EU-Verlauf: Verluste – Grippeepidemie, Banken belasten

«Die Schweinegrippe sowie Sorge um weiteren Kapitalbedarf bei US-Banken belasten die Märkte», sagte Herbert Perus, Leiter des Aktienteams bei Raiffeisen Capital Management in Wien. Allerdings müsse man bedenken, dass die Märkte zuletzt gut gelaufen sein. «Daher sind jene Anleger, die noch nicht wieder eingestiegen sind, froh über eine Verschnaufpause, die ihnen neue Möglichkeiten eröffnet. Daher dürfte die positive Grundtendenz der vergangenen Wochen auch nach wie vor intakt sein.»


Am Ende des EuroSTOXX50 standen die Titel des Stahlkonzerns ArcelorMittal , die sich um 8,30 Prozent auf 18,230 Euro verbilligten. Konkurrenten wie United States Steel und Nippon Steel hatten zuvor enttäuschende Zwischenberichte vorgelegt. Rohstoffwerte wie Rio Tinto und Anglo American litten unter erneut sinkenden Rohstoffpreisen und gaben zwischen 6,74 und 5,91 Prozent nach. Einer der Ausreisser war allerdings der britische Ölkonzern BP der sich um 1,35 Prozent auf 489,75 Pence verteuerte. Das Unternehmen verbuchte zwar einen deutlichen Gewinnrückgang im ersten Quartal, schnitt damit aber noch besser als erwartet ab.


Die Finanzkrise suchte sich nach einem Bericht des «Wall Street Journal» erneut ihren Weg ins Tagesgeschäft. Die Zeitung berichtete, dass sowohl die Citigroup als auch die Bank of America möglicherweise weiteres Kapital brauchen und berief sich dabei auf Insiderkreise. Die Deutsche Bank führte trotz einer positiv überraschenden Zwischenbilanz mit einem Abschlag von 5,94 Prozent auf 40,680 Euro die Verliererliste der europäischen Bankenwerte an, dicht gefolgt von der französischen BNP Paribas , die sich um 4,76 Prozent auf 36,425 Euro verbilligten. Die spanische Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) überraschte zwar positiv mit ihren Quartalszahlen, konnte sich aber dem allgemein schwachen Trend nicht entziehen und gab 3,66 Prozent auf 7,64 Euro nach.


Zudem blieben Luftfahrt- und Tourismusaktien auch weiterhin anfällig wie die Kursverluste von 4,23 Prozent auf 144,75 Pence bei British Airways zeigten. Konkurrent Air France-KLM und die Hotelkette Accor gaben ebenfalls erneut nach. Gleichzeitig konnten sich die beiden Pharmawerte Roche Holding und GlaxoSmithKline erneut besser als der Gesamtmarkt entwickeln. Sie gewannen beide mehr als ein Prozent dazu.


Darüber hinaus hielt eine Flut von Quartalsberichten die Anleger in Atem: Der niederländische Telekommunikationskonzern KPN blieb mit seinem Quartalsergebnis leicht hinter den Analystenerwartungen zurück und sackte um 1,58 Prozent auf 9,399 Euro ab. Der französische Gasekonzern L’Air Liquide setzte im Auftaktquartal wegen der Wirtschaftskrise etwas weniger um als im Vorjahr. Für das Gesamtjahr erwartet Air Liquide einen Umsatz und ein Ergebnis auf Vorjahreshöhe, was einige Marktteilnehmer als enttäuschend bezeichneten. Die Papiere fielen um 4,09 Prozent auf 63,06 Euro.


Der Schweizer Medizintechnikhersteller Synthes teilte unterdessen mit, möglicherweise seine Umsatzziele im laufenden Jahr nicht zu erreichen. Anleger quittierten die Aussagen mit einem Minus von 9,31 Prozent auf 116,90 Schweizer Franken. Zudem legten noch Unternehmen wie der britische Versicherer Friends Provident , Vestas Wind Systems und der norwegische Düngemittelspezialist Yara Zahlen vor. Vestas, der weltgrösste Hersteller von Windturbinen, konnte im ersten Quartal die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen. Eine gleichzeitig angekündigte Kapitalerhöhung versetzte der positiven Stimmung nur kurzzeitig einen Dämpfer, wie das Kursplus von 6,08 Prozent auf 349,00 dänische Kronen zeigte.


«Grausame» Zahlen von Daimler sorgten für zusätzliche Belastung bei den europäischen Autowerten. Renault büssten 7,59 Prozent auf 21,195 Euro ein, PSA Peugeot Citroen fielen um 5,99 Prozent auf 16,400 Euro und Fiat verbilligten sich um 3,98 Prozent auf 7,72 Euro.


Der spanische Baukonzern Grupo Ferrovial erzielte offenbar deutlich niedrigere Angebote für den Londoner Gatwick Flughafen als erhofft, berichtete die Zeitung «El Economista». Die Titel verloren 7,96 Prozent auf 20,48 Euro. (awp/mc/pg/20)

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