von Tanja Hess
Moneycab: Vielleicht ist es die hier am wenigsten direkt gestellte Frage, welche aber durch das Wort «Single» im Namenszug Single Hotel Eden im Zentrum steht: Sind Sie Single?
Gerald Nowak: Nein, das dürfen Sie nicht so direkt sehen. Wir sind kein Kontaktinstitut. Nun zu mir: ich bin kein «Single» – oder vielleicht doch ein partizpieller Single. Meine Familie wohnt in Stäfa am Zürichsee und kommt mir in diesen Tagen nach. Ich arbeite erst seit Beginn des Jahres hier. Es handelt sich also um ein vorübergehendes Singledasein.
Die Idee des Single Hotels kommt von Frau Lisbeth Mathys. Wie kommt Frau Mathys dazu, ihre Idee in die Tat umzusetzen? Inwieweit gestaltete Sie, Herr Nowak, die Ideen aus? Und wie können Sie ihre Erfahrungen als Hotelier in der Planung einbringen?
Meine Erfahrungen in hochkarätigen Hotels der Schweiz kann ich hier gut einbringen. Das neue Feld eines «Single» Hotels hat mich somit gelockt. Es stellt besondere Anforderungen an das Marketing, an die Kommunikation und natürlich auch an die Gästebetreuung. Die Innovation des Single-Gedankens fasziniert mich. Wir sind noch nicht am Ende einer neuen Definition eines neuen Hotels. Wir suchen nach neuen Wegen der Kommunikation. Dazu gehört das Mailing, welches wir gerade stark am Gewichten sind. Hier habe ich eine sehr grosse Umsetzungskompetenz. Und nicht zu vergessen, zu meiner Motivation hier eine neue Idee aufzubauen gehört auch die unvergleichlich hohe Lebensqualität, welche die Umgebung Spiez bietet.
Das Single Hotel Eden hatte eine 15-monatige Umbauzeit. In dieser Zeit wurde es radikal umgebaut. Hier vielleicht einige Angaben zum Altbau, Renovationsumfang und Historisches. Wie verhält es sich mit den Investitionen und Amortisationszeiten?
Frau Mathys, unsere Patronin, möchte diese Zahlen nicht beziffern. Ihre Idee eines «Single Hotels» hat sie aus ihrer sehr persönlichen Lebenserfahrung heraus entworfen. Als Witwe eines äusserst erfolgreichen Pionierunternehmens im Medizinalbereich war sie nach dem Tod ihres Mannes noch zu jung um sich zur Ruhe zu setzen. Andererseits hätte sie das Geld gehabt, ihr Leben in Fünfsternhäusern zu verbringen. Doch sie war bestürzt ab dem schlechten Service gegenüber Alleinreisenden. So kam die Idee eines Hotels für Alleinreisende – eben des Single Hotel Eden zustande.
Natürlich war es eine sehr umfangreiche Renovation. Die ganze Statik des Hauses entpuppte sich als marode. Das war keine leichte Sache. Doch sind wir in der glücklichen Lage, dass wir nicht jeden Batzen drehen und wenden müssen. Hier geht es um etwas Ganzes, eine Idee. Dies soll der Gast hier spüren.
Wenn der Kostendeckungsgrad vielleicht nicht optimal ist, so müssen wir sagen, alles was wir hier investiert haben basiert auf dem Nachhaltigkeitsgedanken. Jedes Möbelstück wurde daraufhin geprüft. Man hat immer Qualität und eine lange Lebensdauer vorgezogen.
Sie sprechen von Nachhaltigkeit. Wie muss ich mir das sonst noch vorstellen?
Nehmen wir als Beispiel die Pelletsheizung. Dies ist eine Investition, die wir aus Überzeugung gemacht haben. Unser Gast fühlt sich am Ende wohler, wenn er weiss, dass die Energiefrage sorgfältig angegangen wurde. Ebenso sind besondere Aufwände in der Küche für eine biologische Ernährung heute Kundenattraktoren, die es nicht zu vernachlässigen gilt. Diesem Trend leisten wir im weiteren Sinne Folge. Um die Leute der Umgebung zu integrieren, haben wir viel unternommen. Bauaufträge sind meist in der Region vergeben worden. Die Leute aus der Region kommen gerne zu uns ins Restaurant oder in die Bar. Sie sind für uns eine wichtige Einnahmequelle.
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Haben Sie eine Kundensegmentanalyse gemacht?
Ja natürlich. Wir fokussieren auf den aktiven Auszeitler: das heisst, dass man bei uns Leute zwischen 35 und 70 findet. Das Gros ist um die 55 Jahre alt und noch sehr aktiv, aber man findet bei uns keine Spitzensportler. Und dann gehören die Reisenden zu unserem Kernsegment.
Die Zimmerzahl ist mit 43 noch überschaubar und die Zimmergrösse dafür umso grosszügiger. Wie stellt sich die Thematik der Aufenthaltskosten für Einzelreisende. Wie wirkt sich das auf die Kostenstruktur aus?
Natürlich sind wir ein kleines Unternehmen. Wir machen unser Business nicht nur mit den Übernachtungen. Das Restaurant ist ganz wichtig. Ebenso haben wir auch grosse Anlässe hier, die ein Catering verlangen. Wir hatten Teile des Swiss Economic Forum hier. Das war eine grössere Sache.
Was sucht der typische Gast im Single Hotel Eden und was findet er hier, was er sonst nirgendwo findet?
Primär findet er hier einen perfekten Gästeservice für den Alleinreisenden. Wir möchten uns aber streng von einem «Eheanbahnungsinstitut» abgrenzen. Man kann sich durchaus hier kennen lernen, das kann man aber eigentlich überall, bei uns geht es nicht ums Kennenlernen.
Gehören Frauen (oder Männer) mit Kindern in Ihr Gästesegment?
Natürlich! Bei unseren Zimmergrössen sind Zusatzbetten nie ein Problem. Kinder gehören zum Leben und sie sind bei uns sehr willkommen.
Und wie sieht die Zukunft aus? Was haben Sie vor? Wo planen Sie?
Wir sind an der Lancierung eines Single Golf Turniers. Vielleicht wäre ein Damengolfclub zu planen das Richtige. Irgendwo in diese Richtung wird unsere Planung uns hinführen.
Der Gesprächspartner
Geboren: 17.02.1965, Verheiratet, Regula (Dr. lic. rer. Publ. HSG), zwei Kinder Jan (3) & Per (6 Monate)
Ausbildung:
Kochlehre – Berghotel Schatzalp, Hotelfachschule Luzern, Hilton University
Beruflicher Werdegang:
– Berghotel Schatzalp, Commis de Cuisine
– Auberge du Raisin 18 pts. Gault & Millau, Chef de rang & Sommelier
– Auberge du Raisin, Reception & Night Audit
– Beau Rivage Palace Lausanne, Management Associate
– St. Regis Washington, D.C., Asst. Director of Sales
– Swissotel Zürich, Director of Sales & Marketing
– Hilton Zürich, Director of Sales & Marketing
– Swissotel Beijing, Director of Business Developemnt
– Hilton International
