In Paul Klees Zaubergarten

Über 130 ausgewählte Werke im Zentrum Paul Klee Bern zeigen die unermessliche Vielfalt der Klee’schen Bilderfindungen , die Produkte einer ausserordentlichen künstlerischen Fantasie sind – jenseits jeder beschaulichen Blumenidylle.



Schattierungen des Zaubers


Das Naturstudium – die «Zwiesprache mit der Natur», wie er selbst formulierte – war für Klee eine unabdingbare Voraussetzung für das künstlerische Schaffen, denn der Künstler als Mensch ist «selber Natur und ein Stück Natur im Raume der Natur». Die Darstellung von Gärten und Parks, Blumen und Pflanzen nimmt folglich einen breiten Raum in Paul Klees Werk ein. Die Ausstellung In Paul Klees Zaubergarten spiegelt anhand von über 130 ausgewählten Werken den Facettenreichtum von Klees Auseinandersetzung mit der Vielfalt des pflanzlichen Lebens: 12 Themenschwerpunkte führen durch seine realen und imaginären Garten- und Pflanzenwelten, die bald analytisch objektiv, bald phantastisch subjektiv sind, zauberhaft und verträumt, exotisch, befremdlich oder auch bedrohlich, aber immer weit über die beschauliche Blumenidylle hinausweisen und eine eigene tiefe Bedeutungswelt der künstlerischen Phantasie darstellen.



Präzise Poesie der Flora


Entsprechend der lebenslangen intensiven Beschäftigung Klees mit der Natur zeigt die Ausstellung Arbeiten aus allen Schaffensperioden des Künstlers, begonnen mit präzisen Pflanzendarstellungen des kaum Zehnjährigen. Erlebbar werden die Orte von Klees Naturerfahrung: der Garten des elterlichen Hauses am Obstbergweg in Bern, die Uferlandschaft an der Aare, die Umgebung von Bern, später die Gärten und Parks in Weimar und Wörlitz, die Mittelmeer- und Nordseeküste. Klees Bilder dieser Orte sind geprägt vom präzisen Blick auf Flora und Vegetation.



Von Morphologie und Formgebung


Auf seinen Wanderungen und Reisen sammelte und bestimmte Klee Pflanzen, die er sorgfältig presste und nach Gattungen oder Familien geordnet zu einem Herbar zusammenstellte. Die genaue Kenntnis der pflanzlichen Struktur und Morphologie sowie der natürlichen Wachstumsprozessen waren die Grundlage für den künstlerischen Verwandlungsprozess, in dem Klee eine neue imaginäre Natur entstehen liess. Ihre Pflanzen und Gärten weisen anthropomorphe Züge auf und sind Wesen mit Physiognomien und Gefühlen.



Das leichte Gehänge von Steiner Lenzlinger


Auf den «Zaubergarten» stossen die Ausstellungsbesucher aber nicht erst im grossen Ausstellungssaal im Hügel Mitte. Die für ihre Installationen international renommierten Künstler Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger haben in ihrem jüngsten monumentalen Werk «Die Verquickung» in wochenlanger Feinarbeit die Museumsstrasse des Zentrum Paul Klee für den Ausstellungszyklus Jenseits von Eden. Eine Gartenschau in einen filigranen, künstlichen Dschungel verwandelt. Innerhalb dieses lichten, wuchernden Systems steigen und sinken gegengleich ein grosses und ein kleineres «Gehänge» wie zwei Hausgeister zwischen Erd- und Untergeschoss. Sie setzen die beiden Ausstellungen In Paul Klees Zaubergarten (17.5. – 31.8.2008) und Lost Paradise – Der Blick des Engels (31.5. – 26.10.2008) wie Himmel und Hölle miteinander in Beziehung. Die Ausstellung Lost Paradise – Der Blick des Engels wird zusammen mit der Ausstellung im Aussenraum am Freitag, 30.5.2008, 18 Uhr, eröffnet. (zpk/mc/th)


Paul Klee, neu angelegter Garten, 1937, Ölfarbe auf Papier auf Karton

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