Finanzmarktkrise und die UBS: Keine Werte, keine Diskussion

Von Helmuth Fuchs


Dass die Führung der UBS fundamental nicht verstanden hat, welche moralischen Grenzwerte nicht überschritten werden sollten, ist zwar ärgerlich, aber inzwischen nicht mehr relevant. Mit Vertragsbindungen oder Hinweisen zum Unterschied zwischen Boni und variablen Lohnanteilen wird versucht zu rechtfertigen, was sich nicht rechtfertigen lässt. Man kann nicht tausende von Mitarbeitern entlassen, Staatsgarantien und Steuergelder anfordern und gleichzeitig Erfolgsprämien in Milliardenhöhe ausschütten. Das Vorgehen der UBS-Führung hat das Vertrauen aller Beteiligten nachhaltig zerstört. Die zurzeit boulevardesk geführte Wertediskussion ist zwar unterhaltsam, aber es fehlt ihr das Fundament: Die Definition der allgemein verbindlichen Werte für den Finanzplatz.


Welche Art Banken wollen wir hier überhaupt?
Wichtig wäre also jetzt eine breit angelegte Diskussion über die Zukunft des Finanzplatzes Schweiz. Welche Art Banken wollen wir hier überhaupt, in welche Vehikel sollen sie investieren, welche ethischen Richtlinien sollen gelten, welche Erwartungen bezüglich Performance sollen erfüllt werden, wer überwacht die Einhaltung dieser Richtlinien? Diese Diskussion ist umso wichtiger, als jetzt nebst den Kantonalbanken plötzlich auch die Grossbanken praktisch mit Staatsgarantien ausgestattet werden. Da die Banken nicht im luftleeren Raum agieren, müssen die Finanzgeschäfte wieder stärker an reale Prozesse gekoppelt werden. Langfristig entsteht Geld nicht durch Geld, sondern durch reale Produkte und Leistungen. Die Ausrichtung auf die Finanzierung neuer Ideen oder Produkte auf der Basis anerkannter Werte wäre für den Finanzplatz Schweiz ein Befreiungsschlag auch hinsichtlich des immer stärker werdenden Drucks aus den USA oder der EU.


«Clean and Green Banking»
Was in der gegenwärtigen Diskussion ebenfalls untergeht ist die Tatsache, dass die Banken nicht nur die interne Gier ihrer Manager bedienten, sondern ebenso die Gier der Anleger nach fantastischen Renditen. Die Vorstellung, die Hände in den Schoss legen und Geld für sich arbeiten lassen zu können,  hat sich hoffentlich auch in der breiten Bevölkerung als Illusion entpuppt. Es kann also auch hier wieder von realistischeren Erwartungen ausgegangen werden. Die Krise bietet die Chance, den Finanzplatz Schweiz neu zu gestalten und international zum führenden «Clean and Green Banking»-Platz zu machen.


 


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