Hans Rudolf Matter, CEO Basler Kantonalbank

Von Alexander Saheb

Moneycab: Die Stimmung an der Börse ist sehr verhalten, und bei der Basler Kantonalbank wurden deshalb deutlich weniger Kommissionen verdient. Auf welche Zugpferde setzen Sie im zweiten Halbjahr?


Hans Rudolf Matter: Zum Verständnis unserer Zahlen ist wichtig zu wissen, dass das Halbjahresergebnis 08 von Sondereffekten geprägt wurde, welche zu Verzerrungen führten. Die Hälfte des Gewinnrückgangs ist auf die niedrigere Börsenbewertung der strategischen Beteiligung der BKB an der Versicherungsgruppe Nationale Suisse zurückzuführen. Operativ ist der Basler Kantonalbank eine gute Leistung gelungen. So überschritten die Kundenausleihungen erstmals die 10 Mrd. CHF-Grenze – ein massgeblicher Grund, warum der Zinserfolg mit 113,3 Mio. CHF konstant gehalten werden konnte. Auch der Handel konnte mit 43,9 Mio. CHF in einem deutlich schwierigeren Umfeld ein vergleichsweise sehr beachtliches Resultat erwirtschaften.


Wenn die wegen hoher Ölpreise steigende Inflation auf absehbare Zeit sinkende Zinsen verhindert: Kommt dann Ihr Hauptgeschäft, Hypothekenkredite und Zinsertrag, weiter unter Druck?


Hier kommen verschiedene Effekte zum Tragen. Einerseits ist unser Bilanzstrukturportfolio grösstenteils abgesichert, so dass sich Veränderungen im Zinsniveau nicht erheblich auf den Zinsertrag auswirken. Andererseits versuchen wir den Margendruck mit grösseren Volumen zu kompensieren. Wie sich steigende Zinsen bezüglich Volumen und Marge auswirken werden ist noch nicht absehbar. Jedoch haben wir mit unserem AA+ Rating von S&P, einer stetigen Präsenz am Kapitalmarkt und etablierten Kundenbeziehungen eine günstige und diversifizierte Refinanzierungsbasis, so dass wir auf der Passivseite mit Zuversicht in die Zukunft blicken.


Wegen des Debakels bei der UBS fliessen Ihnen Vermögensverwaltungsgelder in erheblich gesteigertem Umfang zu. Können Sie das so bestätigen?


Im Konzern konnten wir beträchtliche Neugelder von 1,22 Mrd. CHF akquirieren, die zukünftig zu erfolgswirksamen Einnahmen führen. Ein Teil davon ist auf vermehrte Anfragen von interessierten Neukunden zurückzuführen, welche Werten wie Professionalität, Vertrauen und Kundennähe ein sehr grosses Gewicht beimessen. Zudem stellen wir fest, dass bestehende Kunden, die auch eine Bankbeziehung zu einer anderen Bank haben, den Vermögensanteil bei der Basler Kantonalbank erhöhen.



«Abgesehen vom Courtageertrag ist die Basler Kantonalbank operativ gut unterwegs» Hans Rudolf Matter, CEO Basler Kantonalbank


Für das zweite Halbjahr geben Sie einen recht mutigen Ausblick und erwarten «ein gutes Ergebnis». Was macht Sie so zuversichtlich?


Abgesehen vom Courtageertrag ist die Basler Kantonalbank operativ gut unterwegs. So sind die Ergebnisse im 1. Halbjahr 2008 auch besser als im 2. Semester 2007. Der oben erwähnte negative Effekt aus einem nicht wiederkehrenden Beteiligungsertrag kommt für das zweite Halbjahr 08 nicht mehr zum Tragen. Zudem konnten wir im 1. Halbjahr 2008 (Vorjahr: 5,9 Mio. CHF) keine performanceabhängigen Gebühren vereinnahmen. Generell gehen wir von leicht höheren Kursen an den Aktienmärkten zum Jahresende hin aus, wovon die Basler Kantonalbank profitieren dürfte. Damit sind die Chancen intakt, dass performanceabhängige Gebühren anfallen dürften


Planen Sie im zweiten Halbjahr gezielt operative Kosten einzusparen?


Unsere Cost-Income-Ratio von 38.4% im Stammhaus ist ein Spitzenwert innerhalb der Branche. Es gehört zur unternehmerischen Verantwortung, die Kostenseite laufend auf Einsparungsmöglichkeiten hin zu überprüfen. 


Die Beteiligung an der Nationale Suisse hat über Bewertungsverluste ein Loch in Ihre Erfolgsrechnung gerissen. Lohnt es sich solche Wertschwankungen hinzunehmen?


Nationale Suisse verstehen wir als strategische Beteiligung, welche nicht anhand kurzfristiger Kursschwankungen gemessen werden darf. Letzten Sommer wurde die Vertriebskooperation zwischen unserer Tochtergesellschaft, Bank Coop und der Versicherung Nationale Suisse angekündigt. Seit Januar dieses Jahres können Kundinnen und Kunden nun Finanz- und Versicherungsleistungen aus einer Hand beziehen. Ziel dieser Kooperation ist für beide Partner, einen Mehrwert für die Kunden zu generieren, die Marktpräsenz in der Schweiz weiter auszubauen und zusätzliches Ertragspotenzial zu schaffen.


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Die BKB ist zur grossen Mehrheit noch in Staatsbesitz. Denken Sie nicht daran den Freefloat einmal zu erhöhen?


Die Basler Kantonalbank verfügt aktuell über den grössten Marktwert aller börsenkotierten Kantonalbanken. Dies beweist, dass es uns gelungen ist, mit den aktuellen Besitzverhältnissen nachhaltigen Mehrwert zugunsten unserer Eigentümer zu erzielen. Eine Änderung ist deshalb nicht angezeigt.



«Die Kunst ist es, weitere Kundengelder anzuziehen sowie neue Kunden von unserer Bank zu überzeugen und langfristig zu halten» Hans Rudolf Matter, CEO Basler Kantonalbank


Mit welchen absehbaren Herausforderungen rechnen Sie für Ihr Haus in den kommenden Jahren?


Wir werden auch in Zukunft mit einem dynamischen Umfeld rechnen müssen. Für den Konzern ist es deshalb enorm wichtig, dass wir uns dafür mit einer schlagkräftigen Infrastruktur rüsten müssen. Mit der anstehenden Migration auf die Universalbankenlösung von Avaloq können wir den Business-Anforderungen beider Banken optimal Rechnung tragen. Die hohe Flexibilität der Avaloq Lösung stellt zudem eine künftig noch raschere Anpassung an sich verändernde Marktbedingungen sicher. Die Arbeiten laufen mittlerweile auf vollen Touren – soweit ist alles «on track». Zudem bietet die aktuelle Marktsituation attraktive Chancen, die wir gezielt wahrnehmen wollen und die so zum nachhaltigen Wachstum des Konzerns BKB beitragen. Die Kunst ist es, weitere Kundengelder anzuziehen sowie neue Kunden von unserer Bank zu überzeugen und langfristig zu halten. 


Der PS der BKB hat seit einem Jahr im Vergleich zum SPI-Bankenindex (der um rund die Häfte einbrach) sehr gut gehalten. Warum waren BKB-Investoren auf der sicheren Seite?


Die Basler Kantonalbank verfügt als Universalbank für die Bevölkerung und für die Unternehmen der Region Nordwestschweiz über eine starke Marktposition – wobei die Region weiterhin von einem überdurchschnittlichen Wachstum profitiert. Darüber hinaus verfügen wir mit einem starken Standbein im Private Banking und im Firmenkundengeschäft sowie mit einem vollausgebauten Handel über eine hervorragende Ertragsdiversifikation. Mit der Mehrheit an der gesamtschweizerisch tätigen Bank Coop ergibt das attraktive Entwicklungsperspektiven im Konzern. Der Konzern BKB zählt nach Bilanzsumme zur Gruppe der zehn grössten Schweizer Banken und verfügt dank starker Eigenmittel-Basis über eine grosse Solidität. Generell handelt es sich bei unseren PS-Inhabern hauptsächlich um langfristig orientierte, auf Sicherheit bedachte Anleger. 


Allerdings ist das KGV mittlerweile auf 22 angestiegen. Spricht das nicht für eine anstehende Korrektur?


Es ist korrekt, dass wir für das Stammhaus ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 ausweisen. Werden hingegen die Ergebnisse des Konzerns exkl. Drittaktionäre zugrunde gelegt, errechnet sich für den BKB-PS ein KGV von 15. Sobald sich das Umfeld und damit die Erträge aus dem Kommissionsgeschäft sich wieder normalisieren, ist dies eine attraktive Bewertung.


Wie ist Ihre Einschätzung des gegenwärtigen Börsenumfelds?


Auf den aktuellen Niveaus würden wir Aktien nicht abbauen und empfehlen eine neutrale Aktienquote. In den markanten Kursrückgängen seit Anfang Jahr ist bereits viel vom Konjunkturabschwung enthalten. Wir sind der Meinung, dass der SMI Potential bis 7’800 Punkte per Ende Jahr hat. Die Kurserholung könnte gegen Ende Jahr durch die sich im Konjunkturzyklus weit fortgeschrittene USA und deren Leitbörse ausgelöst werden.


Für Anlagekunden empfiehlt der CIO Ihrer Bank Matthias Wirz, die Investition in den Rohstoff Wasser. Wie verhindern Sie, dass dabei mit der existenziellen Not der ärmsten Menschen ein Geschäft gemacht wird?


Wir achten bei Anlageempfehlungen extrem auf Nachhaltigkeit. Nicht alles, was unter dem Label «nachhaltig» verkauft wird, ist es auch. Über eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, rund zwei Milliarden Menschen sind ohne genügende sanitäre Grundversorgung. Anlagen in Unternehmen, welche in diesen Bereichen Infrastruktur, innovative Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung stellen, können davon profitieren und die Wasserknappheit deutlich reduzieren. Nachhaltigkeit heisst deshalb auch nicht Renditeverzicht. Anders sieht es jedoch z.B. bei Spekulationen in Grund-Nahrungsmittel aus.





Der Gesprächspartner
Hans Rudolf Matter absolvierte seine Studien in in Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der HSG bzw. Universität Basel mit dem Abschluss lic.rer.pol. Seit 2004 ist er Direktionspräsident der Basler Kantonalbank. Zuvor war er u.a. Vorsitzender der Geschäftsleitung Bank Coop (2001-2004) sowie Mitglied der Geschäftsleitung als Bereichsleiter Privatkunden bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (1995-2001). Hans Rudolf Matter ist verheiratet und Vater von einem Sohn und einer Tochter.


Das Unternehmen
Die Basler Kantonalbank ist in Basel und der Regio als Universalbank tätig. Sie ist ein Institut mit Staatsgarantie. Das Privat-, das Anlage- und das Kommerzkundengeschäft zählen zu den Kernsegmenten der Basler Kantonalbank. Die Dienstleistungen werden über ein dichtes Filialnetz (19 Standorte) für die Bevölkerung und die Unternehmen der Region Nordwestschweiz erbracht.


Darüber hinaus wird die Schweizer und internationale Private-Banking-Klientel durch Einheiten in Basel, Zürich und Olten betreut. Dienstleistungen für grosse Firmenkunden, Institutionelle und Banken werden mit Spezialistenteams von Basel und Zürich aus in der ganzen Schweiz erbracht. Die Basler Kantonalbank hält seit 2000 die Mehrheit an der gesamtschweizerisch tätigen Bank Coop beteiligt. Die Bank verfügt mit AA+ über ein ausgezeichnetes Rating von S&P.

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