent an VW und hat sich bei der geplanten Übernahme kräftig verhoben; Porsche drücken neun Milliarden Euro Schulden. VW verfügt dagegen über Milliarden-Reserven. Mitten im Machtkampf mit Grossaktionär Porsche stemmt sich Volkswagen ausserdem weiter gegen die weltweite Absatzkrise. Der Wolfsburger Konzern schnitt auch im April deutlich besser ab als der Gesamtmarkt. VW lieferte 541 600 Fahrzeuge aus, das war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Minus von 4,7 Prozent. Der weltweite Gesamtmarkt brach um 20 Prozent ein. (awp/mc/ps/14)

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