Nestlé: Starkes organisches Wachstum

Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern steigerte den Umsatz im ersten Quartal um 14,1% auf 22,80 (VJ rev. 19,97) Mrd CHF. Das organische Wachstum bezifferte Nestlé auf 6,7%, wobei 4,8% auf internes Realwachstum (RIG) und 1,9% auf Preiserhöhungen entfielen. Der Wechselkurseffekt wirkte aufgrund des schwächeren Frankens für einmal deutlich positiv (+7,6%), der Akquisitionseffekt ganz leicht negativ (-0,2%).


Deutlich über der Zielmarke
«Das Nahrungsmittel- und Getränkegeschäft war einmal mehr Treiber unseres Wachstums», wird Nestlé-Chef Peter Brabeck in der Mitteilung vom Dienstag zitiert. Allein hier erreichte der Konzern mit Sitz in Vevey gegenüber dem Vorjahresquartal ein organisches Wachstum von 6,4% (inklusive Preiserhöhungen von 2,0%). Trotz höherer Rohstoffpreise hat der Konzern sein (langfristiges) Ziel eines organischen Wachstums von 5 bis 6% auch für dieses Jahr bestätigt, ebenso die angestrebte kontinuierliche Verbesserung der EBITA-Marge bei konstanten Wechselkursen. Obwohl das organische Wachstum im ersten Quartal deutlich über der Zielmarke lag, will Nestlé also an der bisherigen Marke festhalten. In den nächsten Quartalen werde es aufgrund der höheren Vergleichsraten schwieriger, das Ziel zu übertreffen, sagte Roddy Child-Villiers, Chef Investor Relations bei Nestlé, anlässlich einer Telefonkonferenz.


Russland mit zweistelligem Wachstum
Alle Regionen verzeichneten im ersten Quartal 2006 steigende Umsätze. In Europa stiegen die Verkäufe um 2,8%, nur in Grossbritannien und Deutschland lief das Geschäft eher schwach. Russland erzielte dagegen zweistellige Wachstumsraten. Nord- und Südamerika legten um 6,6%, die Region Asien, Ozeanien und Afrika erzielte ein Wachstum von 8,3%. Bei den Divisionen verzeichnete Nestlé Nutrition ein organisches Wachstum von 5,2%. Um der wachsenden Bedeutung der gesundheitsfördernden Ernährung Rechnung zu tragen, wurde diese Sparte erstmals separat ausgewiesen. Ohne China, wo der Konzern im Bereich Säuglingsnahrung weiter schwächelt, hätte das Wachstum gar bei 9,1% gelegen. Das Geschäft mit Mineralwasser (Nestlé Waters) legte um 10,5% zu . Die verschiedenen weltweit geleiteten Geschäfte – hauptsächlich Nespresso und Joint Ventures – wuchsen gar um 20,3%.


Kritischer Faktor Rohstoffpreis
Etwas Sorgen für die Zukunft macht sich Nestlé hinsichtlich der Entwicklung an der Rohstofffront. Neben dem Ölpreis, der vor kurzem neue Höchststände erreicht habe, seien die Kosten für viele der wichtigsten Nahrungsrohstoffe wie Milch, Kakao, Kaffee oder Zucker gestiegen, wobei der Anstieg vor allem bei den letzten zwei signifikant gewesen sei, hiess es.


«Man kann die Preise nicht beliebig anheben»
«Die Entwicklung der Rohstoffpreise bleibt eine Herausforderung», sagte denn auch Child-Villiers, «wir waren im Februar anlässlich der Bilanzmedienkonferenz optimistischer». Nestlé hat nach Preiserhöhungen im Jahr 2005 von 2,0% die Preise im ersten Quartal 2006 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar erneut um 1,9% erhöhen können. Allerdings könne man die Preise nicht beliebig anheben, sonst gehe das interne Realwachstum (RIG) zurück, meinte Child-Villiers.


Euphorische Reaktion der Börse
Die Börse reagierte anfänglich ziemlich euphorisch auf die Zahlen von Nestlé, vor allem das organische Wachstum wurde von den meisten Analysten massiv unterschätzt. Der AWP-Konsens für diesen Wert lag bei 6,0% gegenüber dem effektiven von Nestlé erzielten Wert von 6,7%. Im Laufe der Sitzung nahmen die Investoren die Gewinne bei der Aktie, die im besten Fall gut 2% betragen hatten, allerdings wieder mit, so dass der Titel um die Mittagszeit lediglich noch 0,1% höher bei 384,50 CHF stand (Gesamtmarkt leicht positiv). (awp/mc/th)

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