Michael Neubert, VR-Delegierter LLA

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Neubert, im Juli 2008 haben Sie mit dem «Start-Up» Liechtenstein Life Assurance (LLA) den Markteintritt gewagt. Wie verliefen die ersten beiden Jahre im wirtschaftlich schwierigen Umfeld und wo stehen Sie bezüglich des Zieles, im 2011 die Profitabilität zu erreichen?


Michael Neubert: Zu unserer freudigen Überraschung haben wir 2009 schon mit einem Profit abgeschlossen. Der Markteintritt war sehr erfolgreich und die positive Entwicklung hat unsere kühnsten Erwartungen übertroffen. Jetzt gilt es das Bestehende zu konsolidieren, die Organisation weiterzuentwickeln und die richtigen Wachstumsimpulse in Sinne einer kontrollierten Offensive zu setzen. Im ersten Halbjahr 2010 haben wir die richtigen Schritte dazu unternommen und erwarten Ende des Jahres eine positive Bestätigung dafür.



«Bei der Konzeption unserer Produkte haben wir darauf geachtet, dass sie einfach, sicher, flexibel und transparent sind. Dies hat sich gerade in der aktuellen Finanz- und Vertrauenskrise bewährt.» Dr. Michael Neubert, VR-Delegierter der Liechtenstein Life Assurance (LLA)


Gestartet sind Sie mit 12 Mitarbeitenden. Wie haben sich in den letzten beiden Jahren die Zahlen der Mitarbeitenden, der Kunden und des Umsatzes entwickelt?


Wir haben laufend Mitarbeiter eingestellt, die im Hauptsitz in Schaan oder im Rahmen unserer dezentralen Marktbearbeitung vor Ort in den Märkten arbeiten. Derzeit beschäftigen wir 35 Mitarbeiter. Für uns hat der qualitative Aufbau von Mitarbeitern Priorität. Bei den Schlüsselkennzahlen wie Produktionssumme, Prämienerlöse und Assets under Management haben wir zweistellige Zuwachsraten. Derzeit haben wir circa 10’000 Kunden in den Märkten Schweiz, Liechtenstein, Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich, die wir mit über 400 Kooperationspartnern betreuen. 


Wie haben sich Ihre Vorsorgeprodukte, die ja für die Kunden speziell sicher sein sollten, in der Finanzkrise entwickelt?


Bei der Konzeption unserer Produkte haben wir darauf geachtet, dass sie einfach, sicher, flexibel und transparent sind. Dies hat sich gerade in der aktuellen Finanz- und Vertrauenskrise bewährt. Das innovative LLA-Angebot hat die Vertriebspartner und Kunden in den Märkten gerade in dieser herausfordernden Krisenzeit überzeugt. Mit unseren Vorsorge- und Versicherungslösungen auf Basis der fondsgebundenen Lebensversicherung nehmen Anleger an den Ertragschancen des Kapitalmarktes teil ohne auf die Absicherung elementarer Lebensrisiken zu verzichten.



«Wir beobachten eine Polarisierung, die grotesk ist: Auf der einen Seite wollen die Konsumenten Transparenz und Einfachheit, auf der anderen Seite nimmt die Regulierung in dem schon überdurchschnittlich stark regulierten Finanzbereich ständig weiter zu.»


Grundsätzlich ist die fondsgebundene Lebensversicherung als Anlageinstrument für alle Marktsituationen geeignet. Sie ist das letzte verbliebene Instrument im Private Banking, das eine Kombination aus Vermögensverwaltung, Risikoabsicherung und Steueroptimierung bietet. Der Kunde geniesst zudem eine Vielzahl von Freiheiten und kann entsprechend seiner situationsbedingten Liquidität flexibel Kapital entnehmen oder zuzahlen. Desweiteren profitiert er von einer ganzen Reihe von Vorteilen, wie zum Beispiel 3×2 Jahren Prämienpause bei gleichzeitigem Erhalt des Versicherungsschutzes und einer Prämienbefreiung bei Erwerbsunfähigkeit und schwerwiegenden Krankheiten.
 
Wir bieten eine attraktive Performance durch eine freie Auswahl der Kapitalanlagen nach dem «Best in Class»- Ansatz, geringen Kosten und Steuervorteilen. Seit Bestehen kam uns die positive Entwicklung auf den Kapitalmärkten entgegen. 
 
Als Folge der Finanzkrise möchten die Politiker vor allem komplexe Produkte und grosse Finanzinstitute einer verschärften Regulierung unterstellen. Wie beurteilen Sie diese Bemühungen?


Ich betrachte diese Entwicklung mit Besorgnis. Die Finanzbranche ist heute schon die am stärksten regulierte Branche. Die Gestaltung der Produkte wird eher durch Gesetze und Verbraucherschützer getrieben als durch Kundennutzen. Dadurch wird auch das Unternehmen mit seinen Mitarbeitern laufend und über Gebühr kontrolliert und überwacht. Die dadurch entstehenden Kosten trägt letztendlich der Kunde. Wir beobachten eine Polarisierung, die grotesk ist: Auf der einen Seite wollen die Konsumenten Transparenz und Einfachheit, auf der anderen Seite nimmt die Regulierung in dem schon überdurchschnittlich stark regulierten Finanzbereich ständig weiter zu. Das Fatale daran: Von dem Wettlauf zwischen Gesetzgeber, Aufsichtsbehörden und Verbraucherschutz profitiert in der Beziehung Hersteller-Vertrieb-Kunde am Ende keiner. 



«Grundsätzlich ist die fondsgebundene Lebensversicherung als Anlageinstrument für alle Marktsituationen geeignet. Sie ist das letzte verbliebene Instrument im Private Banking, das eine Kombination aus Vermögensverwaltung, Risikoabsicherung und Steueroptimierung bietet.»


Der Finanzplatz Liechtenstein hat nach der Zumwinkel-Affäre und dem Steuerstreit mit Deutschland bewusst auf eine proaktive Strategie gesetzt und sich zum Beispiel dank dem Steuerabkommen mit Grossbritannien aus der Kritik genommen. Wie beurteilen Sie heute das Image und die Strategie des Finanzplatzes Liechtenstein?


Es hat sich ausgezahlt, dass Liechtenstein nicht lange zugewartet hat und das Problem aktiv angepackt hat, den Strukturwandel in der Finanzbranche schnell zu vollziehen und die Zukunft positiv für sich zu gestalten. Im Rahmen unseres Geschäftsmodells erhalten wir ein sehr positives Feedback zu dieser Entwicklung. Unsere Kunden und Geschäftspartner sind nach wie vor von der Qualität und den Vorzügen des Finanzplatzes Liechtenstein überzeugt. Der Finanzplatz Liechtenstein bietet ein hohes Mass an Sicherheit und Stabilität und profitiert vom Bedürfnis der Kunden nach einem sicheren Hafen für ihr Vermögen. Für uns ist wichtig, dass Liechtenstein im Vergleich zu anderen Standorten verlässliche Rahmenbedingungen und Wettbewerbsvorteile bietet, dank derer wir uns im internationalen Wettbewerb nachhaltig differenzieren können. 


Bei neuen Produkten mit variablen Annuitäten, einer Sonderform der fondsgebundenen Lebensversicherung, wird die Garantie durch Derivate gesichert. Wie beurteilen Sie solche Produkte angesichts der Probleme, die durch die Finanzkrise besonders auch bei den Derivaten sichtbar wurden?


Grundsätzlich ist mit der Finanzkrise die Nachfrage nach Absicherung und Garantie gestiegen. Da Garantiekonzepte aber grundsätzlich teuer sind, macht es aus unserer Sicht Sinn, durch eine Diversifikationsstrategie in der Anlage die Unsicherheit abzufedern. Doch auch wir werden einem etwaigen Wunsch des Kunden nach Garantie durch Produkte mit einer Höchststandsgarantie gerecht, die dem Kunden aus unserer Sicht die beste Klarheit verschafft. Variable Annuitäten sind innovative Absicherungsinstrumente, deren unterschiedliche Ausgestaltungsmöglichkeiten sich der Kunde genau anschauen sollte.


Staatsanleihen, früher ein Synonym für Sicherheit, gelten angesichts der Staatsfinanzkrisen heute als Risikoanlagen. Welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf die Lebensversicherung und private Vorsorgelösungen?


Hier zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab: Die früher als 100% sicher postulierten Staatsanleihen haben angesichts der rekordhohen Verschuldung der Staaten ihren Nimbus verloren. Da die Versicherer Staatsanleihen bisher nicht mit Eigenkapital unterlegen müssen, drohen den Versicherten bei einem Default gar ein Totalverlust. Bei der Konzeption einer privaten Vorsorgelösung muss man also sehr genau auf die einzelnen Anlagen und deren Bonität schauen und das Kapital möglichst breit streuen, zum Beispiel in Aktien, Anleihen, Investmentzertifikate und Optionen.&


Als Folge des rekordtiefen Hypothekar-Zinsniveaus warnt die Schweizer Nationalbank vor einer drohenden Immobilienblase. Welche Folgen hätte eine platzende Immobilienblase auf die Vorsorgesituation in der Schweiz?


In der Schweiz sehe ich diesbezüglich kein akutes Problem. Zwar ist auch in der Schweiz die Zahl der eigengenutzten Immobilien stark angestiegen, die Immobilien sind in der Regel aber in moderater Höhe beliehen und die Zinsen sind relativ niedrig. Zudem sind die Immobilienpreise relativ stabil geblieben. Dazu kommt, dass die Schweizer wieder sparen und ein hoher Anteil der Bevölkerung bei der Vorsorge in der ersten, zweiten und dritten Säule investiert ist. Die überraschend positive Entwicklung der Schweizer Wirtschaft wird das Problem weiter entschärfen.


Die Staatsbeiträge in Milliardenhöhe zur Rettung der Banken, der Länder wie Griechenland und zur Stützung des Euros werden sich irgendwann auf das Volksvermögen auswirken, zum Beispiel in Form von zusätzlichen Steuern oder einer Geld-Entwertung. Wie können sich Privatpersonen gegen die Verminderung ihres Vermögens absichern?


Für Privatpersonen ist es ratsam, gemäss dem eigenen Risikoprofil anzulegen, zu diversifizieren und nur in Qualität zu investieren. Für eine Absicherung gegen Deflation empfehlen sich Garantieprodukte, gegen Inflation empfiehlt sich eine breite Diversifikation und qualitativ hochwertige Sachanlagen. Nachhaltig können Anleger mit  dem Cost-Average-Effekt profitieren. Dabei kaufen sie regelmässig für einen bestimmten Betrag Fondsanteile und erwerben bei niedrigen Preisen mehr und bei hohen Preisen weniger Anteile bei gleich bleibender Einlage.



«Im Rahmen der Kooperation mit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi investieren wir von jedem verkauften Kindervorsorgeprodukt 20 Franken in internationale Projekte der Stiftung zur Förderung von Bildung und interkultureller Kompetenz und somit in die Zukunft von Kindern und der Gesellschaft.»


Viele Unternehmen verstehen unter CSR (Corporate Social Responsibility) vor allem ein imageförderndes Verhalten. Die Liechtenstein Life Assurance kooperiert mit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Wie sieht diese Kooperation aus und was ist Ihr Beweggrund für die Zusammenarbeit?


Im Rahmen unserer CSR-Strategie lautet unser Motto «Investieren statt spenden.» In diesem Sinne ist gesellschaftliche Verantwortung ein integraler Bestandteil der Wertschöpfung von LLA. Das Engagement von LLA hierbei ist vielfältig. Wir investieren in Menschen, Wissen und Bildung und damit in eine bessere Zukunft für uns alle. Dank des Forschungsprojekts mit der Hochschule Liechtenstein, das akademisches Wissen erforscht und für die internationale Versicherungs- und Vorsorgebranche aufbereitet, profitieren LLA Mitarbeiter und Vertriebspartner in der Praxis sowie die Reputation Liechtensteins als Wissensstandort.


Im Rahmen der Kooperation mit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi investieren wir von jedem verkauften Kindervorsorgeprodukt 20 Franken in internationale Projekte der Stiftung zur Förderung von Bildung und interkultureller Kompetenz und somit in die Zukunft von Kindern und der Gesellschaft. Kunden helfen so ihren Kindern und den Kindern, für die keiner sorgt. Zum Produktnutzen kommt somit ein emotionaler Mehrwert hinzu.


Welche Aufgaben haben bei Ihnen aktuell die höchste Priorität auf der strategischen und operativen Ebene?


Wir zählen zu den am schnellsten wachsenden Lebensversicherungsunternehmen in Europa und wollen diese Position nachhaltig ausbauen. Unser strategischer Fokus liegt auf der Fortsetzung des Wachstumskurses. Operativ ist für uns wichtig, die Komplexität, welche die unterschiedlichen Märkte mit sich bringen, im Griff zu behalten. Erste Priorität hat die Qualität im Kundenservice. 


Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


Ich wünsche mir, dass LLA international als Benchmark für ein erfolgreich expandierendes Finanzdienstleistungsunternehmen gesehen wird. Für die Branche wünsche ich mir, dass der Kunde und seine Bedürfnisse endlich wieder in den Fokus der Anbieter und der Regulierungsbehörden rücken. 





Der Gesprächsparner:
Dr. Neubert Michael: Nach dem Studium an verschiedenen internationalen privaten Hochschulen ist seit Michael Neubert über 15 Jahre in internationalen Finanzdienstleistungsunternehmen tätig. Von 2005 bis 2008 zeichnete er als CEO der ASPECTA Assurance International AG, einer Tochtergesellschaft der Talanx verantwortlich. Mitte Juli 2008 gründete er gemeinsam mit renommierten Unternehmerpersönlichkeiten LLA (Liechtenstein Life Assurance AG) und ist Vorsitzender der Geschäftsleitung und Delegierter des Verwaltungsrats der Gesellschaft. Herr Dr. Neubert spricht fünf Sprachen, ist Autor des Standardwerks «Internationale Markterschliessung» und doziert an verschiedenen internationalen Hochschulen zum Thema Internationales Management.
 
Das Unternehmen:
LLA ist eine international operierende, unabhängige und private Versicherungsgesellschaft mit Hauptsitz in Schaan, Fürstentum Liechtenstein. Neben den Kernmärkten Schweiz und Liechtenstein wächst LLA in Österreich, Italien, Frankreich und Deutschland. Unter dem Motto «Produktintelligenz und Beratungskompetenz» bietet das Unternehmen ihren Kooperationspartnern im jeweiligen Land eine unabhängige Produkt- und Kompetenzplattform an. Innovative Versicherungs- und Vorsorge-lösungen von LLA orientieren sich an speziellen Lebenssituationen und Bedürfnissen der Versicherten.

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