Neuanfang für Sulzer Medica: Ausserordentliche GV genehmigt Spin-off


Einem Spin-off von Sulzer Medica steht nichts mehr im Weg. Die ausserordentliche GV genehmigte heute mit grossem Mehr die erforderliche Statutenänderung.

Von Thomas Müller


Max Link (Foto: Keystone)
Spannend war die GV nicht, weil es zu Überraschungen hätte kommen können. Denn mit 74 Prozent des Präsenz hatte heute zum letzten Mal das Mutterhaus Sulzer das Sagen. Anwesend waren insgesamt 400 Aktionäre. Sie repräsentieren7’615’745 Stimmen oder 76,1 Prozent des Aktienkapitals. Spannend war die Generalversammlung aber, weil man sich von VR-Präsident Max Link Aufschlüsse über den Stand bei den Problemfällen in den USA erhoffen durfte.

In intensiven Verhandlungen mit KlägernSulzer Medica sucht derzeit in Verhandlungen eine gütliche Einigung mit den 1029 Klägern. «Sie werden verstehen, dass wir keine Angaben über unsere Strategie oder die erwartete Schadensumme machen können», sagte Max Link, «das würde unsere Verhandlungsposition in unverantwortlicher Weise schwächen.»


Dennoch gab Link gewisse Hinweise. Die fehlerhaften Produkte seien in den USA projektiert, entwickelt und überwiegend verkauft worden. «Sulzer Orthopedics in Austin wird für die Folgen gerade stehen müssen. Einer für alle, alle für einen spielt hier nicht!»

Die US-Tochter Konkurs gehen lassen?Er hoffe, dass die Schadenforderungen die Existenzfähigkeit der US-Tochter nicht gefährden würden, sagte Link. «Es kann auch nicht im Interesse der Kläger sein, Sulzer USA in den Ruin zu treiben.» Demnach ist nicht ausgeschlossen, dass Link die US-Tochter als erstes Pfand einsetzt und auf Zeit spielt.An einem Konkurs der US-Tochter und anschliessenden langwierigen Prozessen gegen Sulzer Medica haben womöglich auch die Kläger weniger Interesse als an einem raschen, finanziell attraktiven Vergleich. Die vergangene Woche bekannt gegebene klare Abtrennung des US-Managements nterstützt eine solche Isolation des Krankheitsherds im Konzern.

Zwei neue VerwaltungsräteDie für den Spin-off nötige Statutenänderung wurde mit grossem Mehr angenommen. Überdies wurden nach der Verabschiedung der Verwaltungsräte Pierre Borgeaud, Reto Domeniconi und Peter Spälti zwei neue Mitglieder in den VR gewählt: Steffen Gay, Professor für Experimentelle Rheumatologie am Universitätsspital Zürich und Jim Leng, britischer Unternehmer. 2002 will Max Link zwei zusätzliche Mitglieder zur Wahl vorschlagen. Das Bundesamt für Justiz erteilte im übrigen eine Bewilligung, vom Nationalitätserfordernis für die Nationalität von VR-Mitglieder abzusehen.


Möglichkeit für elektronische Stimmabgabe
Die gutgeheissenen Statutenänderungen umfassen auch eine leichte Lockerung der Stimmrechtsbeschränkungen und Vinkulierungsbetimmungen.Eingeführt wurde eine im angelsächsischen Raum gebräuchliche Nominee-Klausel, die eine treuhänderische Eintragung innerhalb eines gewissen Rahmens ermöglicht. Zudem wird die Möglichkeit für eine elektronische Stimmabgabe an Generalversammlungen geschaffen, beispielsweise übers Internet.

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