EU-Mittag: Sehr schwach – Kreditsorgen – EZB-Schnelltender

Vor allem bei Bankenwerten kam es zu Abschlägen, die Händler mit Finanzierungsproblemen der Finanzinstitute aufgrund der anhaltenden Kreditkrise begründeten. Sorgen bereitet Börsianern zufolge auch, dass Stützungsmassnahmen der EZB nötig sind, um die Liquidität am ebenfalls von der Unsicherheit am Aktienmarkt betroffen Geldmarkt sicherzustellen.


So hatte am Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) in einem Schnelltender überraschend 94,841 Milliarden Euro zugeteilt, und auch am heutigen Freitag hat die EZB dem Geldmarkt bei einem Schnelltender 61,05 Milliarden Euro zugeteilt. Die EZB gab indes bekannt, die Bedingungen am Euro-Geldmarkt weiterhin «genau zu beobachten». Auch die Fed und die japanische Zentralbank hatten die Märkte inzwischen mit zusätzlicher Liquidität versorgt. Dadurch steigt einem Analysten von ING zufolge zwar die Chance, dass die US-Notenbank in Zukunft ihre Geldpolitik lockert und somit den Aktienmarkt unterstützen könnte. Jedoch seien die Finanzmärkte weiterhin besorgt, meinte der Experte. «Das grosse Risiko ist, dass sich die Krise zu einem umfassenden Engpass bei der Versorgung mit Krediten ausweitet», fügte er hinzu.


Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 fiel um 2,13 Prozent auf 4.184,13 Zähler. Der STOXX 50 , der auch Schweizer und britische Werte umfasst, sank um 2,45 Prozent auf 3.659,53 Punkte. Der Euronext 100 stand mit 2,26 Prozent auf 971,86 Zähler im Minus. In Paris verlor der CAC 40 unterdessen 2,26 Prozent auf 5.497,70 Punkte. Für den FTSE 100 ging es um 2,45 Prozent auf 6.117,60 Punkte nach unten.


Finanztitel zählten vor dem Hintergrund der Kreditkrise zu den grössten Verlierern. Im Mittelpunkt standen erneut Aktien von ABN Amro Holding , die zuletzt um 4,99 Prozent auf 33,32 Euro nachgaben und damit die rote Laterne im EuroSTOXX 50 übernahmen. Zwischenzeitlich waren die Titel um mehr als elf Prozent auf 31,20 Euro eingebrochen. Händler begründeten die Kursverluste mit Befürchtungen, wonach die geplante Übernahme der niederländischen Bank an Problemen bei der Finanzierung von Krediten scheitern könnte.


So könnte Fortis die zur Finanzierung geplante Ausgabe von Anleihen im Wert von zwei Milliarden Euro «etwas verschieben», sagte Finanzvorstand Gilbert Mittler der Wirtschaftszeitung «Financieele Dagblad» (Freitagausgabe). Die belgische Bank plant zusammen mit der schottischen Royal Bank of Scotland Group (RBoS) und der spanischen Banco Santander (BSCH) die Übernahme von ABN Amro. Fortis-Aktien verloren 1,84 Prozent auf 27,25 Euro, RBoS-Anteile gaben 4,11 Prozent auf 560,50 Pence ab. Anteile der Banco Santander sanken um 1,80 Prozent auf 13,63 Euro.


Ein anderer Börsianer verwies auf vage Spekulationen, wonach auch Barclays sein Übernahmeangebot für ABN Amro wegen Finanzierungsschwierigkeiten zurückzieht. Die britische Bank hat aber derartige Gerüchte derweil dementiert. Barclays-Anteile gaben 5,21 Prozent auf 646,00 Pence ab. Im Zuge der Kreditsorgen verloren auch Anteile der KBC Groep 3,26 Prozent auf 87,30 Euro. Der belgische Bankenkonzern hat zudem zwar im zweiten Quartal ein starkes Gewinnwachstum verzeichnet. Der Zinsertrag fiel jedoch geringer aus als von Experten erwartet.


In Zürich verloren Titel von Adecco 2,98 Prozent auf 79,55 Schweizer Franken. Der Personalvermittler hat mit seinen Quartalszahlen die Schätzungen der Analysten vor allem auf Umsatzstufe nicht ganz getroffen. (awp/mc/ab)

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