EU-Razzia bei E.ON Ruhrgas und RWE

Die Gasversorger sollen ihre marktbeherrschende Stellung illegal ausgenutzt haben. In Ungarn gab es zudem Durchsuchungen bei mehreren Elektrizitätsunternehmen, teilte die Kommission in Brüssel mit. Die Razzien fanden bereits am Dienstag statt. Betroffen waren bei den Gasversorgern ausser Deutschland auch Italien, Frankreich, Belgien und Österreich.


Hohe Bussen drohen
Falls die EU-Wettbewerbshüter Verfahren eröffnen und ihren Verdacht erhärten können, drohen den Konzernen hohe Strafgelder von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes. Die Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung zum Schaden von Kunden und Verbrauchern ist in der EU streng verboten. Das bisher höchste Einzelbussgeld musste vor zwei Jahren der Softwareproduzent Microsoft mit 497 Millionen Euro
berappen.


E.ON Ruhrgas bestätigt Durchsuchung
Die grösste deutsche Ferngasgesellschaft E.ON Ruhrgas bestätigte das Vorgehen der EU. Eine Unternehmenssprecherin sagte in Essen: «Wir unterstützen das konstruktiv. RWE teilte der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX mit, der Konzern arbeite «sehr eng mit der Kommission» zusammen.


Razzia kam nicht überraschend
Die EU-Razzia kam nicht überraschend. EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hatte bereits im Februar ein hartes Durchgreifen gegen Marktabschottung angekündigt. Nach Ansicht der Niederländerin funktionieren die europäischen Energiemärkte nicht nach den Regeln des freien Wettbewerbs. Insbesondere langfristige Lieferverträge und Zugangsbehinderungen zu Transport- und Lagerkapazitäten sind den Brüsseler Wettbewerbshütern ein Dorn im Auge. Kroes wollte auch Mechanismen zur Preisfestsetzung auf den Elektrizitätsmärkten genauer untersuchen.


In Frankreich kamen die EU-Inspektoren zum Marktführer Gaz de France (GDF), der seine Fusion mit dem Versorger Suez vorbereitet.  Die Kontrolle sei «im Rahmen der seit mehr als einem Jahr laufenden Untersuchung der Kommission zu Regeln des Wettbewerbs» erfolgt. «Die Gruppe hat ihre Absicht bekundet, mit der Kommission zusammenzuarbeiten, wie sie es seit Beginn der Untersuchung tut.»


Auch OMV betroffen
In Österreich bestätigte der Mineralölkonzern OMV gegenüber der Nachrichtenagentur APA Überprüfungen. Betroffen sei die Gastochter des Unternehmens. «Das findet seit gestern statt, wir kooperieren mit den Behörden», sagte ein Sprecher. In Belgien war der Versorger Distrigaz Ziel der Aktion; der Konzern ist bereits mit einem EU-Wettbewerbsverfahren konfrontiert. (awp/mc/pg)

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