Jahresrückblick I: Brennende Notebooks und fliegende Handymasten

Ein 60 Meter langes Luftschiff sollte die X-Station in 21.000 Metern in der Luft halten und neben Mobilfunk auch digitales Radio und TV zur Erde senden.


Ende November behauptete der indischer Student Sainul Abideen, eine Druck-Technologie entwickelt zu haben, mit der theoretisch hunderte Gigabyte an Daten auf einem einzigen Blatt Papier gespeichert werden können. Abideen vertraut bei seiner Druck-/Scanlösung auf die grafische Abbildung von Daten in komplexen geometrischen Formen und Farbabstufungen. Das Speichern eines 45-Sekunden-Video auf einem fünf mal fünf Zentimeter kleinen Papier konnte Kritiker bisher aber nicht überzeugen, dass die behaupteten hunderten Gigabyte über diese Vorgangsweise erreicht werden können .


Der 50. Geburtstag der Festplatte
Die Festplatte feierte 2006 ihren 50. Geburtstag. Am 13. September 1956 stellte IBM das erste Plattenspeichersystem der Welt vor, die IBM 305. Das Monstrum brachte ein Gewicht von einer Tonne auf die Waage und war so gross wie ein Kühlschrank. Seitdem hat sich natürlich einiges getan. Abgesehen davon, dass die Harddisks kleiner und von der Kapazität her leistungsstärker wurden, begann Seagate Anfang des Jahres mit der Auslieferung von Notebookfestplatten mit der neuen Perpendicular Recording Technologie. Durch eine höhere Datendichte, die durch die senkrechte Anordnung der Datenbits erreicht wird, steigert die Technologie die Speicherkapazität um das bis zu Zehnfache. Gleichzeitig wird die Leistung verbessert .


Gesteigerte Performance erwartet sich die Computerbranche auch von Hybrid-Festplatten. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus herkömmlicher Harddisk und Flash-Modulen. Letztere ermöglichen eine raschere Zugriffszeit auf häufig benötigte Daten, zudem sollen die Bootzeit und die Startzeit von Applikationen erheblich verkürzt werden . Langfristig sollen Flash-Speicherelemente die Festplatte vollständig vom Computer verdrängen.


Microsoft: 280 Mio. Euro Busse und ein Software-Feuerwerk
Eine wahre Achterbahnfahrt war das abgelaufene Jahr für den Softwareriesen Microsoft. «Kein Unternehmen steht über dem Gesetz», meinte EU-Kommissarin Neelie Kroes und verdonnerte den Konzern im Juli zu 280 Mio. Euro Bussgeld wegen nicht erfüllter Auflagen im jahrelangen Kartellstreit. Währenddessen zeigte sich Microsoft fleissig und läutete mit einer Reihe von Applikationsupdates ein wahres Software-Feuerwerk ein. Neben dem neuen Betriebssystem Vista, dass nach mehreren Verschiebungen schliesslich Ende November zumindest für Geschäftskunden erschien , konnten die Redmonder erstmals nach fünf Jahren mit einer neuen Browserversion des Internet Explorers aufwarten. Aber auch die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht. So beglückten sowohl Mozilla als auch Opera ihre Anwender mit überarbeiteten Produktversionen und neuen Funktionalitäten wie Anti-Phishing-Filter und überarbeitetem RSS- und Tabbed-Browsing.


Symantec und McAfee im Duell
An der Sicherheitsfront machten zunächst einmal weniger die Schädlinge selbst als der Hickhack zwischen den US-Security- Marktführern Symantec und McAfee mit Microsoft und dessen neuem Sicherheitspaket OneCare Schlagzeilen. Ungeachtet der anhaltend akuten Bedrohungsszenarien durch phishende Trojaner und Spyware verkündete Kaspersky Lab im Mai das Ende des klassischen Virenzeitalters . Als neueste Trends sehen die Sicherheitsexperten das Auftreten von Trojanern auf Mobiltelefonen und in Online-Games. Zudem häufen sich in Unternehmen die Vorfälle von gezielten internen Attacken durch eingeweihte Mitarbeiter.


8 Mio. Notebook-Akkus ersetzt
Brennende Notebooks aufgrund von überhitzten Akkus bereiteten Sony im Sommer erheblich Ärger. Im August starteten zuerst Dell und danach Apple mit einer Rückholaktion für Notebookakkus. Wie sich herausstellte, stammten die Energiespender aus dem Hause Sony. Nach und nach zogen weitere Notebookhersteller ebenfalls Konsequenzen. Insgesamt mussten die Firmen weltweit mittlerweile über acht Mio. Akkus aus tragbaren Computern ersetzen. Die Probleme seien laut Sony darauf zurückzuführen, dass in seltenen Fällen mikroskopisch kleine Metallpartikel in den Batteriezellen mit anderen Teilen der Batterie in Kontakt treten könnten. Dadurch könnte ein Kurzschluss in der Zelle entstehen und das Energiepaket im schlimmsten Fall in Flammen aufgehen .


Energieeffizienz als Trumpfkarte
Auf Energiediät wurden die Prozessoren sowohl im Hause Intel als auch bei AMD gesetzt. Nachdem in den vergangenen Jahren das Rennen um Gigahertz vorherrschte, erkoren die Halbleitertechniker 2006 die Energieeffizienz als Trumpfkarte . Die beiden CPU-Rivalen lieferten sich dabei eine Produkt- und Preisschlacht. Bereits im Februar kündigte Intel an, den aufgerückten Konkurrenten mit einer neuen Architektur wieder abhängen zu wollen und stellte im Oktober die ersten Quad-Core-CPUs vor. AMD schnappte sich für 5,4 Mrd. Dollar den Grafikspezialisten ATI. Gemeinsam will man bis Ende 2008 an einem kombinierten Multifunktionschip basteln, der sowohl Hauptrecheneinheit als auch Grafikprozessor in sich vereint . Ein Aus gab es für Exklusivverträge. Dell, bislang fest im Intel-Lager, begann auch AMD-Chips zu verbauen. Intel gelang es, sich in den Apple-Geräten breitzumachen, und eröffnetet damit auch die Möglichkeit Windows auf den Macs zu installieren. (pte/mc/pg)

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