NYSE- und Euronext-Spitze einigen sich auf Fusion

Damit hat die Deutsche Börse in Frankfurt so gut wie sicher ihr Werben um Euronext verloren. Die endgültige Entscheidung haben allerdings die Euronext-Aktionäre, die dem NYSE-Gebot noch zustimmen müssen.


NYSE Euronext
Die neue Gruppe solle NYSE Euronext heissen und werde ihren Sitz in den USA haben, hiess es. Erforderlich sind noch die Zustimmung der Aktionäre beider Unternehmen sowie der Wettbewerbshüter. Die NYSE will ihr offizielles Angebot an die Euronext-Anteilseigner binnen sechs Monaten vorlegen. Für Freitag wurde eine gemeinsame Pressekonferenz in Paris angekündigt.


Konzernleitung bleibt wie gehabt
NYSE-Chef John Thain soll auch den neuen Konzern führen. Euronext-Chef Jean-François Théodore wird sein Stellvertreter und Leiter des internationalen Geschäfts. Das US-Hauptquartier soll in New York sein, das internationale Geschäft soll aus Paris und Amsterdam geleitet werden. In London werde das Derivate-Geschäft bleiben. Dem Aufsichtsrat sollen 11 Mitglieder von NYSE-Seite und 9 von Euronext angehören.


Deutsche Börse Fusionsangebot abgelehnt
Die Deutsche Börse hatte trotz des sich abzeichnenden Erfolg der US-Konkurrenz bis zuletzt versucht, die Euronext-Aktionäre für ihr eigenes Fusionsangebot zu gewinnen. Zuletzt schlug sie Euronext vor gut einer Woche sogar unter bestimmten Umständen den Chefposten in einem gemeinsamen Unternehmen vor. Die Deutsche Börse bot Euronext- Aktionären in einer «Fusion unt er Partnern» nach eigenen Angaben 76,60 Euro in Aktien und bar des neuen Unternehmens, wobei der Baranteil deutlich unter demjenigen der NYSE liegt. Euronext favorisierte jedoch schon länger das NYSE-Angebot. Gegen eine innereuropäische Lösung standen vor allem die Interessen Pariser Marktteilnehmer sowie Wettbewerbsbedenken.


Jährliche Einsparungen von 295 Mio Euro
Die Unternehmen erhoffen sich von der Fusion jährliche Einsparungen von 295 Millionen Euro auf Vorsteuerbasis. Davon kämen etwa 195 Millionen Euro aus der Zusammenlegung der IT-Systeme und Plattformen.


Deutsche Börse Übernahmepläne scheitern
Die Deutsche Börse AG war 2005 bereits wegen des Widerstandes grosser Hedge-Fonds in den Reihen ihrer Aktionäre mit den Übernahmeplänen für die Londoner Börse gescheitert. Daraufhin ging der damalige Chef Werner Seifert. Für den Fall eines Scheiterns bei Euronext erwägt die Betreibergesellschaft des Frankfurter Handelsplatzes Wachstum durch andere Zukäufe. Als eine Möglichkeit wurden Zusammenschlüsse mit deutschen Regionalbörsen genannt.


Fusion mit den Europäern sehr wichtig
Für die NYSE ist die Fusion mit den Europäern sehr wichtig. Die meisten grossen Börsengänge der vergangenen Jahre hätten ausserhalb der USA stattgefunden, räumte NYSE-Chef am Donnerstag ein. Ausländische Unternehmen scheuten wegen des Sarbanes-Oxley Act – ein Gesetz zur Verbesserung der Unternehmensberichterstattu ng – eine Notierung in den USA. Mit der Fusion mit Euronext will Thain die New Yorker Börse wieder attraktiver für Börsengänge machen. Ausserdem erhält die NYSE durch Euronext mit der Londoner LIFFE die lang ersehnte starke Position im elektronischen Derivatehandel.


NASDAQ stieg bei LSE ein
Bei der London Stock Exchange , die die Deutsche Börse nicht übernehmen konnte, ist inzwischen die US-Technologiebörse NASDAQ mit rund 25 Prozent eingestiegen. Damit bilden sich zwei grosse transatlantische Börsenverbünde. (awp/mc/ab)

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