Micropayment in der Warteschleife
Die Muttertagsblumen lassen sich zeitsparend nebenbei am PC verschicken und auch einen bequemeren Schreibtischstuhl finden wir in irgendeinem virtuellen Versandhaus im Web. Bezahlt wird in aller Regel per Rechnung oder Kreditkarte. Das ergab eine Umfrage des Fachbereiches Marketing der Universität Zürich an der sich über 3000 Personen beteiligten. Danach bevorzugen über drei Viertel der Befragten die Überweisung auf Rechnung, mehr als die Hälfte zahlt auch per Kreditkarte.
Wachsende Popularität
Diese wachsende Popularität von E-Shopping verlangt allerdings auch nach neuen Methoden der Zahlungsabwicklung, denn im so genannten Kleinpreisbereich ist der Aufwand für eine Rechnungsstellung oder die Abwicklung via Kreditkarte nicht vertretbar. Darunter fällt beispielsweise der Kauf eines Musiktitels, der kostenpflichtige Download eines Hintergrundberichts bei einem Nachrichtenportal oder etwa ein Testbericht der Stiftung Warentest Kreditkartenzahlung, Rechnung oder Lastschrift sind hierfür untauglich und unwirtschaftlich, da die Kosten für die Zahlungsabwicklung den Warenwert übersteigen.
Abrechnungssysteme insgesamt noch wenig bekannt
Diesem Bedarf nach der Zahlungsabwicklung bei Kleinpreisen versuchen zahlreiche Anbieter wie Firstgate oder Web.de Rechnung zu tragen. Die Befragung der Universität Zürich ergab allerdings, dass diese Abrechnungssysteme insgesamt noch wenig bekannt sind. Gerade jeder Siebte gab an, den Begriff Micropayment überhaupt zu kennen. Die unterschiedlichen Angebote geniessen bislang wenig Aufmerksamkeit. Micropayment steckt noch in der Warteschleife. Bevorzugt wird demnach eine Bezahlung per Telefon- oder Handyrechnung. Modelle, bei denen persönliche Daten registriert werden müssen, stossen auf Ablehnung und gelten bereits als zu kompliziert. Gefordert wird von den Konsumenten eine einfache Handhabung bei gleichzeitiger Sicherheit vor Missbrauch, so die Studie aus der Schweiz.
In vielen Punkten nicht den Anforderungen entsprechend
Für Andreas Dippelhofer von der Geschäftsleitung des Düsseldorfer Abrechnungsdienstleisters acoreus liegen die Gründe für diese Haltung auf der Hand: «Ein neues Bezahlmittel zu etablieren braucht Zeit und Vertrauen. Vertrauen in den Anbieter des Zahlverfahrens und in den Anbieter der Leistung.» Für die fehlende Akzeptanz und den geringen Bekanntheitsgrad von Micropayment macht er verschiedene Faktoren aus. Die bisherigen Angebote genügten in vielen Punkten nicht den Anforderungen der Nutzer und den Anwendern von digitalen Angeboten. Ausserdem gebe es noch keinen Standard, der eine einfache und einheitliche Handhabung ermögliche. «Es gibt heute aber bereits Prepaid-Modelle, bei denen zuerst ein Konto angelegt und Guthaben aufgefüllt sein muss, bevor man das aufbrauchen kann, oder aber Billing-Systeme, bei denen eine Reihe von Einzelzahlungen kumuliert und später periodisch mittels herkömmlicher Zahlungsverfahren beglichen werden. Darüber hinaus kann allerdings auch direkt über die Telefon- oder Handyrechnung abgerechnet werden. Bei diesen mobilfunkbasierten Systemen besteht ein entscheidender Vorteil darin, dass die grosse Handyverbreitung eine allgemeine Akzeptanz des Zahlungsweges mit sich bringen wird», prognostiziert Dippelhofer gegenüber pressetext.
Mit dem Handy bezahlen
In Bonn beispielsweise besteht seit rund zwei Jahren die Möglichkeit, S-Bahntickets direkt mit dem Handy zu bezahlen. Eine Bestätigungs-SMS gilt dann als Fahrkarte. Zahlreiche andere Städte bieten den Kauf von Parkscheinen per Mobiltelefon an. Dippelhofer sieht der steigenden Bedeutung der «digitalen Kleinstwaren» gelassen entgegen. Dass die Zahlungsweise tatsächlich den Namen Micropayment tragen wird, bezweifelt er allerdings. «Die Kunst zur Durchsetzung eines Verfahrens wird darin bestehen, Bewährtes mit Neuem zu verbinden.» (pte/mc/gh)