SNB-Direktionsmitglied Jordan beurteilt Wirtschaftsausblick «recht positiv»

Die Wachstumsrisiken sind nach unten und die Inflationsrisiken nach oben gerichtet, sagte SNB-Direktoriumsmitglied Thomas Jordan am Montag vor der Zuger Wirtschaftskammer in seinem Referat «Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Schweiz». Demnach dürfte die Schweizer Wirtschaft 2008 trotz einer deutlichen Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik mit einer Rate von 1,5% bis 2,0% wachsen und somit nahe des Potenzialwachstums expandieren. Die Inflation sollte im Laufe des Jahres wieder auf unter 2% fallen, bekräftigte Jordan frühere Aussagen der SNB-Spitze.


SNB-Zielband «angemessen»
Unter diesen wirtschaftlichen Umständen scheine daher das Zielband der Nationalbank für den Dreimonats-Libor von gegenwärtig 2,25% bis 3,25% auf einem angemessenen Niveau zu sein. Zudem sei der fiskal- und geldpolitische Spielraum in der Schweiz insgesamt grösser als noch in den 1990er Jahren, fügt Jordan mit Blick auf die Finanzkrise an. Bei einer Verschärfung der Krise auf den Finanzmärkten oder bei einer stärkeren Verlangsamung der amerikanischen- und insbesondere der europäischen Konjunktur könnte das Wachstum in der Schweiz aber durchaus tiefer ausfallen, warnt Jordan.


«Recht positiver Ausblick»
Die Nationalbank werde daher die weitere Entwicklung von Konjunktur und Inflation sehr genau beobachten, um allfälligen Handlungsbedarf frühzeitig zu erkennen und rasch und flexibel reagieren zu können, so Jordan weiter. Jordan nennt vier Gründe für den aus heutiger Sicht noch «recht positiven» Ausblick für die hiesige Wirtschaft. So ergebe sich aus der unverändert robusten Konjunktur in Europa eine graduelle Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik auf dem alten Kontinent als wahrscheinlichstes Szenario, was für die Schweiz besser verkraftbar wäre.


Schweizer Franken gegenüber Euro stabil
Zweitens habe sich der Schweizer Franken zwar gegenüber dem britischen Pfund und dem US-Dollar deutlich aufgewertet, nicht aber gegenüber dem Euro. Solange sich die Wechselkursbewegungen gegenüber dem Euro in Grenzen bewegen, seien keine dramatischen Auswirkungen für die Schweiz zu erwarten. Die bisher beobachtete Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro stellt Jordan zufolge eher eine Normalisierung dar.


Tiefe Verschuldungsquote
Als nächsten Punkt nennt Jordan die solide Finanzierung der Schweizer Unternehmen und Privathaushalte. Die tiefe Verschuldungsquote schirme sie gegenüber einer Verschärfung der Kreditkonditionen ab und der Privatkonsum dürfte sich in der Schweiz weiterhin als Stütze erweisen. Viertens dämpfe die Aufwertung des Frankens gegenüber dem US-Dollar die Konsequenzen höherer Rohstoffpreise. Dies entlaste Produzenten und Konsumenten gleichermassen. (awp/mc/ps)

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