Kabelnetzbetreiber gegen weitere Regulierung
Eine ganze Reihe von politischen Initiativen zielt darauf, den Ausbau des Glasfasernetzes gesetzlich zu regeln und den Aufsichtsbehörden mehr Einfluss zu geben. In der Branche sind die Haltungen geteilt: Marktführerin Swisscom spricht sich gegen mehr Regulierung aus und Konkurrentin Sunrise als alternative Anbieterin dafür – beide sehen ihre Argumente durch Studien untermauert.
«Gegengewicht zur Swisscom»
Nun haben sich auch die Kabelnetzbetreiber – darunter die Cablecom – eingeschaltet. Sie sehen den Infrastrukturwettbewerb als ausreichend und sich selbst als Gegengewicht zur Swisscom. Dies sorge für Verbesserungen im Preis-Leistungsverhältnis und wirke der Kluft zwischen Stadt und Land entgegen. Der Infrastrukturwettbewerb fördere Investitionen, betonte Verbandspräsident Leutenegger.
HFC-Netze technologisch ausreichend
Die HFC-Netze (Hybrid Fiber Coax) seien im Vergleich zur neuen Glasfasertechnologie auf Jahre hinaus technologisch ausreichend, hiess es. Lange Strecken bestünden aus Glasfasern, und nur ein kurzer Weg aus Koaxialkabeln. Mit einem relativ geringen Aufwand könnten Bandbreiten bis zu 400 Mbit/s erreicht werden.
Kabelnetzbetrieber durch Regulierung stärker betroffen
Swisscable beruft sich dabei auf eine aktuelle Studie von Polynomics. Eine weitere Schlussfolgerung der Untersuchung: Kabelnetzanbieter würden durch eine umfassendere Regulierung im Telekomsektor indirekt härter getroffen als die regulierten Telekomunternehmen. Sobald die Kabelnetzunternehmen mit Telekomfirmen im Wettbewerb um Endkunden stünden, wirkten sich gesetzlich verordnete Preissenkungen auch auf deren Rentabilität aus – stärker als bei den regulierten Unternehmen selbst, heisst es. «Letztere verdienen noch durch die regulatorisch erzwungenen Grosshandelsbeziehungen, die Kabelfirmen hingegen nicht», erläuterte Patrick Zenhäusern, einer der Studienautoren.
Eigene Anliegen sollen eingebracht werden
Eine Revision des Fernmeldegesetzes sei wohl nicht zu vermeiden, bilanzierte Leutenegger. Die Kabelnetzbetreiber wollen nun darauf hinwirken, die eigenen Anliegen einzubringen. Regulierung sieht Swisscable nur bei einem Missbrauch der Marktmacht und fehlendem Wettbewerb nötig. Diese müsse dann symmetrisch gelten.
Gemeinsame Interessen mit der Swisscom
Bei Preisvorgaben sollen die Wiederbeschaffungskosten für die Netze herangezogen werden und nicht die historischen Kosten, hiess es. Damit stellt sich Swisscable in diesem Punkt auf die Seite der Swisscom – Kabelfirmen und der Blaue Riese haben als Besitzer von Netzen hier gemeinsame Interessen.
Keine Mehrheit für digitales Fernsehen?
Bei der Entwicklung des digitalen Fernsehens widersprach der Verband jüngsten Aussagen der Swisscom, wonach sich die Mehrheit der Neukunden für Swisscom-TV entscheide. Sowohl die Swisscom als auch das digitale Kabel-TV hätten im vergangenen Jahr je 92’000 Kunden bzw. 39% gewonnen, sagte Swisscable Geschäftsführerin Claudia Bolla-Vincenz. Auf andere Digital-TV-Angebote seien rund 50’000 neue Kunden oder 22% entfallen.
Analoger TV-Konsum immer noch mit hoher Wertschätzung
Der analoge Fernsehkonsum erfahre jedoch immer noch eine hohe Wertschätzung in der Bevölkerung, so Bolla-Vincenz weiter. Rund 58% der Haushalte hätten noch kein Digital-TV, was ein grosses Potential darstelle. Gleichzeitig sei ein härterer Wettbewerb durch neue Anbieter zu erwarten. (awp/mc/pg/21)