Krise schlägt auf EU-Arbeitsmarkt durch

Im Juli betrug die jährliche Teuerungsrate minus 0,6 Prozent, wie Eurostat in Luxemburg weiter mitteilte. Damit liegt sie 0,5 Prozentpunkte unter der Rate von Juni und weit unter der von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Preisstabilität von knapp 2 Prozent.


«Das war leider zu erwarten»
Die Arbeitslosenquote in der gesamten Europäischen Union erreichte mit 8,9 Prozent den höchsten Stand seit 2005. «Das war leider zu erwarten», sagte Kommissionssprecherin Amelia Torres. Die Krise wirke sich zeitverzögert auf den Arbeitsmarkt aus. «Die Rate hat sich erst in der zweiten Hälfte 2008 erhöht und speziell im vierten Quartal – ein Jahr nachdem die Krise ausgebrochen ist.» Der Anstieg hat sich EU-weit aber abgeflacht. So haben von Mai bis Juni etwa 246.000 Menschen ihren Job verloren. «Das sind weit weniger als noch in den vergangenen Monaten», sagte Torres. Die Spitze scheine im März erreicht worden zu sein.&


Deflation nicht zu erwarten
Der Preisverfall ist eine Folge der Wirtschaftskrise, der geplatzten Immobilien- und Spekulationsblasen, des Nachfragerückgangs und der deutlich niedrigeren Ölpreise. Mit einem massiven Preisverfall – einer gefährlichen Deflation wie etwa in der Depression der 1930er Jahre – rechnen Experten aber nicht. «Wir sind weit entfernt von einem allgemeinen Preisverfall», sagte Torres. Wissenschaftler warnen vor einer Deflation, weil dies Verbraucher und Unternehmen zum Sparen verleiten, die Nachfrage weiter drosseln und schliesslich die gesamte Volkswirtschaft lahmlegen würde.


Negativer Basiseffekt
Der derzeitige Rückgang ist den Experten zufolge vorübergehend. «Wir haben einen negativen Basiseffekt», erklärte Torres. So habe es im Juli 2008 eine Preisspitze bei Energie und Lebensmitteln gegeben. «Wir erwarten, dass die Teuerungsrate in der zweiten Jahreshälfte wieder positiv wird.» Derzeit könnten die Verbraucher vom Preisrückgang profitieren, weil ihre Kaufkraft steige. 


21,5 Millionen Menschen arbeitslos
Insgesamt waren im Juni schätzungsweise rund 21,5 Millionen Menschen in den 27 EU-Mitgliedstaaten arbeitslos, 5 Millionen mehr als im Juni 2008. In der Eurozone waren knapp 15 Millionen Männer und Frauen arbeitslos. Das sind rund 3 Millionen mehr als vor einem Jahr.&


18,1 Prozent Arbeitslose in Spanien
Die Arbeitslosenquote war mit 18,1 Prozent in Spanien am höchsten, gefolgt von Lettland (17,2) und Estland (17,0). Die niedrigsten Quoten verzeichneten die Niederlande (3,3) und Österreich (4,4). Die deutsche Quote lag mit 7,7 Prozent unter dem EU-Durchschnitt. Die EU-Statistiker berechnen die Quoten zum Teil anders als die nationalen Behörden, so dass sich die Zahlen unterscheiden können. (awp/mc/ps/17)

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