EU-Verlauf: Fest – Finanzwerte europaweit stark gefragt – Lloyds plus 37%

Händler rechnen damit, dass sich die Investoren vor der am Abend erwarteten US-Leitzinsentscheidung in Zurückhaltung üben.


Mit Kurssprüngen von teilweise mehr als zehn Prozent traten die Bankaktien nach Medienberichten über die Gründung einer US-Bad Bank einmal mehr ins Rampenlicht. Händler verwiesen auf einen Bericht des Fernsehsenders «CNBC», wonach in den USA die Gründung einer «Bad Bank» zum Aufkauf problematischer Hypothekenpapiere unmittelbar bevorstehe. Im EuroSTOXX 50 gewannen BNP Paribas mit plus 11,50 Prozent auf 27,83 Euro besonders deutlich. Auf Empfehlung einer Expertengruppe nahm der Finanzkonzern Fortis die Gespräche mit Belgiens Regierung und BNP Paribas über einen Verkauf seines belgischen Geschäfts wieder auf.


Absoluter Spitzenreiter waren die Aktien von Lloyds Banking Group. Der Kurs der britischen Bank schnellte mit plus 37,41 Prozent auf 92,25 Pence an die Footsie-Spitze. Händler verwiesen auf eine Studie, der zufolge sich die Sorgen mit Blick auf eine mögliche Verstaatlichung erübrigt habe. Auch wenn eine Verstaatlichung der Bank nach wie vor möglich sei, dürften die damit verbundenen Risiken bereits mehr als angemessen in der derzeitigen Bewertung eingearbeitet sein, schrieb Analyst Tom Rayner von der Citigroup in einer Studie. Er hatte die Bewertung der Lloyds-Aktie mit «Buy» und einem Kursziel von 120 Pence wieder aufgenommen.


In London rutschte der Kurs von Rio Tinto um 7,93 Prozent auf 1.509 Pence. Beim Bergbaukonzern steht wegen der Milliarden-Schulden neben Verkäufen möglicherweise auch eine Kapitalerhöhung. Das Unternehmen schloss in einer Mitteilung diesen Schritt nicht mehr aus und reagierte damit auf entsprechende Marktgerüchte. Investoren gehen dabei von einer Kapitalerhöhung in Höhe von vier bis acht Milliarden australische Dollar (2 bis 4 Mrd. Euro) aus.


In der Schweiz standen neben den Banken die Pharmatitel im Mittelpunkt. Die Aktien von Novartis fielen nach enttäuschenden Zahlen in der Schweiz um 3,13 Prozent auf 49,84 Franken. Roche Holding gaben 1,32 Prozent auf 164,30 Franken nach. Händler verwiesen auf die schlechten Zahlen von Novartis. Zuvor war bekannt geworden, dass Roche den seit Jahrzehnten bestehende Aktionärsbindungsvertrag unter den direkten Nachkommen von Fritz Hoffmann-La Roche auf unbegrenzte Zeit verlängerte. Die Verlängerung des Bindungsvertrages wird im Börsenhandel grundsätzlich positiv gesehen, sagte ein Händler.


In Paris stiegen Schneider Electric um 9,03 Prozent auf 48,48 Euro. Der französische Elektronikkonzern rüstet sich mit Kostensenkungen gegen die Krise. Rund 600 Millionen Euro pro Jahr will das Unternehmen durch die Vereinfachung von Abläufen bis 2011 einsparen. Der grösste europäische Chiphersteller STMicroelectronics erlitt im vierten Quartal überraschend einen Verlust und musste Kurseinbussen von 0,37 Prozent auf 4,27 Euro hinnehmen. (awp/mc/ps/19)

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