EU-Schluss: Gewinne – Finanztitel und Wall Street stützen

In Paris verabschiedete sich der CAC-40-Index am Berichtstag 1,82 Prozent höher bei 2.974,18 Punkten. Der Londoner FTSE 100 verzeichnete Aufschläge von 1,48 Prozent auf 3.983,71 Zähler.


«Die Märkte berücksichtigen nach der zuletzt überverkauften Situation endlich, dass man sich nun weltweit um die systemischen Risiken des Finanzsektors kümmert», sagte Valerie Plagnol, Strategin bei CM-CIC Securities. «Nicht jedes Institut ist deshalb sicher, aber das Engagement der Regierungen ist schon enorm.» Weniger optimistisch äusserte sich dagegen Aktienstratege Philippe Gijsels von Fortis: «Ich glaube nicht, dass noch viele gute Nachrichten kommen – das meiste ist mit den Plänen von US-Präsident Obama, US-Finanzminister Geithner und US-Notenbankchef Bernanke schon raus.»


Bei europäischen Finanztiteln sorgten neben eigenen Nachrichten auch positive Meldungen aus den USA für deutliche Gewinne. Laut einem Bericht der «New York Times» bestanden führende US-Institute einen «Stress-Test» der Regierung und stehen besser da als gedacht – allerdings benötigten viele der grossen Banken weiterhin finanzielle Hilfe vom Staat, hiess es weiter. Auch ein Rekordgewinn von Wells Fargo , der den Markt positiv überraschte, trug zur guten Stimmung bei.


ING Groep sprangen mit plus 17,79 Prozent auf 6,192 Euro an die Spitze im europäischen Leitindex. Der niederländische Finanzkonzern hatte einen überraschend positiven Jahresauftakt gemeldet. Für das erste Quartal kündigte Konzernchef Jan Hommen in einer Telefonkonferenz deutlich bessere Ergebnisse an als im Schlussquartal 2008, das Experten allerdings als «desaströs» bezeichnet hatten. Zudem will sich der Konzern im Zuge der Sanierung von milliardenschweren Teilen seines Geschäfts trennen. Geplant sei der Verkauf von Randsparten im Wert von sechs bis acht Milliarden Euro, sobald die Marktbedingungen es zuliessen. Analysten zeigten sich übereinstimmend positiv überrascht vom guten Jahresstart. Hinter ING legten Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) um 10,20 Prozent auf 7,78 Euro zu, und Santander verteuerten sich um 8,67 Prozent auf 6,52 Euro.


Im Londoner «Footsie» waren Barclays mit plus 12,48 Prozent auf 177,50 Pence zweitbester Wert. Die britische Grossbank verkaufte die Fonds-Handelsplattform iShares für 4,4 Milliarden US-Dollar (3,12 Milliarden Euro) an den Finanzinvestor CVC Partners. Zur Finanzierung der Übernahmen gibt die Londoner Bank dem Käufer einen Kredit von 3,1 Milliarden Dollar. Insgesamt rechnet Barclays durch den Verkauf von iShares mit einen Gewinn von 2,2 Milliarden Dollar. Zudem sicherte sie sich vertraglich die Möglichkeit, gegen eine Strafzahlung den Verkauf rückgängig zu machen und mit einem anderen Interessenten abzuschliessen, falls dieser bis zum 18. Juni ein höheres Angebot vorlegt. Lloyds Banking Group stiegen um 10,88 Prozent auf 79,50 Pence. Das Institut plant nach der HBOS-Übernahme im vergangenen Jahr den Abbau von 25.000 Stellen, berichtete die Tageszeitung «Daily Mail» unter Berufung auf gut unterrichtete Quellen.


Aktien von Solvay sprangen im Brüsseler BEL20-Index um 13,21 Prozent auf 65,075 Euro hoch und markierten zwischenzeitlich ein Fünfmonats-Hoch. Presseberichten zufolge plant das belgische Arzneimittel- und Chemieunternehmen nach den Osterfeiertagen eine Auktion für sein Pharma-Geschäft. ING erhöhte ihr Kursziel für die Solvay-Titel von 55,00 auf 58,00 Euro, blieb aber aus fundamentalen Gründen bei der «Hold»-Einstufung. Morgan-Stanley stufte die Titel von «Underweight» auf «Equal-weight» hoch und beliess das Kursziel bei 50,00 Euro.


Sanofi-Aventis-Aktien verbilligten sich hingegen als einer der wenigen Verlierer um 0,55 Prozent auf 41,75 Euro. Der französische Pharmakonzern will den grössten brasilianischen Generikahersteller Medley für 500 Millionen Euro kaufen. Damit werde Sanofi-Aventis grösster Anbieter von Generika in ganz Lateinamerika, teilte der Konzern mit. Medley ist der drittgrösste Medikamentenhersteller Brasiliens und die Nummer eins bei patentfreien Produkten. «Die Akquisition erfüllt zwei strategische Ziele», sagte Analyst Arsene Guekam von CM-CIC Securities. «Sie erlaubt Sanofi-Aventis eine Stärkung des Bereichs rezeptpflichtiger Arzneimitte und verstärkt die Präsenz in einem schnell wachsenden Schwellenland. Der Experte bewertet die Aktie mit «Buy». (awp/mc/ps/30)

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