Katar hilft Hochtief und wird Grossaktionär

Dies teilte Hochtief am Montag mit. Damit allein kann Hochtief die Übernahme durch die Spanier zwar nicht verhindern. Branchenkenner erwarten jedoch, dass Katar über die Börse weitere Anteile erwirbt oder bereits erworben hat. Die Aktie von Hochtief legte am Montagvormittag um 2,89 Prozent auf 61,86 Euro zu. «Es ist ein Signal der Hoffnung», sagte Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Mit dem Einstieg von Katar stiegen die Chancen für eine Abwehr gegen den Angreifer ACS. «Es muss aber noch mehr aus Katar kommen», betonte Cabras. Um einen schlagkräftigen Gegenpol zu den Spaniern zu bilden, sei eine Sperrminorität erforderlich.


Hochtief erhält 400 Millionen Euro
Hochtief fliessen durch die Kapitalerhöhung rund 400 Millionen Euro zu. Katar war bereits seit längerem als Investor im Gespräch. Das Emirat hält auch Anteile an den Autokonzernen Volkswagen und Porsche . Im Frühjahr erwarb der Golfstaat das Londoner Luxuskaufhaus Harrods. Zuletzt hatte das Land Schlagzeilen gemacht, als es überraschend zum Ausrichter für die Fussball-WM 2022 bestimmt wurde.


Abwehrschlacht
Hochtief wehrt sich gegen ein Übernahme durch ACS, musste im Abwehrkampf zuletzt jedoch mehrere Schlappen einstecken. Der Einstieg eines neuen Grossaktionärs galt als eine der letzten verbliebenen Möglichkeiten, um dies noch zu verhindern. Bisher hält ACS knapp 30 Prozent der Hochtief-Anteile, der überwiegende Rest befindet sich im Streubesitz. Das in der vergangenen Woche offiziell vorgelegte Übernahmeangebot sieht ein Tauschverhältnis von fünf Hochtief-Aktien zu acht ACS-Anteilen vor.


ACS plant schrittweise Übernahme
Tatsächlich hatten die Spanier bereits angekündigt, durch das von Aktionärsschützern als unattraktiv eingeschätzte Angebot ihren Hochtief-Anteil zunächst lediglich auf knapp über 30 Prozent erhöhen zu wollen, um später mit Zukäufen über die Börse auf mehr als 50 Prozent aufzustocken. Dies könnte Katar verhindern. Hochtief will das Grundkapital laut Mitteilung um rund zehn Prozent erhöhen und neue Aktien zum Preis von 57,11 Euro ausgeben, die die Katar-Holding sämtlich erwerben wolle. Gleichzeitig wurde eine Vereinbarung über eine strategische Kooperation getroffen.


5’000 Hochtief-Beschäftigte in Katar
Hochtief ist heute bereits stark in Katar engagiert und beschäftigt dort über Tochtergesellschaften mehr als 5.000 Mitarbeiter. Eines der Projekte mit Hochtief-Beteiligung ist eine Brücke zur benachbarten Insel Bahrain – nach Angaben des Konzerns die längste Länderverbindung der Welt. «Das Emirat hat die Leistungsfähigkeit des Konzerns, den Erfolg unserer Strategie und die Vorteile einer engen Partnerschaft erkannt. Wir werden uns nun gegenseitig in unserer Entwicklung unterstützen», sagte Hochtief-Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter.


Katar will Hochtief-Strategie unterstützen
Mit dem Einstieg bei Hochtief will Katar die Unternehmesstrategie des Essener Baukonzerns stärken. Der neue Hochtief-Grossaktionär zeigte sich auch offen für eine Zusammenarbeit mit ACS. «Katar Holding beabsichtigt, mit allen Hochtief-Aktionären zusammenzuarbeiten, damit das Hochtief-Geschäft weiterentwickelt werden kann», sagte Scheich Hamad bin Jassim bin Jabr al-Thani, Premierminister von Katar und Präsident von Qatar Holding, am Montag laut einer Mitteilung. Die Grundwerte von Hochtief sollten bewahrt und das Potenzial des Unternehmens langfristig maximiert werden.


Fussball-WM 2022 winkt
Hochtief und Katar verbinde bereits eine starke Partnerschaft, betonte Ahmad Mohamed al-Sayed, der Chef der Finanzholding. Der Einstieg bei Hochtief festige die Beziehung mit einem der wichtigsten Handelspartner für Infrastrukturmassnahmen von Katar im Hinblick auf die Fussball-WM 2022. «Qatar wird versuchen, die Einheit der Stärke des Hochtief-Managements zu unterstützen.» Der spanische Baukonzern ACS, selbst Hochtief-Grossaktionär, will die deutsche Nummer eins übernehmen. Der Einstieg von Katar wird von Branchenkennern auch als Versuch gewertet, die ACS-Übernahme zu erschweren. (awp/mc/ps/07)

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