Fred Kindle, CEO Sulzer: «Es tut mir weh von Sulzer wegzugehen»

Von Lukas Schweizer

Moneycab: Fred Kindle, das war die letzte Präsentation der Jahreszahlen bei Sulzer. Sie hätten sich sicher einen besseren Abschluss gewünscht?

Fred Kindle:
Sicher, wenn der Gewinn zurückgeht kann man nie zufrieden sein. Denn es ist eine der grössten Verpflichtungen der Unternehmensleitung den Gewinn zu steigern. Wenn ich aber die Substanz von Sulzer anschaue, muss ich sagen, dass sehr vieles sehr gut gelaufen ist. Wenn wir bei Sulzer Metco dies oder das anders gemacht hätten, wäre das Lächeln auf unseren Gesichtern sicher grösser.

Ihre Zukunftsprognosen wirken auf mich zwiespältig. Einerseits sind sie sehr optimistisch, jedes Ihrer Ziele ist aber mit einem «wenn aber» verbunden. Was gilt jetzt?

Ich möchte es so ausdrücken. Die Zukunft von Sulzer ist davon abhängig, dass sich die Weltwirtschaft vernünftig bewegt. Ich hoffe, dass die Ereignisse der letzten beiden Jahre, angefangen beim 11. September, Ausnahmen waren. Wenn es so turbulent weitergeht, ist es für jedes Unternehmen schwierig, die Maximalziele zu erreichen. Entwickelt sich die Weltwirtschaft aber einigermassen kontinuierlich, haben wir Grund zur Zuversicht. Auch weil die intern eingeleiteten Massnahmen sich auszahlen werden.

Sie haben vorhin die Probleme bei Sulzer Metco erwähnt. Ist das das dringendste Problem, welches Ihr Nachfolger anpacken muss?

Sulzer Metco hat uns letztes Jahr sicher am meisten Sorgen gemacht, da wichtige Marktsegmente wie Aerospace oder Energie massiv eingebrochen sind. Sulzer Metco verfügt mit vier Prozent auch über die kleinste Rendite, wir wünschen uns elf bis zwölf Prozent. Rein operativ besteht da am meisten Handlungsbedarf.


$$PAGE$$ Noch einige Worte zu Ihrem neuen Job bei ABB. Mit welchen Argumenten hat man Sie geholt? Denn mit Garry Steel und Denish Paliwal standen zwei valable ABB-interne Kandidaten zur Verfügung.

Gut, wieso man mich ausgewählt hat, müssen Sie bei ABB nachfragen…

… aber irgendwie hat der Verwaltungsrat Ihnen den doch Job schmackhaft gemacht.

Ja sicher, ABB ist ein Begriff, sie und Sulzer sind seit den Anfängen geschichtlich miteinander verbunden. ABB ist noch um einiges grösser als Sulzer und schon das ist eine reizvolle Herausforderung. Solche Optionen gibt es nicht sehr häufig im Leben. Wenn man da angefragt wird, muss man gute Gründe haben, um nein zu sagen.

Ist der Schritt nicht zu gross für Sie?

Es ist ein grosser Schritt und ich habe Respekt vor der neuen Aufgabe. Aber ich glaube, Führungspositionen sind ab einer gewissen Grösse miteinander vergleichbar. Ich habe Respekt aber ich freue mich.

Gut, etwas böse ausgedrückt, könnte man sagen, Jürgen Dormann hat das Unternehmen saniert und sie ernten nun die Lorbeeren.

(Schmunzelt) Ja, wenn das so wäre, wäre dies das erste Mal in meinem Leben, dass ich irgendwo hinkomme und nicht mehr arbeiten müsste. Es stimmt, dass die wichtigsten Aufgaben bei ABB gelöst sind, aber es werden weitere wichtige kommen. Wenn die Geschäftsleitung ambitioniert ist, gibt es immer neue Ziele zu erreichen.

Haben Sie sich über diese Ziele schon Gedanken gemacht?

Nein, dazu ist es zu früh. Ich beginne meine Arbeit bei ABB am 1. September.





Der Gesprächspartner
Fred Kindle ist 1959 geboren und schweizerisch-liechtensteinischer Doppelbürger. Er ist diplomierter Ingenieur der ETH Zürich und verfügt über ein MBA der Northwestern University (USA). Bevor Kindle zu Sulzer kam arbeitete er bei Mc Kinsey in den USA und der Schweiz. Bei Sulzer war er Geschäftsleiter von Sulzer Industries, Divisionsleiter von Sulzer Chemtech und jetzt CEO und Verwaltungsrat. Weiter ist er Verwaltungsratsmitglied der VZ Holding AG und Mitglied des Vorstandsausschusses der Swissmem. Kindle wechselt im September 2004 zu ABB und wird dort ab Januar 2005 das Amt des CEOs einnehmen.

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