Lehman Brothers offenbar vor Verkauf – Regierung hilft bei Rettung

Angesichts eines Rekordverlustes und des drastischen Kursverfalls der viertgrössten US-Investmentbank solle eine Übernahme noch am Wochenende unter Dach und Fach gebracht werden, berichteten mehrere amerikanische Medien übereinstimmend am Freitag. Im vorbörslichen US-Handel gaben Lehman-Aktien knapp ein Prozent nach.

Vielfalt von Szenarien
Das Finanzministerium und die Fed stünden mit verschiedensten Unternehmen in Kontakt und prüften eine «Vielfalt von Szenarien» zur Übernahme von Lehman Brothers, berichtete die «Washington Post» unter Berufung auf Insider. Zu den potenziellen Käufern zählten die Bank of America und die britische Barclays Bank, so das «Wall Street Journal Online». Auch ein Konsortium mehrerer Käufer sei möglich, die Lehman dann unter sich aufteilen würden. Alle Interessenten fürchteten aber weitere enorme Verluste bei Lehman und würden wegen dieser Risiken staatliche Unterstützung fordern.

Regierung und Federeal Reserve zögern
Regierung und Federal Reserve sperren sich laut Beobachtern aber noch gegen erneute teure Staatshilfen wie beim heftig umstrittenen Zwangsverkauf der Investmentbank Bear Stearns vor einem halben Jahr sowie der Rettungsaktion für die US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac erst Anfang dieser Woche. Die Beteiligten drängen auf eine Lösung noch vor Eröffnung der ersten Märkte am frühen Montagmorgen in Asien, um einen befürchteten totalen Wertverlust von Lehman zu vermeiden. Der Bank läuft die Zeit davon, da ihre Aktie allein seit Wochenbeginn um rund 75 Prozent abstürzte. Dies verschärfte massiv die Probleme des Traditionshauses bei der Investorensuche. Seit Jahresbeginn verlor die 158 Jahre alte Wall-Street-Firma über 90 Prozent des Börsenwerts.

Rekordverlust
Erst am Mittwoch hatte die Bank einen Rekordverlust für das abgelaufene Quartal bekanntgegeben. Im vergangenen halben Jahr fuhr die Bank ein Minus von rund 6,7 Milliarden Dollar ein. Noch zur Wochenmitte wollte Lehman-Chef Richard Fuld lediglich Teile des Konzerns abspalten oder verkaufen. Der weitere freie Fall der Aktie zwang ihn jedoch in Verkaufsgespräche. Wegen vergleichbarer Probleme hatte Bear Stearns im März auf Druck der Notenbank einer Übernahme durch den Finanzkonzern JPMorgan zum Schleuderpreis zustimmen müssen. Auch die Deutsche Bank galt bereits als möglicher Käufer. Konzernchef Josef Ackermann dementierte dies aber zuletzt. Auch die spanische Grossbank Santander , die britische HSBC und die französische BNP Paribas waren im Gespräch. Ihr Interesse sei aber inzwischen unwahrscheinlich, schrieb das «Wall Street Journal». (awp/mc/gh/25)

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