Hannover Rück: Jahresziel in Reichweite

Teurer als erwartet kommt die Niedersachsen die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zu stehen: Statt 40 Millionen hat das Management dafür jetzt 89 Millionen Euro zurückgestellt. Die Hannover-Rück-Aktie reagierte mit einem Kursrutsch auf die Nachrichten. Nach gut einer Handelsstunde notierte sie mit 2,40 Prozent im Minus bei 37,28 Euro.


«Gutes, eher unspektakuläres erstes Halbjahr»
Finanzchef Roland Vogel zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden. «Es war ein sehr gutes, eher unspektakuläres erstes Halbjahr», sagte er. In den ersten sechs Monaten verdiente die Hannover Rück unter dem Strich 311 Millionen Euro. Dies sind 28 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, als die Übernahme eines Lebensversicherungspakets der niederländischen ING den Gewinn aussergewöhnlich stark in die Höhe getrieben hatte. Daher hatten Analysten auch mit einem Rückgang in dieser Grössenordnung gerechnet. Bereinigt um die Sondereffekte sei der Überschuss gewachsen. Der operative Gewinn sank um 19 Prozent auf 491 Millionen Euro. Mit Kapitalanlagen erzielte die Hannover Rück einen Gewinn von 551 Millionen Euro, drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor.


Ölkatastrophe wird teuer
Überraschend stark lastete die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko auf dem Halbjahresgewinn. In der jetzt genannten Schadenbelastung von 89 Millionen Euro seien alle derzeit bekannten konkreten und möglichen Belastungen aus Sach- und Haftpflichtschäden für die Hannover Rück enthalten, sagte Vogel. Die volkswirtschaftlichen Schäden durch die Ölpest werden inzwischen auf bis zu 35 Milliarden US-Dollar geschätzt.


Über 400 Millionen Euro für Grossschäden
Das erste Hochwasser in Osteuropa im Mai und Juni schlug bei der Hannover Rück mit 30 Millionen Euro zu Buche, die Unruhen in Thailand belasteten mit 13 Millionen. Insgesamt musste das Unternehmen im ersten Halbjahr netto knapp 408 Millionen Euro für Grossschäden aufwenden. Für die grassierenden Brände in Russland und die neuerlichen Überschwemmungen in Polen, Tschechien und den neuen Bundesländern wollte Finanzchef Vogel keine Schadenschätzung abgeben. Das vorgesehene Grossschaden-Budget der Hannover Rück von 280 Millionen Euro für das zweite Halbjahr dürfte damit aber nicht gesprengt werden, sagte er.


Kosten gedeckt
In der Schaden-Rückversicherung konnte die Hannover Rück anders als die Marktführer Munich Re und Swiss Re die Verwaltungskosten und Schäden im ersten Halbjahr alleine durch Beitragseinnahmen decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich zwar überraschend stark von 97,1 auf 99,5 Prozent, blieb damit aber noch unter der entscheidenden 100-Prozent-Marke. Der operative Gewinn blieb fast stabil. Die Prämieneinnahmen legten – angetrieben auch vom starken US-Dollar – um sechs Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zu. Noch stärker wuchs das Geschäft in der Personen-Rückversicherung. Die Bruttoprämieneinnahmen kletterten hier um elf Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Bereinigt um die Sondereffekte aus dem ING-Lebensversicherungspaket im Vorjahr, legte der operative Gewinn um rund ein Drittel zu.


Wiedereinstieg in Aktien
Im Gesamtjahr will die Hannover Rück ihre gesamten Prämieneinnahmen weiterhin um fünf Prozent steigern. Die Eigenkapitalrendite soll weiterhin mindestens 15 Prozent erreichen, nachdem sie im ersten Halbjahr trotz eines gestiegenen Eigenkapitals bei 15,6 Prozent gelegen hatte. Für die Dividende hat Vogel einen Betrag von zwei Euro im Auge. Für die Kapitalanlagen bleibt der Hannover-Rück-Vorstand vorsichtig und rechnet weiterhin nur mit einer Rendite von 3,5 Prozent. Die Aktienquote, die seit Ende 2008 nahe Null liegt, will Vogel wieder auf 3 bis 5 Prozent anheben. Bis zum Wiedereinstieg in Aktien werde es nicht mehr lange dauern, sagte er. Ihr Engagement in Staatsanleihen der angeschlagenen Staaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien (PIIGS) hat die Hannover Rück hingegen seit dem ersten Quartal auf 404 Millionen Euro reduziert.  (awp/mc/ps/35) 

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