Michael Smithuis, Montreux Palace: Garantierte Dollar Rate gegen Kursschwankung
Mit viel Liebe zur klassischen Hotellerie der Belle Epoque und innovativen Ideen für seine Gäste führt Michael Smithuis das Raffles Le Montreux Palace. Was ihn nach Genf geführt hat, wie er das Palace ganz an die Spitze führen will und welche Träume er noch hat, verrät er im Moneycab Interview.
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Smithuis, London, Oman, Jakarta, Hamburg, Singapur, sind einige der Stationen, bei denen Sie in führenden Hotels gearbeitet haben. Nun sind Sie seit April 2003 der Direktor des Raffles Le Montreux Palace. Was hat Sie dazu bewogen, diese Aufgabe abseits der grossen Metropolen zu übernehmen?
Michael Smithuis: Nach meinem Abschluss der Hotelfachschule in Neuchâtel habe ich eigentlich immer den Wunsch gehegt, doch auch einmal ein Hotel in der Schweiz zu leiten. Hinzu kam, dass die internationale Hotelkette Raffles Hotels und Resorts das Hotel im Jahr 2001 übernommen hat und es sich so gefügt hat, dass man mir dieses Hotel zur Leitung im Jahr 2003 angeboten hat. Die Schweiz liegt ausserdem im Herzen Europas und somit ist Montreux auch sehr gut erreichbar. Es müssen nicht immer die grossen Hauptstädte sein, die attraktiv sind, vielmehr kann man in Montreux die Natur mit den nahe gelegenen Bergen und dem See sowie ein Stadtleben geniessen.
«Die Schweiz liegt im Herzen Europas und somit ist Montreux auch sehr gut erreichbar. Es müssen nicht immer die grossen Hauptstädte sein, die attraktiv sind» Michael Smithuis, Direktor Raffles Le Montreux Palace
In den letzten Jahren wurde sehr viel investiert im Montreux Palace (La Palmeraie 2001, Amrita Wellness und Restaurant Jaan 2002, Renovation sämtlicher Zimmer 2003). Gibt es weitere Pläne zu Erweiterung oder Neugestaltung einzelner Bereiche?
Wir möchten auch in den kommenden Jahren unser Hotel kontinuierlich auf Topniveau in Bezug auf die Infrastruktur halten und es gibt effektiv Pläne für einen upgrade der Banketträumlichkeiten, sowohl im Petit Palais wie auch im Palace Bereich des Hotels. Ganz wichtig für unsere Gäste ist aber vor allem auch der IT Bereich mit Public Wireless LAN etc. Hier haben wir bereits einiges umgesetzt und werden auch in Zukunft einen grossen Augenmerk darauf setzen.
Die Banken beurteilen Investitionen in die Hotellerie mit grosser Vorsicht. Wie werden in der Raffles Gruppe die Investitionen vorgenommen und welche Erwartungen für einen ROI (Return on Investment) sind damit verbunden?
Es gibt einen 5 Jahresplan, in dem grössere Projekte klar definiert werden und die alljährlich überprüft werden und allenfalls angepasst werden an die aktuelle Geschäftslage. Es ist wichtig anzumerken, dass das Hotel seine Projekte und Investitionen selber finanzieren und das eine gute Kalkulation gemacht wird, damit ein Profit erzielt werden kann.
Das Montreux Palace ist ganzjährig geöffnet. Wie sieht das Gästeaufkommen für die verschiedenen Jahreszeiten aus und wie können Sie in der eher ruhigen Zeit in Montreux zu Jahresbeginn Gäste ins Palace bringen?
Während der schwächeren Jahreszeiten Anfang des Jahres versuchen wir uns auf das Konferenz- und Incentivegeschäft zu konzentrieren, damit wir durch das Volumen eine gute Auslastung erreichen können. Des weiteren hilft uns natürlich auch der RafflesAmrita Wellness Bereich die individuelle Klientel zu erreichen. Mit guten Arrangements, die kreativ sind, aber auch die Möglichkeiten der Region wie zum Beispiel Ski fahren oder Ausflüge beinhalten, möchten wir unser Hotel füllen.
Wie würden Sie den typischen Gast im Montreux Palace charakterisieren, was sucht er im Montreux Palace?
Ich glaube, dass der Gast des Raffles Le Montreux Palace vor allem einen guten Lifestyle sucht. Er kommt nicht nur wegen des Zimmers mit Aussicht ins Hotels, sondern hat viele andere Möglichkeiten. Der Begriff City Resort passt hier ganz gut, da das Hotel sich in einer Stadt befindet und der Gast die Möglichkeiten eines Resorts mit verschiedenen Restaurants, Bars, Veranstaltungsräumen, Boutiquen und Wellnessmöglichkeiten vorfindet. Der Gast muss nicht unbedingt das Hotel verlassen, um sich zu unterhalten.
Sie haben einen hohen Anteil von Gästen aus den USA (über 20 Prozent). Wie hat sich die Situation nach dem 11. September, dem Irakkrieg und der Schwächung des Dollars entwickelt und mit welchen Massnahmen können Sie Ihre amerikanischen Gäste nach Montreux holen?
Sicherlich haben wir nach dem 11. September unsere Marketingstrategien an die neue Situation anpassen müssen, allerdings haben wir keine Annulationen von Veranstaltungen erfahren, sondern die Veranstaltungen und Incentives sind einfach zeitlich verschoben worden, so dass wir auch in den folgenden Jahren immer einen guten Prozentsatz ( ca. 21 %) an amerikanischem Geschäft hatten. Die Situation des schwachen Dollars hat uns dazu veranlasst, eine garantierte US$ Rate auf dem amerikanischen Markt zu bringen. Damit wollen wir verhindern, dass eine Gruppe absagt aufgrund der Schwankungen in der Währung.
Sie kennen aus Ihrer Erfahrung führende Tourismusdestinationen in Asien und Europa. In der Schweiz wird die staatliche Unterstützung für Schweiz Tourismus heftig diskutiert. Wo sehen Sie die Unterschiede zu Ländern wie Deutschland, Holland oder den asiatischen Staaten? Was läuft gut, was können wir in der Schweiz verbessern?
Schweiz Tourismus interessiert sich sehr für die unterschiedlichen Belange der Hotels und ist auf den wichtigsten Roadshows, Messen präsent, um die Schweiz im Ausland gut zu präsentieren und zu positionieren. Verschiedene Marketingprogramme, die optional für die Hotels sind, können je nach deren Marketingbudget und Veranlagungen genutzt werden. Diese Flexibilität ist sehr wichtig und ermöglicht auch den Hotels zu entscheiden, in welcher Weise sie sich positionieren möchten und können.
Nach dem Vier Jahreszeiten in Hamburg sind Sie im Montreux Palace wieder in einem grossen klassischen Haus, das um 1900 erbaut wurde. Haben Sie eine besondere Vorliebe für die Belle Epoque und die Blütezeit der klassischen Hotellerie?
Definitiv – ich habe ein Herz für die traditionelle Hotellerie mit allen Ihren Facetten für Ambiente, Service und Leistungen. Es ist sehr schön ein Hotel zu leiten, welches es so nur einmal gibt und welches ein ganz besonderes Ambiente ausstrahlt. Das «Arbeitsumfeld» ist sehr wichtig für mich und es macht mir einfach Spass in einem klassischen, wunderschönen Haus zu arbeiten und es weiterzubringen in seiner Entwicklung.
Mit dem Amrita Wellness hat die Raffles Gruppe eine eigene Wellness Marke erschaffen, welche verschiedene Behandlungen, Pflegeprodukte und auch die Ernährung umfasst. Wie weit geht die Standardisierung dieses Wellness-Angebotes und wo gibt es Möglichkeiten zur lokalen Anpassungen?
Raffles Hotels und Resorts hat zwar eine eigene Wellnessmarke erschaffen, die den Gästen von Raffles Hotels & Resorts überall gleichermassen zuteil werden soll, aber aufgrund der verschiedenen Architekturen der Hotels ist eine komplette Globalisierung des Wellnessbereiches nicht möglich und auch nicht gewünscht. Es gibt die gleichen Produkte, allerdings gibt es lokale Unterschiede in den Anwendungen und dem Angebot im Allgemeinen. Zur Zeit bieten wir in Montreux auch das Chocolate Facial an, welches nirgendwo anders in den Raffles Hotels & Resorts angeboten wird. Die Schweiz als «Land der Schokolade» hat somit auch einen Einfluss auf das Angebot im Wellness.
Durch die Erweiterungs- und Neubauten hat das Montreux Palace wieder einen kräftigen Schub nach vorne bekommen. Prominente Platzierungen in internationalen Ratings, verschiedenste Preise und Auszeichnungen waren die sichtbare Folge. Welche wichtigsten Ziele haben Sie für die nächsten fünf Jahre und was werden Sie unternehmen, um diese zu erreichen?
Generell möchten wir in den kommenden Jahren unsere bereits angefangene Richtung weiterführen, immer mit einem Augenmerk auf neue Trends, um auch kurzfristig kleine Korrekturen in der Richtung vornehmen zu können. Nach den guten Ratings gilt es natürlich umso mehr, diese auch weiterhin zu verteidigen und sich dauerhaft eine gute Positionierung zu sichern. Wir werden also weiter an der Gesamtheit unseres Produktes arbeiten, sei es an der Hardware wie auch der Software.
Sie haben zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Die letzten 3-4 Jahre waren eher schwierige wirtschaftliche Jahre und ich würde mir wünschen, dass es hier auch bald wieder so bergauf gehen würde, wie das zur Zeit in Asien schon der Fall ist. Es würde mich sehr freuen, wenn wir in der Zukunft wieder ein bisschen eine konstantere Businessentwicklung in der Hotellerie haben würden – das heisst dass Buchungen wieder ein bisschen langfristiger werden.
Moneycab Interviews Raffles Le Montreux Palace, der Moneycab Testbericht
Idylle und ein Hauch von Welt, Orient und Okzident, Alpen und Riviera, cooler Jazz und rauschender Walzer. Nach umfassenden Renovations- und Erweiterungsarbeiten präsentiert sich das Palace wieder als strahlender Stern der Luxushotellerie. Falls es ein Elixier für ewige Jugend gibt, einige Tropfen finden sich im Montreux Palace. weiter…
Michael Smithuis
General Manager Raffles Le Montreux Palace
Geburtsdatum: 22. Dezember 1969
Holländer
Verheiratet
Ausbildung:
1988-1991 Diplom in Hotel Management, IHTTI, Neuchatel
1986-1987 Steigenberger Hotel Schule, Bad Reichenhall
Karriere:
2002-2003 General Manager Swissôtel, Amsterdam, Regional Director, Operations (Europe, ME & Mediterranean)
2001-2002 Corporate Director Operations, Raffles International, Hotels & Resorts, Singapore
1998-2000 Resident Manager Raffles Hotel Vier Jahreszeiten, Hamburg
1996-1997 Executive Assistant Manager Mandarin Oriental Hotel, Jakarta
1994-1996 Front Office Manager Stuttgart InterContinental Hotel
Weitere Stationen:
Al Bustan Palace Hotel, Muscat, Oman
The Mayfair InterContinental Hotel, London
M/V Orient Express, Cruise Ship