Hans F. Vögeli (2): «Ich bin zufrieden mit den Visionen»


Im zweiten Teil des Moneycab-Interviews spricht der CEO der Zürcher Kantonalbank, Hans F. Vögeli, über den Kauf von Martin Ebners Beteiligungsgesellschaften, den Visionen, sowie über die gegenläufigen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt.

Von David Strohm


Hans. F. Vögeli: «Visionen passen perfekt ins Portfolio»

Moneycab: Herr Vögeli, mit dem Kauf von Martin Ebners Visionen ist die ZKB plötzlich zum Grossanbieter von eigenen Beteiligunsvehikeln geworden. Damit konkurrenziert die ZKB auch die hauseigenen Fonds und jene der Swissca, an der die ZKB beteiligt ist. Sind Sie heute noch glücklich über den Kauf?

Die Visionen passten perfekt in unser Anlage-Portfolio, auch in strategischer Hinsicht. Es ist seit längerem unser strategisches Ziel, die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft zu reduzieren. Mit dem Kauf der Visionen konnten wir unsere Diversifikation vorantreiben. Gleichzeitig hat sich unsere Visibilität als kompetente Anlagebank merklich erhöht. Und vergessen wir nicht: Der Zeitpunkt, die Visionen zu kaufen, war – zurückblickend betrachtet Ende Juli 2002 goldrichtig. Die Zahlen geben der ZKB Recht. Wir sind sehr zufrieden mit unseren Visionen. Auch mit unserer eigenen Beteiligung sind wir sehr zufrieden.


Was würden Sie oder ihre Berater einem Kunden raten: ZKB-Visionen oder Branchenfonds?
Die Visionen konkurrenzieren die Anlagefonds keineswegs. Sie sind Produkte für risikobereite Anleger. Mit einem ZKB- oder Swissca-Fonds, der in viele Einzeltitel investiert ist und sich an strenge regulatorische Vorgaben halten muss, ist es schwer, die Benchmark zu schlagen. Die Visionen können sich auf 20 bis 30 Titel beschränken, derivate Instrumente einsetzen, mit Fremdfinanzierung und ihrem Hebel arbeiten und Private-Equity-Beteiligungen etc. eingehen. Es ist also eine wesentlich aktivere Bewirtschaftung möglich als bei Anlagefonds. Die ZKB will zeigen, dass man damit die Benchmark schlagen kann. Wer das Risiko tragen kann und will, fährt mit den Visionen besser.Sie haben persönlich das VR-Präsidium der einzelnen Visionen übernommen. Als CEO einer grossen Bank ist das eher unüblich. Wie lange bleiben Sie noch in diesen Ämtern?
Die emotionsgeladene Stimmung bei der Übernahme der Visionen durch die ZKB zeigte, dass es eine neue Identifikationsfigur an der Spitze dieser Gesellschaft brauchte. Mit dem persönlichen Einsatz des CEO und der grossen Summe, welche die Bank selber in die Visionen investierte, wollte die ZKB den verunsicherten Kleinanlegern zeigen, dass die Bank gewillt ist, die Visionen wieder zum Erfolg zu führen. Mittelfristig kann ich mir durchaus vorstellen, das VR-Präsidium der Visionen wieder abzugeben.Beteiligungsgesellschaften sind derzeit nicht sehr in Mode. Werden dereinst aus den Visionen doch gewöhnliche Anlagefonds?
Beteiligungsgesellschaft haben es im Moment nicht einfach. Sie sind Konstrukte aus einer überhitzen Börsenphase. Einige Konkurrenten haben deshalb schon fusioniert oder sich in Fonds gewandelt. Entscheidend sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Es gibt Stimmen, die Beteiligungsgesellschaften gerne an die kurze Leine nehmen möchten. In Bern liegt ein Entwurf für ein neues Anlagefondsgesetz bereit. Eine neue gesetzliche Grundlage könnte die ZKB sicherlich zu einer Neubeurteilung der Visionen zwingen. Sollten die Möglichkeiten von Beteiligungsgesellschaften eingeschränkt werden, muss man sich fragen, ob solche Vehikel noch eine Existenzberechtigung haben. Als eine der grössten Beteiligungsgesellschaften in der Schweiz werden wir unsere Stimme im bevorstehenden Vernehmlassungsverfahren sicher einbringen. Ein anderes Thema: Das Immobiliengeschäft, eine klassische Domäne der ZKB, entwickelt sich gegenläufig. Während bei den Privaten Stockwerkeigentum und Einfamilienhäuser nach wie vor hoch im Kurs stehen, sind die Institutionellen angesichts der riesiegen Überkapazitäten und Leerstände vorsichtig geworden. Wie sehen Sie die Entwicklung des Zürcher Immobilienmarktes im 2004?
Der Wirtschaftsraum Zürich, in dem zyklische Branchen überproportional vertreten sind, wurde im 2003 härter von der Rezession getroffen als andere Regionen. Der Markt für Geschäftsflächen wird sich auch im Jahr 2004 kaum verändern. Die Restrukturierung der Finanzbranchen geht weiter; auch die IT- und Telekombranche, die im Raum Zürich ihren Schwerpunkt hat, wird keine grossen Sprünge machen. Die Mieten für Büro- und Gewerbeflächen werden zurückgehen. Mir sind einige Grossprojekte bekannt, die gestoppt wurden, weil das Risiko zu gross wurde.Anders beim privaten Wohneigentum: Hier ist die Nachfrage ungebrochen. Zusätzlicher Wohnraum wird eindeutig benötigt. Wohnhäuser in und um Zürich sind gegenwärtig sehr gute Investitionen. Da der wirtschaftliche Aufschwung länger als erhofft auf sich warten lässt, sind trotz tiefer Zinsen auch viele potenzielle private Häuslebauer vorsichtig geworden. Zudem müssen Sie sich strengen Bonitätsprüfungen bei den Banken unterziehen, auch bei der ZKB. Bremst das nicht die Nachfrage für den Erwerb von privatem Wohneigentum?
Nein, der Zuwachs im privaten Wohnungsbau ist weiterhin gross. Es gibt sogar erste Anzeichen einer Überhitzung. Die ZKB macht schon jetzt nicht mehr bei allen Projekten mit, die an sie herangetragen werden. Die günstigen Zinsen sind verlockend und lassen die Risiken manchmal in den Hintergrund treten. Im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Erb-Gruppe ist auch ihr Name gelegentlich genannt worden. Sie waren dort während mehrerer Jahre in leitender Funktion tätig. Haben Sie ihre Kenntnisse der Verhältnisse bei Erb zum Wohl der ZKB verwendet? Wie hoch wird die nötige Abschreibung für die ZKB sein?
Zu Kundenbeziehungen der ZKB will ich aus Gründen des Bankgeheimnisses keine Auskünfte geben. Was wünschen Sie als CEO der ZKB im gerade angelaufenen Jahr? Was sind Ihre Ziele?
Mir ist es ein Anliegen, dass wir unsere Wachstumsziele erreichen. Ich hoffe, dass es mir und den 4200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ZKB vergönnt ist, diese Ziele zu erreichen, in pragmatischen kleinen Schritten, ganz in ZKB-Manier. Wenn wir dabei so ertragreich wie bisher arbeiten, ist mein Ziel als CEO erfüllt. Persönlich wünsche ich mir die Freude und die Kraft, das ZKB-Schiff weiterhin auf einem guten Kurs zu halten. Wenn mir das gelingt, fühle ich mich glücklich.Herr Vögeli, wir danken Ihnen für das Gespräch.


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Der Gesprächspartner 
Der 1948 geborene Hans F. Vögeli wuchs in Schaffhausen auf, wo er die Matura ablegte. Nach einem Jusstudium, das er 1974 mit der Promotion zjm Dr. Jur. abschloss, begann er seine Karriere bei der Schweizerische Kreditanstalt in Zürich.

Von dort wechselte er nach London und New York als Mitglied der Direktion verantwortlich für alle internationalen Steuerangelegenheiten und Erbschaftssachen war. Von 19983 bis 1994 war Vögeli im Dienst der Bank J. Vontobel & Co. AG, Zürich, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung und Delegierter des Verwaltungsrates der Vontobel EC Consulting Holding. Es folgte der Ruf der Erb-Gruppe in Winterthur, wo er als Mitglied der Konzernleitung unter anderem zuständig für Finanzen war.

1998 begann Vögeli bei der Zürcher Kantonalbank, wo er zunächst die Geschäftseinheit Logistik leitete. Als Mitglied der Generaldirektion stieg er Anfang 2002 zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung (CEO) auf.

Im Militär bekleidet der ehemalige Kommandant des Inf Rgt 32 den Rang eines Obersten im Generalstab. Vögeli ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne. Zu seinen Hobbies zählen der Orientierungslauf und klassische Musik. (mc/dst)

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