Michael Neubert, CEO Liechtenstein Life Assurance AG

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Neubert, nach dem Start am 1. Juli 2008 mit der Liechtenstein Life Assurance AG hat zuerst der Steuerskandal mit Deutschland und danach die Finanzkrise auch den Finanzplatz Liechtenstein heftig erschüttert. Wie ist Ihr Unternehmen davon getroffen worden, welche Anpassungen am ursprüng-lichen Business Plan mussten Sie vornehmen und wo möchten Sie zahlen-mässig Ende 2009 stehen?


Michael Neubert: Bei Liechtenstein Life haben wir noch keine Anpassungen am Business Plan vorgenommen, weil wir von den Auswirkungen der Krisen bisher wenig spüren. Aufgrund unseres Geschäftsmodells sind wir davon auch kaum betroffen. Wir betreuen unsere Kunden vor Ort, das heisst an ihrem Wohnsitz mit Produkten, die den steuerlichen Rahmenbedingungen ihres Wohnsitzes entsprechen, innovative Leistungen aufweisen und dies zu wettbewerbsfähigen Kosten. Dies zeigt sich auch schon bei den ersten Ergebnissen: Nach dem ersten Quartal 2009 liegen wir leicht über Plan und erwarten für das Gesamtjahr 2009 ein positives Ergebnis.


Ursprünglich planten Sie für Anfang 2009 die aktive Marktbearbeitung. Wo stehen Sie hier heute, welche Anteile am Gesamtgeschäft haben die einzelnen Märkte und welche Märkte sind aktuell im Fokus der Liechtenstein Life?


Diese Planung konnten wir auch so realisieren. Nach einem Markttest im 4. Quartal 2008 haben wir Anfangs des Jahres mit der aktiven Marktbearbeitung begonnen. Im Laufe des ersten Quartals sind wir schrittweise in die angrenzenden Länder und Regionen eingetreten. So bieten wir heute unsere Produkte Value Invest und Private Life Insurance auch in der Westschweiz und im Tessin sowie in Italien, Österreich und Deutschland an. Unsere gut 2’000 Kunden verteilen sich auf unsere Zielmärkte Schweiz, Liechtenstein, Italien, Deutschland und Österreich. Diese Märkte kennen wir und verfügen dort über ausgezeichnete Kontakte zu möglichen Kooperationspartnern. Eine weitere internationale Expansion ist im Moment nicht geplant, wobei wir natürlich laufend die Marktattraktivität von Emerging Markets in Asien, Mittlerer Osten oder Südamerika prüfen, wo wir aufgrund der aufkeimenden Versicherungskultur grundsätzlich grosse Potenziale sehen. Darüber hinaus sind wir attraktiven Opportunitäten gegenüber sehr offen.



«In weiten Teilen der Schweizer Bevölkerung ist bekannt, dass die AHV und die Pensionskassen durch die Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Die Menschen erkennen auch, dass ein frühzeitiger Beginn mit dem Vorsorgesparen immer wichtiger wird und sich kleinere monatliche Beträge über die Jahre hinweg zu einem ansehnlichen Vermögen entwickeln können.» Michael Neubert, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Liechtenstein Life Assurance AG


Nach dem erfolgreichen Auftreten in der deutschsprachigen Schweiz  haben Sie Ihre Produkte auch in der Westschweiz lanciert. Wie ist hier die Akzeptanz, gibt es Unterschiede in den Produkten und welche Ziele haben Sie sich in der Westschweiz gesetzt?


Als internationales Unternehmen mit Sitz in Liechtenstein bieten wir seit Anfang des Jahres in der Westschweiz und auch im Tessin unsere Fondspolice Value Invest an. Um den Besonderheiten dieser Märkte gerecht zu werden, haben wir eine organisatorische Trennung von Tessin und Romandie von der Deutschschweiz vollzogen. Die Resonanz in unserer Roadshow in Genf und Lausanne verlief wie gesagt versprechend. Wir konnten führende unabhängige Vermittler als Kooperationspartner für uns gewinnen. Um Akzeptanz und Glaubwürdigkeit zu erzielen, werden wir unsere Nähe zum Markt durch physische Präsenz vor Ort und massgeschneiderte Angebote weiter ausbauen.


So passen wir beispielsweise durch die Aufnahme von Anlagefonds von Herstellern aus der Region unser Angebot den lokalen Bedürfnissen an. Unser Marktverantwortlicher, Elvis Gonzalez, ist ein Versicherungsprofi mit sehr gutem Leistungsausweis und Kontakten, der den Markt mit einer grossen Eigenverantwortung und Freiheit betreut. Diese Unabhängigkeit und Freiheit sind für die Westschweizer Kunden sehr wichtig. Wir wollen, dass Liechtenstein Life bald als ein lokal verwurzeltes Unternehmen wahrgenommen wird.


Mit Ihren Produkten bewegen Sie sich im Bereich der dritten Säule der Vorsorge (persönliche Vorsorge). Wie entwickelt sich dieser Bereich in der Wirtschaftskrise? Wie gross ist die Investitionsbereitschaft in langfristige Produkte bei sinkenden Vermögen und welche speziellen Produkte bieten Sie Ihren Kunden hier an?


Unsere Erfahrung auch aus vergangenen Jahren hat gezeigt, dass Kunden gerade in Krisenzeiten vermehrt die Notwendigkeit der privaten Vorsorge erkennen. In weiten Teilen der Schweizer Bevölkerung ist bekannt, dass die AHV und die Pensionskassen durch die Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Die Menschen erkennen auch, dass ein frühzeitiger Beginn mit dem Vorsorgesparen immer wichtiger wird und sich kleinere monatliche Beträge über die Jahre hinweg zu einem ansehnlichen Vermögen entwickeln können. Unsere Produkte zeichnen sich durch ein Höchstmass an Flexibilität und Variabilität bei der Ausgestaltung der Produktfeatures aus. Je nach Risikobereitschaft und Renditewunsch kann die Kapitalanlage aus Einzelfonds oder Managed Fund-Konzepten konzipiert werden.


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Während der Laufzeit lassen sich Konditionen wie Prämienhöhe und Leistungsbeginn ändern. Als Universalprodukt eignet sich die Fondspolice zudem für alle Phasen des Lebenszyklus – vom Vermögensaufbau in jungen Jahren über den späteren Erwerb einer Immobilie bis hin zur Gestaltung und Finanzierung des vorzeitigen Ruhestandes. Gerade in Krisenzeiten schützen Garantieelemente in verschiedenen Ausprägungen das Vermögen. Mit dem Durchschnittskostenverfahren kaufen Anleger regelmässig für einen bestimmten Betrag Fondsanteile und erwerben bei niedrigen Preisen mehr und bei hohen Preisen weniger Anteile. Von dieser Einkaufspolitik profitieren die Anleger nachhaltig.



«Vor dem Hintergrund des international konzertierten Vorgehens gegen Steuerhinterziehung liegt der grosse Vorteil unseres Angebots darin, dass die Produkte in Abhängigkeit der steuerlichen Rahmenbedingungen des Wohnsitzlandes des Kunden ausgestaltet sind.»


Ihr «Value Invest» Produkt konnte sich schon kurz nach der Lancierung in Anbietervergleichen, wie demjenigen von Roth Gygax und Partner, an die Spitze setzen. Wie sieht es heute aus, konnte die hervorragende Startposition gehalten werden?


Diese herausragende Qualitätsauszeichnung durch einen unabhängigen Experten freut uns besonders. Neben Roth Gygax & Partner hat auch Travex in ihrem unabhängigen Ranking die Spitzenposition unserer Produkte bestätigt. Wir werden jetzt dafür belohnt, dass wir uns in der Konzeption unserer Produkte die Zeit genommen, diese optimal für die Versicherten zu gestalten. Wir haben viel in die Entwicklung investiert und freuen uns jetzt über diesen Return on Investment. Auf der anderen Seite hätten wir ohne diese Spitzenqualität keine Chance gehabt, gerade im Schweizer Markt so schnell im Markt Fuss zu fassen. Durch diesen Qualitätsausweis auf höchstem Niveau sehen wir uns für die Expansion in andere Länder bestens gerüstet.


In Ihren Produkten verbinden Sie die steuerlichen Vorteile einer Lebensversicherung mit einer professionellen Vermögensverwaltung (Insurance Wrapper). Das könnte eine Alternative zu den unter Druck kommenden Stiftungen sein. Welche spezifischen Vorteile haben zum Beispiel Schweizer Kunden von diesem Angebot?


Wir beobachten grundsätzlich, dass die vermögenden und sehr vermögenden Kunden gerade jetzt wieder auf Sicherheit und Erhalt ihres Vermögens setzen. Ihre Motive sind die Nachfolgeregelung, die güterrechtliche Auseinandersetzung beziehungsweise die Definition der Bezugsrechte. Im Vergleich zur Stiftung kann dies bei Private Life Insurance wesentlich kostengünstiger geregelt werden. Vor dem Hintergrund des international konzertierten Vorgehens gegen Steuerhinterziehung liegt der grosse Vorteil unseres Angebots aber darin, dass die Produkte in Abhängigkeit der steuerlichen Rahmenbedingungen des Wohnsitzlandes des Kunden ausgestaltet sind. Private Life Insurance ermöglicht also eine legale Steueroptimierung. Auf unserer Road-Show in der Schweiz zeigten vor allem Vermögensverwalter und Privatbanken mit internationalem Klientel grosses Interesse an unserem nachhaltig konzipierten Angebot.



«Kunden nutzen die Krise als Chance, den Einstieg in die Selbständigkeit zu wagen. Eine Beitragspause oder kein Stornoabschlag sind wichtige Argumente von Versicherten bei der Wahl einer Vorsorgelösung.»


Die zunehmende Unterdeckung bei immer mehr Pensionskassen könnte Ihnen zugute kommen, wenn Privatpersonen sich vermehrt selber für die Vorsorge zuständig fühlen. Wie nehmen Sie diese Entwicklung wahr und wie schnell können Sie mit Ihren Produkten auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren?


Wir beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Der durch die Finanzkrise verursachte Vertrauensverlust wiegt schwer. Gleichzeitig erhalten wir als unabhängige Anbieter von Vorsorgelösungen eine immer grössere Verantwortung im Dreiklang des Vorsorgesystems. Die Notwendigkeit, mit flexiblen und innovativen Lösungen die Vorsorge nachhaltig zu sichern, wächst stetig. Das wiederum erhöht den Druck auf die Anbieter und verlangt Innovationen. Die hohe Flexibilität unserer Produkte ist deshalb schon heute ein grosses Plus. Unser Angebot umfasst schon heute eine Reihe von Vorteilen, wie Wechsel 3a/3b ohne Gesundheitsprüfung zu gleichen oder niedrigeren Leistungen oder 3 mal 2 Jahre Prämienpause bei gleichzeitigem Erhalt des Versicherungsschutzes. Mit unserer Nachversicherungsgarantie, generell 10% alle 5 Jahre, können unsere Kunden ihr privates Vorsorgeengagement je nach Bedarf weiter ausbauen.


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«Während in der Zeit vom Oktober 2008 bis März 2009 der SMI circa 20% eingebüsst hat, legte unser Gesamt-Portfolio im selben Zeitraum um mehr als 3% zu. In unserem Muster-Portfolio hatte der Kunde 18.000 CHF investiert und darauf eine Wertsteigerung von 3.000 CHF erhalten, das heisst das Vermögen beträgt  21.000 CHF.»


Sie haben Ihre Kunden bewusst nicht nach soziodemographischen, psychographischen oder Verhaltenskriterien segmentiert sondern orientieren sich an der aktuellen Lebenssituationen Ihrer Kunden. Wie hat sich dieses Modell in der Krise bewährt, was waren die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes?


Die traditionellen Marketing- und Marktsegmentierungsansätze funktionieren heute angesichts von Patchwork-Familien und fraktalen Lebens- und Karriereverläufen einfach nicht mehr. Vor dem Hintergrund, dass sich die Lebenssituationen unserer Kunden in immer kürzeren Abständen verändern, haben wir unsere Produkte hoch flexibel und variabel gestaltet. So sind zum Beispiel Wechsel zwischen Fonds und Währungen jederzeit und kostenlos möglich. Mit der aktuellen Krise erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Lebensumstände zum Beispiel durch Verlust des Arbeitsplatzes verändern. Kunden nutzen die Krise als Chance, den Einstieg in die Selbständigkeit zu wagen. Eine Beitragspause oder kein Stornoabschlag sind wichtige Argumente von Versicherten bei der Wahl einer Vorsorgelösung.


Auf der Anlageseite der Produkte verfahren Sie nach einem «Best-in-Class»-Ansatz. Was heisst das konkret für die Performance der Anlagen seit ihrem Markteintritt, haben Sie hier Vergleichswerte?


Im Rahmen unseres «Best-in-class» Ansatzes sichern wir uns die Wahlfreiheit in der Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern und Fondsanbietern. Während in der Zeit vom Oktober 2008 bis März 2009 der SMI circa 20% eingebüsst hat, legte unser Gesamt-Portfolio im selben Zeitraum um mehr als 3% zu. In unserem Muster-Portfolio hatte der Kunde 18.000 CHF investiert und darauf eine Wertsteigerung von 3.000 CHF erhalten, das heisst das Vermögen beträgt  21.000 CHF.  Dies sind gut 15% Wertsteigerung, die dank eines aktiven Investments im Rahmen des erwähnten Durchschnittskosten-Verfahrens, qualitativ hochwertiger Anlageprodukte und geringer Kosten erzielt werden konnte.


Im Gegensatz zu der Schweiz hat sich Liechtenstein frühzeitig um neue Steuerabkommen mit führenden Wirtschaftsnationen gekümmert, landete aber trotzdem auf der «grauen Liste» der OECD. Welchen Wert messen Sie solchen Listen bei und wie soll sich ein Land, wie zum Beispiel Liechtenstein oder die Schweiz, gegenüber der OECD verhalten?


Dazu will ich keine Stellung beziehen, zumal ich den Stand der Verhandlungen im Detail nicht kenne. Uns bei Liechtenstein Life tangiert die Entwicklung nicht, weil wir im Ausland eh nur Onshore-Lösungen anbieten, die mit den jeweiligen Steuergesetzen zu 100% konform sind.


Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?


So banal und einfallslos es klingen mag: Ich bin derzeit wunschlos glücklich, weil meine beiden Wünsche schon in Erfüllung gegangen sind. Erstens liegt mir nichts mehr am Herzen als glückliche Kunden und zufriedene Mitarbeiter. Letzteres ist die Voraussetzung für ersteres. Wir setzen alles daran, dass dies auch im Wachstum von Liechtenstein Life so bleibt.





Der Gesprächspartner
Dr. Michael Neubert ist Vorsitzender der Geschäftsleitung und Verwaltungsrat von Liechtenstein Life Assurance AG. Seine internationalen Karriere umfasst Managementpositionen in führenden Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche. Michael Neubert hält einen MBA, spricht 5 Sprachen, ist Autor des Standardwerks «Internationale Markterschliessung» und doziert an der Hochschule Liechtenstein (Executive Master in Entrepreneurial Management).


Liechtenstein Life
Die unabhängige Liechtenstein Life Assurance AG startete im Jli 2008 mit ihrer Geschäftstätigkeit. «Von Liechtensteinern für Liechtenstein» ausschliesslich von privaten Investoren getragen und in Schaan domiziliert, wird das Unternehmen von Dr. Michael Neubert geleitet. Liechtenstein Life bietet Finanzdienstleistungsunternehmen wie Banken, Vermögensverwaltern und Treuhändern eine Produkt- und Kompetenzplattform, über die Kunden massgeschneiderte, im jeweiligen Wohnsitzland anerkannte Lebensversicherungsprodukte erwerben können.

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