Kunstmuseum Winterthur: René Auberjonois
Der Beginn einer Malerkarriere
Seit seiner Jugend zeichnete René Auberjonois viel und fertigte Karikaturen an. Erst nach einer Banklehre und einem Violinstudium entschied er sich, Zeichnen und Malen zum Hauptinhalt seines Lebens zu machen. Nach Kursen in Deutschland und England führte ihn dieser Entschluss wie selbstverständlich nach Paris, wo seine Kunst unter dem Eindruck der Impressionisten und Postimpressionisten in intensiver Beschäftigung mit der menschlichen Figur und dem Stilleben bald freier und leichter wurde. Entscheidend für seine künftige Entwicklung wurde die Begegnung mit dem Werk Cézannes und dessen Verarbeitung im Kubismus.
Die Findung der Bildsprache
Erst nach seiner durch den Ersten Weltkrieg erzwungenen Rückkehr zum gemächlichen Leben zwischen Lausanne und Aufenthalten auf dem Landgut seiner Familie im Waadtland und im Wallis, gelang es Auberjonois, eine eigenständige Antwort auf die moderne Formensprache zu formulieren. Er begann seine Palette stark zu dämpfen und gleichzeitig die Volumen seiner Gegenstände flächiger zu gestalten und der formalen Struktur der Bilder zu unterwerfen. Neben Cézanne waren ihm dabei Henri Rousseau und die Volkskunst, die er in Hinterglasbildern nachempfand, Vorbilder.
Die alten Vorbilder
Auch von der älteren Kunst liess er sich immer wieder anregen, so von den behutsamen Gliederungen des Quattrocento oder den gelängten Figuren Ingres?. Die eigenwillige Verbindung von Askese und Eleganz, die Auberjonois? reife Arbeiten auszeichnen (ein frühes Beispiel ist La Servante, 1931), fand besonders im zeichnerischen Werk einen adäquaten Ausdruck.
Beschränkung auf das Wesentliche
Mit wenigen Strichen gelang es Auberjonois, die Bedeutung seiner Gegenstände präzise zu erfassen; oft blitzte darin der ehemalige Karikaturist wieder auf. Vor allem die Porträts zeugen von seiner Gabe, die verborgenen Seiten seiner Modelle mit feiner Ironie aufzuzeigen. Nicht zuletzt faszinierten ihn Tiere als Spiegelbild menschlicher Charaktere. In seinen Darstellungen des ländlichen Leben, der Zirkus-, Variété- und Jahrmarktwelt und natürlich in den Pferdesport- und Jagdszenen liess er sie überraschend auftreten.
Vorteile der Isolation
Wenn auch die durch die Weltkriege verursachte Isolation seines Heimatlandes einer internationalen Rezeption gewisse Grenzen setzte, wurde sein Werk doch in allen Teilen der Schweiz stark beachtet, besonders auch in Winterthur. Auberjonois kam 1924 zum ersten Mal in die Stadt, um Werner Reinhart zu besuchen, der aufgrund der Bühnenbilder und der Kostüme, die der Künstler für die Uraufführung von L?histoire du soldat von Igor Strawinsky und C.F. Ramuz 1918 geschaffen hatte, auf ihn aufmerksam geworden war.
Alte Bande in Winterhur
Begeistert von den «hautes intelligences» in Winterthur, trat Auberjonois in den folgenden Jahren mit Oskar Reinhart und Hedy Hahnloser in Kontakt. Es war jedoch Dr. Heinz Keller, ab 1935 Konservator des Kunstmuseums, der zu seinem wichtigsten Freund in Winterthur werden sollte. Eine reiche Korrespondenz, die bis zu Auberjonois? Tod 1957 anhielt, zeugt von ihrem regen Austausch. Für seine erste Retrospektive, 1942 im Kunstmuseum Winterthur, reservierte Auberjonois «ma production avant tout autre salon». Immer wieder gelangten zentrale Arbeiten in den Besitz des Kunstmuseums. Gleichzeitig fing eine neue Generation von Sammlern in dessen Umfeld an, das Werk Auberjonois? sorgfältig zu verfolgen. So begleiten in der Ausstellung, die Werke aus allen Schaffensphasen versammelt, zahlreiche private Leihgaben die Bestände des Kunstmuseums, des Museums Oskar Reinhart am Stadtgarten sowie der Rychenberg-Stiftung in Winterthur. (kmw/mc/th)
Begleitveranstaltungen
Sonntag, 9. Januar 2005, 11.30 bis 12.30 Uhr
Die Bühnenbilder und Kostüme zu L?histoire du soldat
Sonderführung in der Ausstellung René Auberjonois mit Harry Joelson
Dienstag, 11. Januar 2005, 12.00 Uhr
Kunstgenuss: Farbe bekennen! Nachkriegspositionen in der Sammlung
Gespräch zu Kunstwerken in der Sammlung mit Kristina Gersbach; anschliessend Sandwiches und Getränke (zum Selbstkostenpreis)
Dienstag, 11. Januar 2005, 18.30 bis 19.30 Uhr
René Auberjonois: Gemälde und Zeichnungen aus Winterthurer Besitz
Dienstags-Führung mit Harry Klewitz
Freitag, 14. Januar 2005, 18.30 Uhr
Vernissage
Vernissagen der Ausstellungen François Barraud und seine Brüder sowie Von Delacroix bis Bonnard: Die Sammlung Wolfer. Um 19.00 sprechen Alfred Sulzer und Dr. Dieter Schwarz, musikalisch umrahmt vom Musikkollegium Winterthur
Sonntag, 23. Januar 2005, 11.30 bis 12.30 Uhr
Von Delacroix bis Bonnard: Die Sammlung Wolfer
Führung mit Simona Ciuccio
Dienstag, 25. Januar 2005, 18.30 bis 20.00 Uhr
Félix Vallotton, Das mörderische Leben
Lesung von Werner Weber aus seiner neuen Übersetzung des Buches Félix Vallotton, Das mörderische Leben
Samstag, 29. Januar 2005, 10.00 bis 17.00 Uhr
Tag der offenen Tür
Mit Präsentationen zum Museumsbetrieb (Restauration, Graphisches Kabinett, Leihverkehr, Ausstellungsorganisation), Führungen durch die aktuellen Ausstellungen und einem Kinderprogramm; Verpflegung durch das Restaurant National; anschliessend Freikonzert des Orchesters Musikkollegium Winterthur im Stadthaus
Dienstag, 1. Februar 2005, 12.00 Uhr
Kunstgenuss: La barrière!
Die Kunst der Brüder Barraud aus la Chaux-de-Fonds. Gespräch zu Kunstwerken mit Kristina Gersbach; anschliessend Sandwiches und Getränke (zum Selbstkostenpreis)
Dienstag, 1. März 2005, 12.00 Uhr
Kunstgenuss: Nicht die Farbe…., die Form!
Künstler und die Geometrie. Gespräch zu Kunstwerken mit Kristina Gersbach; anschliessend Sandwiches und Getränke (zum Selbstkostenpreis)
Dienstag, 22. März 2005, 12.00 Uhr
Kunstgenuss: Gondeln durch die Zeit!
Chamberlain & Co. Objekte / Skulpturen im Neubau. Gespräch zu Kunstwerken in der Sammlung mit Kristina Gersbach; anschliessend Sandwiches und Getränke (zum Selbstkostenpreis)
Dienstag, 12. April 2005, 12.00 Uhr
Kunstgenuss: Evergreens
Ausgewählte Werke aus der Sammlung Wolfer. Gespräch zu Kunstwerken in der Sammlung mit Kristina Gersbach; anschliessend Sandwiches und Getränke (zum Selbstkostenpreis)